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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 10
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Der Fall Böcklin-Meier-Graefe: zur Entgegnung auf den Aufsatz "Kunstkampf" von Karl Scheffler im "Tag" Nr. 556
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Erledigte Preisausschreiben / Denkmäler / Architektur / Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Stipendien und Stiftungen / Staatsaufträge etc. / Auszeichnungen und Medaillen / Personal-Nachrichten / Todesfälle / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter / Abonnements
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0137

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heft (0.

Die Werkstatt der Kunst.WZ

ja, ich habe sogar nicht einmal Rosenhagens zer-
malmendes Urteil über Franz v. Lenbach gelesen,
weil ich als Künstler das Recht für mich in An-
spruch nehme, mir mein eigenes Urteil zu bilden,
ohne aber die Dreistigkeit zu besitzen, dieses Urteil
als unumstößlich andern ausdrängen zu wollen. —
Karl Scheffler schreibt ferner: „Nichts sei leichter,
als einen überzeugenden Artikel gegen Meier-Graefes
Bücher zu schreiben. (Trotzdem: der Artikel ist nicht
geschrieben worden)." Darin irrt sich Scheffler: Der
Artikel ist geschrieben, er ist geschrieben worden mit
unauslöschlichen Lettern von Böcklin selbst in den
Galerien von München und Basel, und jeder, der
ihn lesen will, der nehme die Kunstgesetze Meier-
Graefes und prüfe sie an den unsterblichen Merken
selbst, und wenn sie sich darauf nicht anwenden
lassen, so sind sie falsch oder mindestens unzureichend.
Da, meine cherren von der Feder, wir wollen die
Begriffe nicht vertauschen. Jeder große Künstler
schreibt Ihnen in seinen Merken, meist unbewußt,
die Gesetze vor, nicht umgekehrt. Sie sind nur dazu
berufen, diese Gesetze nachzuschreiben, und können
Sie das nicht, nun, so sind Sie auch dazu nicht be-
rufen und sollten bescheiden die Feder niederlegen. —
Glauben Sie, es wäre jemals auch nur das kleinste
Kunstwerk entstanden, wenn es anders wäre?
Die Merke der großen Meister aller Zeiten
und aller Nationen bilden in ihrer Gesamtheit eine
Entwicklungsgeschichte der Seele der Menschheit, und
von diesem Gesichtspunkte aus sollte Kunstgeschichte
geschrieben, sollten Kunstgesetze geprüft werden. Es
würde uns bald klar werden, daß die Kunstprodukte
jeder Phase dieser Entwicklungsgeschichte andere Ge-
setze erheischen. Nur die großen Grundbedingungen,
die von der Natur selbst diktiert wurden, werden
wir überall wiederfinden, alles andere aber, was
der menschliche Geist und die menschliche Empfin-
dung hinzugetan, was der Seele des Menschen ent-
sprungen, ist Wandlungen unterworfen, die nicht den-
selben Gesetzen gehorchen. Das wußte Lessing sehr
wohl, als er den „Laokoon" schrieb und bescheiden
darunter setzte „oder über die Grenzen der Malerei
und Poesie". Nicht Gesetze wollte er aufstellen,
sondern nur Grenzen angeben, über welche hinaus
die Kunst nicht gehen sollte. And dennoch find auch diese
Grenzen ohne Schaden häufig überschritten worden.
And nun noch ein paar Morte über die dem
Deutschtum so gefährliche „genialische Musik Wag-
ners". Zn dem Artikel Schefflers finden wir schließ-
lich noch folgende Betrachtung über Böcklin und
Wagner: „wie Böcklin noch vor zwanzig Zähren
verkannt wurde, so ging es einst auch Richard
Wagner. Beide sind später vergöttert worden, Pente,
nachdem Nietzsche und andere freie Geister voraus-
gegangen sind, ist die Relativität der so laut na-
tional genannten und gerade für das Deutschtum
doch so gefährlichen, genialischen Musik Wagners
begriffen worden. Die verwandte Art des Malers
birgt vielleicht nicht weniger Gefahren."

