Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0123
DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:Eine internationale Kunstausstellung in Mannheim
DOI Artikel:Vom Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
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heft 9.
Die Werkstatt der Kunst.
kauft einer deutschen Prinzessin oder eines Prinzen,
zu Ehreu desselben auch noch eine internationale
Kunstausstellung veranstaltet wird, daß in dem be-
treffenden Bundesstaat eine große Summe, vielleicht
so wie in Mannheim, 300 000 Mk., zusammen-
gebracht wird, und daß diese Summe zu Ehren des
deutschen Prinzen oder der Prinzessin einerseits
und zum Schaden der deutschen Kunst und Künstler
andererseits für französische, englische, holländische,
belgische, italienische und spanische Kunstwerke aus-
gegeben wird: den deutschen Künstlern bleibt dann
immer noch der Strick, woran sie sich mit dem Tröste
auf ein besseres Jenseits aufhängen können.
Ich möchte an die Urheber des Gedankens in
Mannheim und an die deutschen, national empfinden-
den Künstler die Frage richten, ob sie glauben, daß eine
französische, englische, belgische, holländische
oder sonst ausländische Stadt es mit dein Na-
tion alstolz desjenigen Landes, dem sie angehört,
es mit ihrem national-fühlenden Gewissen verein-
baren könnte, eine rein nationale, gleichzeitig rein
lokale Angelegenheit mit einer internationalen
Kunstausstellung zu feiern? Nein, meine Herren,
das würde in keinem andern Lande geschehen, und
zwar mit Recht nicht, aus Gründen eben des Na-
tionalstolzes, des nationalen Ehrgefühls und
des Charakters. An diesen Eigenschaften, wie sie
anderwärts vorhanden sind, sollte man sich in diesem
Falle ein Beispiel nehmen. Man überzeuge sich ge-
fälligst in den Hauptstädten des Auslandes, also an
Plätzen, mit denen Mannheim sich noch lange
nicht und naturgemäß auch wohl nie messen und
vergleichen wird können, ob auf den dortigen Iahres-
und Kunstausstellungen, in Galerien und Museen,
man den deutschen Künstlern auch nur annähernd
so entgegenkommt, so viel Plätze einräumt und
noch dazu die besten, wie dies bei uns in Deutsch-
land leider der Fall ist. Paris hält eigentlich nur
auf seinem nicht unter zehn Jahren wiederkehren-
den Weltausstellungen internationale Kunst-
ausstellungen ab, sehr vernünftigerweise, das uns
Deutschen ebenfalls als kluges Beispiel dieneu könnte.
In den jährlichen Salons in Paris findet man selten
ein deutsches Kunstwerk. Man betrachte serner aus-
ländische Kunstsammlungen und Galerien mit Be-
ziehung auf vorhandene deutsche oder dem Lande
fremde Kunstwerke: man findet von diesen entweder
nur wenig oder überhaupt nichts. Sie wollen eben
ihre eigene Nationalkunst haben und diese fördern
und hochheben. Das ist sehr klug und weise und
man sollte es in Deutschland in derselben Weise
tun, zürn Ansehen deutscher Kunst und zum Wohle
deutscher Künstler. In Mannheim hätte mar: der
deutschen Kunst ein schönes Denkmal setzen können,
wenn man das dortige 300jährige Stadt-Jubiläum
und das geplante Kunstausstellungs-Gebäude mit
deutsch-nationaler Kunst gefeiert und eingeweiht und
die 300 000 Mk. deutscher Kunst und deutschen Künst-
lern zugewiesen und sie damit gefördert hätte. Ich
U9
kenne Mannheim sehr genau und wünsche und gönne
voir Herzen der städtischen Galerie, die jetzt im alten
Schloß neben dem Kunstverein untergebracht ist, ein
würdiges Heim, — ich kenne auch genau, was sich
dort irr der städtischen Galerie an Kunstwerken be-
findet. Die deutsche Kunst weist dort beträchtliche
Lücken auf. Im Hinblick auf die große Summe, die
zu Ankäufen der geplanten Ausstellung zur Ver-
fügung steht, hätte man zuerst daran denken sollen,
wie diese Lücken mit Werken deutscher Künstler
gründlich auszufüllen seien, nicht aber an eine inter-
nationale Kunstausstellung mit Verpflichtungen gegen
das Ausland.
Zum Schluß meiner Ausführungen kann ich
nur daran erinnern, was über alle die hier in Be-
tracht kommenden Gesichtspunkte Professor Werner
Schuch seinerzeit in der „Zukunft" veröffentlichte,
Dinge, die dann von der „Werkstatt der Kunst"
wieder ans Tageslicht gezogen wurden. Man be-
trachte, was schon damals an deutschem Kapital für
fremdländische Kunstwerke in das Ausland hinaus-
ging, wie gering dagegen deutsche Kunstwerke ver-
kauft wurden. Heute ist es noch schlimmer: das be-
weist das vorgehen Mannheims. Werden die
Deutschen sich endlich 'mal auf sich selbst be-
sinnen und in der Kunst dem Beispiel anderer Na-
tionen folgen? Wahrhaftig, es wäre höchste Zeit.
