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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 30
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Kurtz, Charles Mears: Deutsche Kunst in Amerika: Uebersetzung aus der Zeitschrift Academy Notes (Februar 1906. Nr. 9) in Buffalo
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0413

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OlLwerklwtt der RuM

l^eäaktem: tzemrlck Stemback.

V. Jakrg. I)est 20. A 22. April 1906.

In diesem ^eUe unserer LeUsckrUl erteilen v?ir i eciern Rünslier das freie Mort. Mir sorgen dafür, das tunlichst keinerlei
Angriffe auf Personen oder Genossenschaften abgedruckt werden, okne dass vorder der Angegriffene die Möglichkeit gekabt
KLtte, in dernselben yefte;u erwidern. Vie Redaktion kalt sich vollständig unparteiisch und gibt durch den Abdruck keineswegs
eine clebereinstirnrnung rnit den auf diese Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. -

veutscke Kunst in Amerika.
Übersetzung aus der Zeitschrift ^caäeiu^ t>lotss (Februar ^906, Nr. 9) in Buffalo.

Früher vor HO—50 Zähren fielen die meisten
Zahlungen für fremde Bilder in Amerika auf Werke
deutscher Künstler. Heute ist die deutsche Kunst in
den Kunsthandlungen und Galerien kaum zu finden
und die deutsche Kunst wird vom Publikum und
den privat- oder Kunstausstellungen wenig gefördert.
Woher rührt das? Vielleicht ist der erste Grund
der, daß die amerikanischen Kunsthändler feste Ver-
bindung mit französischen Künstlern und französischen
Händlern, daß sie guten Verdienst an französischen
Arbeiten besitzen und daß sie deshalb zögern, den
Versuch mit einer anderen Schule zu unternehmen,
daß sie fürchten, diese günstigen Verhältnisse zu be-
einträchtigen.
Zn den Tagen, als die alte Düsseldorfer Schule
in Aufnahme war, wurden hohe Preise von den
deutschen Künstlern, die beliebt waren, gefordert,
und amerikanische Händler fanden, daß sie genötigt
waren, bedeutende Geldsummen anzulegen, wobei
sie dann keinen großen Gewinn erwarten konnten.
Dann wurde der französische Markt eröffnet, damals
als die französische Kunst dieselbe Ausdrucksweise besaß
wie die Düsseldorfer Schule, die sogen. Anekdoten-
Malerei. Unsere Händler kamen zu der Ueberzeu-
gung, daß sie mit kleineren Geldauslagen größeren
Gewinn erzielen konnten. Allmählich geriet die deut-
sche Kunst in Mißkredit und die französische Kunst
wurde ausgenommen.
So war der Stand der Dinge vor der Zahr-
Hundert-Ausstellung s876. Zn diesem Zahr lebte
in Amerika das künstlerische Znteresse wieder auf
und die Vertreter der französischen Kunst, unter-
nehmungslustig, wie sie waren, profitierten dabei.
Später fanden die Werke der Barbizon-Schule gün-
stige Aufnahme in diesem Lande und sie wurden ge-
pflegt fast bis zur Ausschließung feder anderen
Schule, bis es Mode wurde, englische Gemälde des
s8. und s9. Zahrhunderts zu sammeln. Obgleich
wir die höchste Anerkennung der barbizonischen
Schule zollen und den besten Werken der großen
englischen Maler des vorigen Zahrhunderts und
früher, so muß zugegeben werden, daß wir, indem
wir unsere Aufmerksamkeit nach dieser Richtung
hin gelenkt, außer acht gelassen haben, was getan
worden ist und getan wird von anderen Schulen.
Erst vor kurzem ist uns die Güte der Werke der

„Glasgow"-Schule gegenwärtig geworden — eine
künstlerische Bewegung von demselben Reiz wie
jene Barbizons. Wir sind auch durchaus nicht mit
der deutschen Kunst in Berührung geblieben. Auf
der Weltausstellung in St. Louis war die Abtei-
lung der deutschen Kunst wirklich hervorragender
als diejenige jeder anderen Nation, die daran teil-
nahmen, d. h. die eingeführten Werke hatten durch-
schnittlich einen höheren künstlerischen Wert, die Ein-
richtung war ebenso hervorragend. Die Ausstellung
machte durch Ernst und Würde auf Kenner sofort
Eindruck. Man muß der „HllriZbt Hin O allere"
gratulieren, daß sie in den Besitz eines noblen
Werkes der deutschen Kunstabteilung gelangt ist,
„Dbe Lreabers" von Hans v. Bartels, eines der
größten Werke in der permanenten Kollektion der
Galerie und eines der bewunderungswürdigsten.
Dieses Gemälde war in der Septembernummer der
„Hoaäem^-Aows" reproduziert. Es ist eine schöne
Probe der hervorragenden Arbeit, die von deutschen
Malern geleistet wurde.
Es ist zu wünschen, daß in nicht zu ferner Zeit
der „HllriZbt Hat tllallerx" durch eine Ausstellung
von vorsichtig ausgesuchten deutschen Gemälden Ge-
legenheit gegeben werde, um zu zeigen, was gegen-
wärtig als Bestes in der deutschen Kunst vorhanden
ist. Fast ein Drittel von Buffalos Einwohnern
(HOO OOO) ist zusammengesetzt aus Deutschen (deut-
scher Geburt oder Herkunft) und es würden solche
Ausstellungen hauptsächlich von jenen willkommen
geheißen, die das deutsche Vaterland lieben. Wenn
solche Ausstellungen veranstaltet, nach Buffalo ge-
bracht werden könnten und später in anderen Kunst-
städten der Vereinigten Staaten gezeigt würden, so
könnte das Resultat ein sehr günstiges sein, nicht
nur für deutsche Kunst und Künstler, sondern auch
für unser eigenes Volk. Mehr als ein Dritteil der
Glasgower Bilder, welche im vorigen Zahr in der
Lullalo Vivo Hrts Hcaäom^ in Verbindung mit an-
deren amerikanischen Kunstinstituten hierher gebracht
wurden, sind verkauft worden. Ein gleiches gün-
stiges Resultat sollte der Einführung einer gleich
vorzüglichen Kollektion von Werken der besten deut-
schen Künstler folgen.
(Maries lVl. Lurts.
 
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