wer in Mailand und Paris Wagner-Auffüh-
rungen beigewohnt hat, dem ist erst recht klar ge-
worden, wie echt deutsch Wagners Muse ist. Dort
heimelt sie uns an, wie ein Kind aus der Fremde,
und beim Verlassen des Theaters gingen mir immer
die Worte ans dem „Treibhaus" durch den Sinn:
„meine peiinat ist nicht hier!"
Das Deutschtum aber, das durch das „Sieg-
fried-Idyll" und die „Meistersinger" gefährdet wird,
sollen wir getrost von uns werfen. Es ist das Deutsch-
tum, das in den Kinderschuhen stecken geblieben ist,
ihm brauchen wir keine Träne nachweinen. —
„Der fortgeschritt'ne Mensch trägt aus erhob'nen Schwingen
Dankbar die Kunst mit sich empor,
Und neue Schönheitswelten springen
Aus der bereicherten Natur hervor."
(Schiller.)

Erleciigte AreisLUSSLkreiben.

München. (Vereinigung für angewandte Kunst.)
Für die Konkurrenz zur Erlangung eines Ausstellungsgebäudes
der Vereinigung auf der Landes- und Jubiläums-Ausstellung
zu Nürnberg 1(906 wurden sechs Entwürfe eingesandt. Das
Preisgericht empfahl das Prokckt „Falke" des Architekten
Paul Thiersch zur Ausführung; die Vereinigung nahm
dasselbe definitiv an.
Denkmäler.

Dall i. Tirol. (Das neue Speckbacher-Denkmal)
wurde auf einstimmigen Beschluß der Jury hin dem Bild-
hauer Ludwig penz in Schwaz übertragen.
Lauchhammer bei Riesa. Zn der Bronzegießerei der
Aktiengesellschaft Lauchhammer ist kürzlich wieder ein größerer
Bronzeguß fertiggestellt worden und zum Versand gekommen:
Eine ca. 2,90 Meter hohe Gruppe „Industrie und Pandel"
darstellend, vom Bildhauer Poffart-Fnedenau modelliert und
als Schmuck der Fassade des Gebäudes der Pandelskammer
zu Mannheim bestimmt. — Ferner ist eine ca. drei Meter
hohe Lutherstatue abgesandt worden. Die Statue ist nach
einem Modell des Bildhauers pannig-Berlin gegossen und
kommt in Brieg zur Aufstellung.
Leipzig. (Zur Errichtung eines Schiller-Denk-
mals) soll in nächster Zeit ein besonderer Denkmalsausschuß
gebildet werden. Ein kleines Kapital für das Denkmal, das
auf der Promenade vor dem Alten Theater aufgestellt, werden
soll, ist bereits vorhanden. Man hofft, den plan bis zum
Jahre 1(909 ausführen zu können, damit das Denkmal am
(0. November 1(909, dem (so. Geburtstage Schillers, enthüllt
werden kann.
Meißen. (Der bildnerische Schmuck) für das Portal
der neuen Lutherkirche ist nunmehr vollendet. Es find drei
Reliefs über den drei Eingangsöffnungen und zwei Statuen,
Paulus und Luther, auf den Säulen zwischen ihnen. Das
zweiteilige Relief in der Mitte stellt dar: „Lasset die Kindlein
zu mir kommen", und: „Jesus ruft die Mühseligen und
Beladenen zu sich". Das linke Seitenfeld zeigt Pauli Be-
kehrung vor Damaskus, das rechte Luthers Anschlag') der
95 Streitsätze wider den Mißbrauch des Ablasses. Die Reliefs
wie die Statuen, aus Mitteln des sächsischen Kunstfonds ge-
stiftet, sind nach dem Entwürfe des Bildhauers Friedrich
pecht ausgeführt, die Modelle zu den beiden Bildsäulen hat
Adolf Rehm geliefert. Beide Künstler sind Sachsen und
Schüler Schillings.
Prag. (Ein Mozart-Denkmal) soll nun auch Prag
erhalten. Der Prager Mozart-Verein, der seit Jahren für die
Errichtung eines würdigen Mozart-Denkmals in Prag tätig
 
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