H.. 8cli.
Vom Verbanä cter llunstkreuncle
m äen Lanäern am Kkem.
Man schreibt uns vom Rhein:
In der Vorstandssitzung vom (9- November
des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am
Rhein zu Frankfurt wurden folgende Ankäufe für
die Verlosung (905 betätigt:
23 Velgemälde von: A. Faure, F. Gräf, Geist, De la
Forgue (zwei Gemälde), Lachenmeyer, Volz, August Trapp,
Hafner, Molvendar, Finkbeiner, H. Schroedter, Strich-Thapel,
v. Seebach, Rohlfs, Ad. Beyer, I. V. Tisfarz (drei Gemälde),
Bauer, lvulf, F. Brütt und Hirth; ferner HZ Arbeiten und
zwar Pastelle, farbige Zeichnungen, Aquarelle, Kreidezeich-
nungen, Kohlezeichnungen, Tuschzeichnungen, Zeichnungen,
Radierungen, farbige Holzschnitte, Lithographien von: Mutzen-
becher, L. Schnug, H. voelcker, p. woltze, T. Sutter, Richter,
Küstner, Fries, Schweizer, G. Janssen, Hambuchen, v. See-
bach (zwei Radierungen), Graesser (zwei farbige Holzschnitte),
Kamm, Strübel, Loeschhorn, Kuder, Schmurr, F. Redelsheim
(drei Radierungen in einem Rahmen), A. versel (drei Radie-
rungen), H.Gtto, M. Llarenbach (zwei Radierungen), Schönnen-
beck, G. Boyer, E. Kromer (sieben Radierungen), Haueisen,
Schinnerer (zwei Radierungen), Langhein, Hardt, Leo Kaiser
(vier Radierungen); sechs plastische Arbeiten von: Elkan (drei
Plaketten), Hoetger (eine Bronzegruppe), Retteumaier (eine
Bronze), I. Kowarzik (Plakette in Silber), Hermann Seidler
(drei glasierte Tonreliefs), endlich drei Arbeiten von A. Steuer
(ein Anhänger, weiß Achat mit Goldnetz, ein Anhänger mit
Gpalen, Manschettenknöpfe mit Amethisten).
Schließlich wurden für das Jahr (906 Ehren-
gehälter gestiftet und zwar an: Maler Ernst Hardt-
Düsseldorf, Maler G. Lebrecht-Stuttgart, Bildhauer
Die Werkstatt der Kunst.
kauft einer deutschen Prinzessin oder eines Prinzen,
zu Ehreu desselben auch noch eine internationale
Kunstausstellung veranstaltet wird, daß in dem be-
treffenden Bundesstaat eine große Summe, vielleicht
so wie in Mannheim, 300 000 Mk., zusammen-
gebracht wird, und daß diese Summe zu Ehren des
deutschen Prinzen oder der Prinzessin einerseits
und zum Schaden der deutschen Kunst und Künstler
andererseits für französische, englische, holländische,
belgische, italienische und spanische Kunstwerke aus-
gegeben wird: den deutschen Künstlern bleibt dann
immer noch der Strick, woran sie sich mit dem Tröste
auf ein besseres Jenseits aufhängen können.
Ich möchte an die Urheber des Gedankens in
Mannheim und an die deutschen, national empfinden-
den Künstler die Frage richten, ob sie glauben, daß eine
französische, englische, belgische, holländische
oder sonst ausländische Stadt es mit dein Na-
tion alstolz desjenigen Landes, dem sie angehört,
es mit ihrem national-fühlenden Gewissen verein-
baren könnte, eine rein nationale, gleichzeitig rein
lokale Angelegenheit mit einer internationalen
Kunstausstellung zu feiern? Nein, meine Herren,
das würde in keinem andern Lande geschehen, und
zwar mit Recht nicht, aus Gründen eben des Na-
tionalstolzes, des nationalen Ehrgefühls und
des Charakters. An diesen Eigenschaften, wie sie
anderwärts vorhanden sind, sollte man sich in diesem
Falle ein Beispiel nehmen. Man überzeuge sich ge-
fälligst in den Hauptstädten des Auslandes, also an
Plätzen, mit denen Mannheim sich noch lange
nicht und naturgemäß auch wohl nie messen und
vergleichen wird können, ob auf den dortigen Iahres-
und Kunstausstellungen, in Galerien und Museen,
man den deutschen Künstlern auch nur annähernd
so entgegenkommt, so viel Plätze einräumt und
noch dazu die besten, wie dies bei uns in Deutsch-
land leider der Fall ist. Paris hält eigentlich nur
auf seinem nicht unter zehn Jahren wiederkehren-
den Weltausstellungen internationale Kunst-
ausstellungen ab, sehr vernünftigerweise, das uns
Deutschen ebenfalls als kluges Beispiel dieneu könnte.
