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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 4
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Nochmals: Eine internationale Kunstausstellung in Mannheim
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Die Werkstatt der Kunst.

Heft 4.

geschmackvoller Fleck an der Wand, verbitten es
uns einfach, über den Schottisch-Dachauerischen
Kamm geschoren zu werden. Und das werden
wir, denn bserr Dill gehört nicht zu denen, die sich
„drein reden lassen", wenn sie es nicht nötig haben.
Und „Zaungast" werden wir auch wieder spielen
dürfen, wenn die Ausländer das Geld forttragen,
das badische Städte und Stände aufbringen
für die Dreihundert-Iahresfeier einer deut-
schen, einer badischen Stadt!
bserr Dill sollte es wissen, daß es sich durch
die Art, wie er die Karlsruher Internationale Aus-
stellung ins Werk gesetzt hat — der äußere Lin-
druck der Ausstellung mag noch so glänzend ge-
wesen sein —, einfach das Recht verwirkt hat, einen
solchen Auftrag in einer badischen Stadt ein
zweites Wal zu übernehmen; es sei denn, er gäbe
vorher Garantie, daß das Karlsruher Stück in
Mannheim nicht noch einmal gespielt wird!
Die Künstler sollen sich bei Zeiten wehren.
Sie sollen sich das einfach nicht mehr gefallen
lassen. Ich glaube kaum, daß die Mannheimer
Stadtverwaltung eine Ahnung oder Erinnerung der
damaligen Karlsruher Vorgänge hat. was nützen,
wenn der Fehler gemacht ist, alle Zeitungs-
polemiken, an denen es damals in Karlsruhe durch-
aus nicht gefehlt hat. Aber das kleine Stürmchen,
das damals durch die Gemüter und die Blätter
blies, das hat sich bald gelegt und in ein sanftes
Säuseln verwandelt. Immerhin ist wenigstens ein
Teil der damaligen Vorkommnisse in Zeitungs-
artikeln und Berichten über — sogar! —- statt-
gefundene Protestversammlungen niedergelegt. Da-
mit kann also gedient werden, wenn heute diese
Zeilen Anstoß und Protest erregen sollten. Schade
genug, daß damals die „Werkstatt der Kunst" noch
nicht existierte, die der einzig richtige Ort gewesen
wäre, das vorgehen der Karlsruher Ausstellungs-
leitung dauernd festzunageln. —
Die Laien, all die Stadträte und Kommissionen
und Vorstände und Vereine, sie machen ihre Fehler,
weil sie es nicht besser wissen. Aber die Mann-
heimer haben ein Beispiel vor sich, an dem sie
lernen können, wie man es nicht macht, ^herr
Dill wird es aber heute in Mannheim gerade so
machen, wie er es gestern in Karlsruhe gemacht
hat. Ich glaube nicht, daß er seinen Standpunkt
inzwischen geändert hat. Die Stadt Mannheim
hat sich bserrn Dill „gesichert" der als „bewährte
Kraft im Veranstalten internationaler Ausstellungen"
gilt. Also! was soll sie besseres tun, wenn sie
es nicht besser weiß?! —
Lserr Professor Ludwig Dill, der in den vor-
stehenden Zeilen, deren Schärfe wir schon sehr ge-
mildert, so stark angegriffen wird, befindet sich gegen-
wärtig, wenn wir recht unterrichtet sind, in Italien,
hat uns aber bei seiner Abreise von Dachau ge-

legentlich einer Mitteilung seinen Aufenthaltsort da-
selbst nicht bekannt gegeben, so daß es uns also
nicht möglich war, diesen Aufsatz ihm vorher zur
Kenntnisnahme und eventueller Rückäußerung vor-
zulegen. wir sind jedoch in der Lage, jenen Künstler
sprechen zu lassen, der, von ganz allgemeinen Gesichts-
punkten geleitet, Kritik daran übte, ob Städte wie
Mannheim und andere die innere Berechtigung be-
sitzen, internationale Ausstellungen zu veranstalten.
Da uns bserr Professor Dill nicht erreichbar war, so
ersuchten wir diesen offenbar sehr gut unterrichteten
Künstler um freundliche Nückäußerung, der uns u. a.
folgendes schreibt:
„Ueber die damalige Karlsruher Ausstellung
will ich Ihnen wenigstens in Kürze die positiven
Punkte auszählen, welche hier als Grundlagen zur
Beurteilung der Verhältnisse wichtig sind. Die Re-
gierung hatte damals die Sache, einer Idee des
verstorbenen Staatsministers Nokk folgend, ins Leben
gerufen. Die Leitung wurde Herrn Professor Dill
übertragen, welcher durch die Münchener Sezessions-
ausstellungen als bewährter Ausstellungsleiter be-
kannt war, eine Eigenschaft, welche ich Herrn Pro-
fessor Dill durchaus nicht abstreite. Professor Dill
hatte das Recht oder richtiger gesagt: die Aufgabe,
die Künstler, Deutsche und Ausländer, einzuladen,
persönlich einzuladen bezw. Kunstwerke auszuwählen.
Daneben war eine Karlsruher Kommission und Jury
aus den verschiedensten Künstlern (Mitgliedern der
Genossenschaft, wie des Künstlerbundes und außerhalb
von Korporationen stehenden Persönlichkeiten) von
der Regierung bestellt worden, in welcher allerdings
die Akademieprofessoren, wie das in einer kleineren
Kunststadt nur zu begreiflich ist, sehr überwogen.
Diese hatten über alle badischen Kunstwerke und
über alle diejenigen zu jurieren, welche, ohne persön-
lich eingeladen zu sein, einschickten.
Tatsache ist nun, daß bei dieser Einrichtung
und bei dieser Art der Zusammensetzung dieser Jury
viele badische Künstler refüsiert wurden und gerade
auch eine Anzahl begabter jüngerer Leute. Tatsache
ist wohl auch der eine Fall, daß einem bekannten
Künstler, der persönlich aufgefordert war, sein Bild
von Professor Dill wieder zur Verfügung gestellt
wurde, weil es, wie der Ausdruck dem Sinne nach
wenigstens gelautet haben soll, in das Ensemble nicht
passe. Ich weiß freilich nicht, ob dies Bild speziell
verlangt worden war: es war jedenfalls, wofern
ich mit dem Verfasser des Vorstehenden denselben
Fall im Auge habe, kein badischer Künstler, jedoch
will ich den sehr bekannten Namen desselben hier
nicht nennen. Tatsache ist jedenfalls, daß diese Aus-
stellung, diese Jury und dieses Refüsieren in der
badischen, insbesondere der Karlsruher Künstlerschaft
eine große Erregung hervorrief —- wie das ja die
Folge des waltens so mancher Jury ist — ob und
inwieweit mit Recht, wird bei den einzelnen Ver-
anstaltungen immer verschieden, jedenfalls stets sehr
schwer objektiv festzustellen sein. Tatsache ist jeden-
 
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