Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

DOI Heft:
17. Heft
DOI Artikel:
Rundschau - Sammlungen
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0716

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUSSTELLUNGEN

Die Abteilung der modernen Gemälde erhielt
zwei Gefchenke, eine brillante Ölfkizze J. H.
van Maftenbroeks zu [einem großen Gemälde
„Dampf, Rauch und Regen“ in der Berliner
Nationalgalerie und zweitens eine geiftvoll be-
handelte Änficht des Rotterdamer „Leuvehaven“
von der Hand Eugene Boudins, wohl 1862
bei [einem Aufenthalt in Holland entftanden. —
Für die graphifche Abteilung wurden 9 Ra-
dierungen von der Rotterdamer Künftlerin J|ac.
A. de Graaff erworben. K. L.

AUSSTELLUNGEN

BERLIN Von den acht Malern, die im Salon
SCHULTE ihre Kollektionen ausgeftellt haben,
bezeichnen [ich vier als Autodidakten und unter
diefen vieren ift ein einziger, dem man, ohne
allzu große Leichtgläubigkeit, Zutrauen kann,
daß er auf [eine Weife weiterkommen wird:
Willy Brandes, deffen Bilddien „Beim Melken“
troß [tarker Farbigkeit zufammenhält, und der
in den ruhenden Kühen farbig wie formal einen
hübfch gefchloffenen Eindruck erreicht. Die
übrigen Arbeiten fallen noch zu [ehr auseinander
und die Oberflächencharakteriftik ift oft noch
recht ungenügend. Von den übrigen fcheint
Heinrich Mit [eher wenigftens Empßndlichkeit
und Verftändnis für die organifche Form mitzu-
bringen. Aber auch bei ihm ftört der Mangel
an Wahrheit im Stofflichen und noch mehr eine
grobe, plakatartig knallende Farbigkeit. Es darf
doch nicht überfehen werden, daß auch die fchönfte
Geiftigkeit und das tieffte Verftändnis für die
Angelegenheiten der Kunft nicht vom Malen-
können im handwerksmäßigften Sinne entbindet.
Arthur Terftegens Stilleben find wefentlich
dekorativ, etwas weichlich bei aller ftarken
Farbigkeit und in der Raumdarftellung zu [ehr
auf lineare Hilfsmittel angewiefen. Der Freie
Künftlerbund München bringt guten Durch-
fchnitt, keinerlei Überrafchungen oder Befonder-
heiten. Walter Firles Prinzregentenbild ift be-
kannt, fonft hält man vor den Arbeiten von Jan
Engel, H. Hofmaier, R. Koefeliß, Guftav
Kraufche, H. Kreyffig, M. Pißner, G. Rie-
näcker und Jofef Schäfer einen Augenblick
den Schritt an. Dagegen fei ein Diaz (Mädchen
mit Hund) dringlichft empfohlen. H. Fr.

* *

*

Die Galerie Eduard Schulte wird im Herbft
d. J. eine große Karl Schuch-Ausftellung ver-
anftalten, die den Entwicklungsgang diefes großen
Künftlers in umfaffender Weife und unter Vor-
führung feiner beften Werke zur Änfchauung
bringen foll.

Im Jahre 1904 brachte die Firma Eduard
Schulte die erfte Ausftellung Schuch [eher Werke,
ein halbes Jahr nach dem Tode der Künftlers,
der zu Lebzeiten feine Bilder weder ausgeftellt
noch verkauft, fondern, im fteten Streben nach
der höchften Vollendung, nur feiner Kunft ge-
lebt hatte.

Es war zunächft nur ein kleiner Kreis — an
der Spiße Tfchudi —, der die eminente Be-
deutung Schuchs erkannte. Aber allmählich ging
auch der Allgemeinheit das Verftändnis für die
hohen künftlerifchen Qualitäten feiner Werke
auf, bis endlich heute die Erkenntnis [ich Bahn
gebrochen hat, daß Karl Schuch neben Leibi die
bedeutendfte Stelle im fogenannten Leiblkreife
gebührt.

MÜNCHEN Die GALERIE HEINEMANN hat
aus eigenem Befiß fowie aus Münchner, Buda-
pefter, Parifer und Madrider Privatbefiß eine
reichhaltige Ausftellung von Werken des älteren
Eugenio Lucas und feines Kreifes veranftaltet.
Man erhält hier einen guten Überblick über das
Schaffen diefes gewandten Madrider Malers, def-
fen zahlreiche Arbeiten — wie man auch bei
den in München ausgeftellten Werken feftftellen
kann — von fehr ungleicher Qualität find. Mit
am höchften möchten wir das kleine 1858 ent-
ftandene Bild werten „Poftkutfche im Gewitter“,
das an malerifcher Feinheit Goya wirklich nahe
kommt, fowie das frühe, im Kolorit fehr reiz-
voll und prickelnd behandelte Bildnis des Stier-
kämpfers Francisco Montes. Von den mehr
oder weniger durch Goya infpirierten Arbeiten
fei der „Gehängte“, die „Teufelsaustreibung“, die
kleine „Stiergefechtsfkizze“, die „Sakraments-
austeilung“ (1860) fowie die fpäte „Kriegsfzene“
(1869) befonders hervorgehoben. Neben dem
bereits genannten Porträt fieht man noch ein
anderes Toreroporträt aus dem Anfang der
fünfziger Jahre und das ganz im Durchfchnitts-
ftil der damaligen franzößfehen Malerei gehal-
tene Selbftbildnis des Künftlers. Wenig befrie-
digen zwei Entwürfe zu dekorativen Malereien,
die Lucas für das Palais Salamanca in Madrid
ausgeführt hat: [chlechte Imitationen franzöfi-
fcher Rokokokunft. Mit die felbftändigften Lei-
tungen von Lucas unter den ausgeftellten Wer-
ken find feine flott hingefeßten, von einem
lyrifch-romantifchen Hauch durchwehten, meift
auf den Akkord Blau-gelb abgeftimmten Land-
fchaften, wie der Gebirgfee von 1856, die bei-
den Rundbilder von 1858 und das große Ge-
mälde „Schmuggler in der Sierra“ von 1861,
das man auch „Carmen, III. Akt“ nennen könnte.
Daß der ältere Lucas in feiner Landfchaftsmalerei
von feinem Schwager, dem fruchtbaren Land-

680
 
Annotationen