In den jährlichen Salons in Paris findet man selten
ein deutsches Kunstwerk. Man betrachte serner aus-
ländische Kunstsammlungen und Galerien mit Be-
ziehung auf vorhandene deutsche oder dem Lande
fremde Kunstwerke: man findet von diesen entweder
nur wenig oder überhaupt nichts. Sie wollen eben
ihre eigene Nationalkunst haben und diese fördern
und hochheben. Das ist sehr klug und weise und
man sollte es in Deutschland in derselben Weise
tun, zürn Ansehen deutscher Kunst und zum Wohle
deutscher Künstler. In Mannheim hätte mar: der
deutschen Kunst ein schönes Denkmal setzen können,
wenn man das dortige 300jährige Stadt-Jubiläum
und das geplante Kunstausstellungs-Gebäude mit
deutsch-nationaler Kunst gefeiert und eingeweiht und
die 300 000 Mk. deutscher Kunst und deutschen Künst-
lern zugewiesen und sie damit gefördert hätte. Ich
U9
kenne Mannheim sehr genau und wünsche und gönne
voir Herzen der städtischen Galerie, die jetzt im alten
Schloß neben dem Kunstverein untergebracht ist, ein
würdiges Heim, — ich kenne auch genau, was sich
dort irr der städtischen Galerie an Kunstwerken be-
findet. Die deutsche Kunst weist dort beträchtliche
Lücken auf. Im Hinblick auf die große Summe, die
zu Ankäufen der geplanten Ausstellung zur Ver-
fügung steht, hätte man zuerst daran denken sollen,
wie diese Lücken mit Werken deutscher Künstler
gründlich auszufüllen seien, nicht aber an eine inter-
nationale Kunstausstellung mit Verpflichtungen gegen
das Ausland.
Zum Schluß meiner Ausführungen kann ich
nur daran erinnern, was über alle die hier in Be-
tracht kommenden Gesichtspunkte Professor Werner
Schuch seinerzeit in der „Zukunft" veröffentlichte,
Dinge, die dann von der „Werkstatt der Kunst"
wieder ans Tageslicht gezogen wurden. Man be-
trachte, was schon damals an deutschem Kapital für
fremdländische Kunstwerke in das Ausland hinaus-
ging, wie gering dagegen deutsche Kunstwerke ver-
kauft wurden. Heute ist es noch schlimmer: das be-
weist das vorgehen Mannheims. Werden die
Deutschen sich endlich 'mal auf sich selbst be-
sinnen und in der Kunst dem Beispiel anderer Na-
tionen folgen? Wahrhaftig, es wäre höchste Zeit.
H.. 8cli.
Vom Verbanä cter llunstkreuncle
m äen Lanäern am Kkem.
Man schreibt uns vom Rhein:
In der Vorstandssitzung vom (9- November
des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am
Rhein zu Frankfurt wurden folgende Ankäufe für
die Verlosung (905 betätigt:
23 Velgemälde von: A. Faure, F. Gräf, Geist, De la
Forgue (zwei Gemälde), Lachenmeyer, Volz, August Trapp,
Hafner, Molvendar, Finkbeiner, H. Schroedter, Strich-Thapel,
v. Seebach, Rohlfs, Ad. Beyer, I. V. Tisfarz (drei Gemälde),
Bauer, lvulf, F. Brütt und Hirth; ferner HZ Arbeiten und
zwar Pastelle, farbige Zeichnungen, Aquarelle, Kreidezeich-
nungen, Kohlezeichnungen, Tuschzeichnungen, Zeichnungen,
Radierungen, farbige Holzschnitte, Lithographien von: Mutzen-
becher, L. Schnug, H. voelcker, p. woltze, T. Sutter, Richter,
Küstner, Fries, Schweizer, G. Janssen, Hambuchen, v. See-
bach (zwei Radierungen), Graesser (zwei farbige Holzschnitte),
Kamm, Strübel, Loeschhorn, Kuder, Schmurr, F. Redelsheim
(drei Radierungen in einem Rahmen), A. versel (drei Radie-
rungen), H.Gtto, M. Llarenbach (zwei Radierungen), Schönnen-
beck, G. Boyer, E. Kromer (sieben Radierungen), Haueisen,
Schinnerer (zwei Radierungen), Langhein, Hardt, Leo Kaiser
(vier Radierungen); sechs plastische Arbeiten von: Elkan (drei
Plaketten), Hoetger (eine Bronzegruppe), Retteumaier (eine
Bronze), I. Kowarzik (Plakette in Silber), Hermann Seidler
(drei glasierte Tonreliefs), endlich drei Arbeiten von A. Steuer
(ein Anhänger, weiß Achat mit Goldnetz, ein Anhänger mit
Gpalen, Manschettenknöpfe mit Amethisten).
Schließlich wurden für das Jahr (906 Ehren-
gehälter gestiftet und zwar an: Maler Ernst Hardt-
Düsseldorf, Maler G. Lebrecht-Stuttgart, Bildhauer