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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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11. Heft
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Der Kuntsmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0483

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STATTGEHÄBTE AUKTIONEN

Summen von ihm bezahlt worden waren, als
diefe nun gebracht haben. Die berühmteren
Pendants, die Wertheimer befeffen, waren be-
reits privatim verkauft worden. Jeßt kam noch
ein italienifdies, 16. Jhrh., einen goldenen Del-
phin mit Ämphitrite darftellend, zur Auktion
und brachte es auf £ 3000 (Currie). Es hatte
ehemals Louis XIV. und Louis XV. gehört und
war dann in den Befiß der Gräfin Segur und
deren Familie gelangt; ein anderes Pendant,
einen Falken darftellend, aus der Batowska-
fammlung, das Wertheimer mit £ 4000 als
deutfche Arbeit gekauft hatte, wurde jeßt von
Kennern als wahrfcheinlidi fpanifch bezeichnet
und drum mit nur £ 800 bezahlt (A. Wert-
heimer). Eine italienifche zweihenklige Schüffel
aus Bergkriftall, 16. Jhrh., koftete £ 650, und
ein Reliquiarium aus der gleichen Zeit in Form
eines antiken Tempels aus Bergkriftal, £ 800,
keine allzu hohe Summe für diefes Werk (Cooke).
Am zweiten Tage trug eine franzöfifcbe Möbel-
einrichtung, beftehend aus einem Sofa, einer
Bergere und fechs Fauteuils mit alten Beauvais
Tapefterien nach Boucher bezogen, den höchften
Preis, £ 13650, ein (Seligmann). Hohe Preife
brachten außerdem noch: ein Paar Kandelaber,
Louis XVI., £ 9971/2; ein Savonnerieteppich
^2730; ein Konfoltifch j£840; ein Bibliotheks-
tifch und Cartonniere £ 1050; 12 Paneele, die

Napoleon dem Könige von Württemberg zum
Gefchenk gemacht hatte, £ 34672 (Pawfey und
Payne) ufw. Für ca. 20 Standuhren, meift aus
der Zeit Louis XVI., gab es fehr hohe Preife.
A. Wertheimer allein kaufte zehn für faft £\5000.
Am teuerften, £ 3045, war eine aus der Zeit
Louis XVI., die einer in der Wallace Collection
ganz ähnlich ift. Erwähnt fei außerdem noch
eine Biscuitbüfte Louis XV., einft in der Samm-
lung der Hon. Mrs. John Äshley, die £ 892%
koftete (Goldfchmidt).

Der 11. Mai brachte dann einen Triumph für
die frühe britifche Kunft, vor allem wieder
für Raeburn. Vor faft genau einem Jahre
brachte deffen Mrs.Robertfon Williamfon ^23415,
den höchften Preis, der je in einer öffentlichen
Auktion in England bezahlt worden war. Jeßt
hat feine Mrs. Hay £ 22260 eingetragen. Das
Porträt im vorigen Jahre gab die ganze Figur,
das diesmalige war nur ein Knieftück, 4872X3872
inches im Umfang. Troßdem feit dem vorigen
Jahre zahlreiche Bilder Raeburns aus Privat-
befiß zur Auktion gelangt find, ift alfo die
Kaufluft nicht abgefchwächt, wenn es fich um
ein bedeutendes Werk diefes Meifters handelt,
der noch vor wenigen Jahren nur als ein „Männer-
maler“ galt, und deffen Auktionspreife verhältnis-
mäßig niedrige waren. Das Porträt der Mrs. Hay

und auch das ihres Gatten, das nur 5000 gs ein-
trug, erfteres wurde von Duveen, leßteres von
Knoedler erftanden, war von Abkommen der
Porträtierten auf die Auktion gefchickt worden.
Die Mrs. Hay ift in weißem, ausgefchnittenem
Muffelinkleid mit langen Ärmeln und einem hell-
blauen Gürtelband dargeftellt und trägt ein
hellblaues Häubchen auf dem gepuderten Haar.
Sie fißt nach links zu auf einem grünbezogenen
Stuhl, und die gefalteten Hände ruhen auf dem
Schoß. Blattwerk und eine Landfchaft geben
den Hintergrund ab für die vornehme Figur und
das lebendige, ausdrucksvolle Geficht. Das Bild
hatte während der Ausftellungstage größtes
Auffehen hervorgerufen. Man hofft, es werde,
wie das Porträt der Mrs. Robertfon Williamfon,
das jeßt dem Lord Michelham gehört, in Eng-
land bleiben. Die Porträts der Mrs. Hay und
ihres Gatten dürften etwa aus dem Jahre 1795
ftammen, wiewohl ihr Stil fchon den fpäteren
Raeburns erkennen läßt. Sie waren bisher ganz
unbekannt gewefen. Am gleichen Tage kamen
noch weitere, auch meift unbekannte Raeburns
zum Verkauf: „Duncan Davidfon of Tulloch“,
£ 14177a (Colnaghi & Obach), und feine Gattin
Lucy, £ 3360 (A. Wertheimer); „Lord Craig“,
£ 89272 (Tooth); „Lamont of Lamont“, £ 630
(Agnew); „Lady Seton“, £ 1134 (A.Wertheimer);
„Captain Haldane“, £ 861 (1875 £ 34.13.0).

Neben Raeburn waren Gain sborough, Rey-
nolds, Lawrence ufw. vertreten. Reynolds
„Miffes Paine“ koftete £ 9030 (Agnew); feine
„Lady Anne Stanhope“ £ 6450; feine „Lady
SaraBunbury“ ^ 8610;’ feine „Lady Blake als
Juno“ £5250 (alle drei Sulley). Gainsboroughs
„Porträts feiner Töchter Mrs. Fisher und Miß
Gainsborough“ wurde um £ 8400 von Meffrs.
Agnew angekauft (1864 „£117.12.0, 1888 ^210,
1902 für £ 5880 von dem verftorbenen Ch. Wert-
heimer erftanden). Andere Gainsboroughs waren:
„Porträt des John Eid“, ein vorzügliches Bild,
£ 4200 (Knoedler); „Porträt der Lady Frances
Dashwood Peyton“, £ 2940 (Agnew); „Porträt
des Sir Paul Pechei“, £ 609 (A. Wertheimer);
„Porträt des Captain Frederick'Cornewell, R. N.,
£ 441 (Agnew) und eine „View in Suffolk“,
£ 336 (Morris). Gainsboroughs Bildnis von
der Hand des Zoffany ging an A. Wertheimer
für £ 294 über. Von den übrigen verkauften
Werken feien noch angeführt: Romneys „John
Foote“, £ 1365 (Agnew); dito „George Talbot
Hatley Foote“, £ 4751/2 (Agnew); dito „Mrs.
Drake“, £ 4727a (Knoedler); dito „Miß Mary
Waring“, £ 651; Hoppners „Mrs. Granville“,
£ 3570 (A. Wertheimer); dito „Mrs. Beloc“,
£ 2415 (Gooden & Fox); Lawrences „Miß
Brooke“, £ 756; Wright of Derbys „Mrs.

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