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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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22. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0914

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DER KUNSTMÄRKT — von den Auktionen

Bevorftefaende Auktionen

ÄÄCHEN In den Räumen der Firma Ant.
C r e u e r (vorm. Lemperß) findet am 5. Dezember
und an den folgenden Tagen die Verfteigerung
der Sammlungen Dr. Dickfchen-Geldern und
Vollrath-Crefeld ftatt. Die Kollektionen ent-
halten befonders hervorragende Delfter und
deutfche Fayencen, rheinifche Steinzeuge, ge-
fchliffene Gläfer, Porzellane, Arbeiten aus Eifen,
Kupfer, Zinn, Bronze, Silber und Gold. Da-
neben Tafchenuhren, Münzen, Holzfkulpturen
und gefchniljte und eingelegte Möbel, unter
denen [ich im befonderen koftbare Original-
Renaiffancemöbel befinden. Den Befchluß des
Kataloges, der etwa 1000 Nummern mit 20 Licht-
drucktafeln und etwa 160 Abbildungen umfaßt,
machen ca. 200 Stück Waffen.

BERLIN Bei Rudolph Lepke kommt vom
3.—9. Dezember die Sammlung Gieldzinski-
Danzig zur Verfteigerung, und damit verfchwin-
det wieder eine der Sammlungen, die die Zeug-
niffe des Kunftfleißes einer gefdiloffenen Land-
fdhaft in zeitlicher Folge und in ihren Pracht-
ftücken vereinigte. Von all dem, was Kunftwerke,
die aus Süddeutfchland, den Niederlanden und
Oberitalien eingeführt wurden, was Künftler,
die fich im 16. und 17. Jahrhundert der vom
30jährigen’Kriege verfchonten Stadt zuwandten,
zu der Ausftattung des Bürgerhaufes beitrugen,
find hier ausgezeichnete Beifpiele erhalten. Auch
von dem im 17. und 18. Jahrhundert frifch fich
regenden Zunftleben geben die Deckelkannen,
die Humpen, Zahlkellen, Tabaksteller, der be-
fonders intereffante Willkomm der Elbinger
Fifcherinnung von 1694, ein zum Andenken an
das Thorner Blutgericht von 1724 aufbewahrter
Holzpokal, und nicht zuletzt fechs fchöne Modell-
fchiffe Beweife. Schützenketten find auch vor-
handen, und die Lichtkronen, Prunkfchüffeln,
Becher und Kaffetten legen Zeugnis ab von der
hohen Blüte des Danziger Zinn- und Rotgießer-
Handwerks. Auch die Edelfchmiedekunft ift mit
bemerkenswerten Stücken Danziger wie ruffi-
fchen und holländifchen Urfprungs vertreten.
Die pompöfeften Proben Danziger Kunft find
aber die wirklich fehr fchönen Barockfchränke,
die den holländifchen Stücken der Sammlung
überlegen find, die Tifche, Truhen und Kaffet-
ten. Es ift hier neben der reinen Holzfchniße-
rei auch gute Intarfienarbeit zu finden, und
einige Stücke laffen fich fogar mit ziemlicher
Genauigkeit auf das erfte Drittel des 17. Jahr-
hunderts datieren, mit Hilfe ganz ähnlicher
Stücke an Danziger Hausportalen, und an der
Hand beglaubigter Arbeiten laffen fie fich in die

Nähe der Hauptmeifter Danzigs, z. B. derBlock-
fchen Schule, rücken. Selbft von der faft ver-
fchollenen Altdanziger Keramik, wie fie im 18.
Jahrhundert in Stolzenberg hergeftellt wurde,
enthält die Sammlung Proben. Immerhin ge-
nügte hierin bereits den Zeitgenoffen die hei-
mifche Produktion nicht völlig, und fo befaß
denn gerade auf diefem Gebiete Gieldzinski
auch die Dinge, die im Laufe der Zeit ihren
Weg von auswärts in die zahlreichen Danziger
Kunftkammern gefunden hatten: Porzellane aus
Meißen und Berlin, aus Sevres, Chelfea und Alt-
China. Auch bei der Kleinplaftik, den Minia-
turen u. a., mifcht fich unter die Danziger Stücke
manches fremde. Aus den alten Privatgalerien,
die im 18. Jahrhundert der Stolz der Stadt wa-
ren, und dann in den Kriegswirren des begin-
nenden 19. zugrunde gingen, ftammt auch ein
Teil der Gemälde, die der Katalog verzeichnet.
Von einheimifchen Künftlern find vertreten
Eduard Hildebrandt, T. Gregorovius, und die
bisher nicht genannten Dan. Huffland (um 1780)
und G. L. Siegmund (um 1805) und befonders
der Minaturift Meißner. In einigen weiteren
Stücken glaubt Baurat G. Cluny, deffen auf-
fchlußreichem Vorwort diefe Angaben entnom-
men find, ältere Meifterftücke der Danziger Maler-
zunft zu erkennen.

* *

*

Die Verfteigerung bei Gebrüder Heilbron am
26. November bringt den Reft des künftlerifchen
Nachlaßes von Reinhold Begas. Es befinden
fich dabei, neben kleineren Originalen und ne-
ben Abgüßen nach Begasfchen Werken, die
großen Stücke des Strousberg-Sarkophags, das
Prometheus-Relief, Eva mit ihren Kindern, und
die große Gruppe: der elektrifche Funke. Von
den zahlreichen Originalmodellen und Skizzen
werden einige dem lebhafteren Intereffe begeg-
nen: vor allem der unausgeführt gebliebene
Entwurf zu einem Bismarck-Grabmal, dann das
Gipsmodell eines Beethoven-Denkmals, und der
erfte Entwurf für den Siegesalleebrunnen. Auch
die leßte Arbeit des Künftlers, ein Entwurf zu
einem Herkules-Brunnen, kommt zum Ausruf.
Abwechfelnd mit diefen Plaftiken werden Ge-
mälde und einige Bildwerke aus der Sammlung
des Geh. Kommerzienrats Efchebach -Dresden
und aus anderem Privatbefit) ausgeboten. Der
illuftrierte Katalog verzeichnet durchweg be-
kannte Namen. Wir nennen daraus: 3 Kartons
von W. v. Kaulbach, Landfchaften von A. Achen-
bach, Hagemeifter und Leiftikow, diefe mit Echt-
heitsbeftätigung von Max Liebermann. Lieber-
mann felbft ift ebenfalls, mit zwei Studien, ver-
treten. Dann folgen Courbet, Meiffonier, Chap-

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