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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 36
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Die Kunst in Schleswig-Holstein
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Atelier-Ausstellungen
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heft 36.

M6 Die Werkstatt der Kunst.

mit vielen, größtenteils noch fremdländischen Erzeug-
nissen sehr erschwert ist, so will die Künstlervereinigung
der bedrängten heimischen Künstlerschaft helfen und
selbst den Ankauf in die Hand nehmen nach dem
Vorbild der „Verbindung für historische Aunst" (Bei-
trag: f50 Alk.). Es soll ein Ankaufsfonds ge-
bildet, der Ankauf durch eine außer dem Vereins-
vorsitzenden aus drei aktiven Mitgliedern gebildeten,
eventuell noch durch drei passive Mitglieder erwei-
terten Ankaufskommission bewirkt werden. Im Monat
Oktober gelangen die angekauften Merke durch Ver-
losung an passive und korporative Vereinsmitglieder.
Bei der Aufstellung der Liste der zum Ankauf vor-
zuschlagenden Kunstwerke sollen außer den vereins-
angehörigen Künstlern und Künstlerinnen auch Nicht-
mitglieder berücksichtigt werden, die aus der Stadt
oder dem Grt, welcher zum Ankaufsfonds beisteuert,
gebürtig oder von der Geberin vorgeschlagen sind.
Die Kommission beschließt ebenfalls darüber, ob ein
Kunstwerk an Stelle des Ankaufs durch Photo-
gravüre ro. als Kunstblatt aus Mitteln des Ankaufs-
fonds gedruckt, im Lande durch den Kunsthandel
verbreitet und an sämtliche Vereinsmitglieder gratis
verteilt wird.
Mas die pflege der Kunst und Künstlerschaft
in Schleswig-Holstein anbetrifft, so floß bisher die
staatliche und vereinzelte kommunale Unterstützung
nur den Museen und Kunstinstituten für Zwecke auf
anderem Gebiet zu. Der Künstler selbst profitierte
bitter wenig daran, er konnte sehen, wie er sein
Auskommen fand.
Um diesen Zuständen zu begegnen, um ihre
Absichten nun zu verwirklichen, hat sich daher die
Künstlervereinigung veranlaßt gesehen, an den Senat
der drei Hansestädte, ferner an die Vertretungen
sämtlicher Städte in Schleswig-Holstein, endlich noch
an die verschiedenen Orte und Flecken, bei denen eini-
ges Verständnis zu vermuten war, den Antrag einzu-
bringen, der Ankaufskommission der Künstler-
vereinigung einen jährlichen oder einma-
ligen Beitrag zu bewilligen, für Städte zum
Mindestsatz von s50 Mk., für kleinere Orte
von 50 Mk.: also gewiß eine Forderung, welche
jedem einzelnen der Betreffenden gewiß kein großes
Opfer auferlegen, deren Erfüllung aber in ihrer
Gesamtheit eine Summe ergeben würde, mit welcher
sich etwas recht Schönes beginnen ließe. Man darf
wirklich gespannt sein, wie sich die einzelnen Ver-
waltungen, welche den erbetenen Beitrag ja nicht
umsonst hergeben sollen, sondern denen ja bei der
jährlichen Verlosung als Schmuck für Sitzungssäle,
öffentliche Gebäude, Schulen, die Gewinnung von
Kunstwerken in Aussicht stünde, diesem Anträge
gegenüber verhalten werden. Im allgemeinen ergibt
sich für die Künstlerschaft auch anderswo in Deutsch-
land die Beschreitung eines solchen Meges als sehr
empfehlenswert. Menn sich auch die Verwaltungen
einesteils zunächst ablehnend verhalten sollten, so
müßte man sich dadurch nicht abschrecken lassen,

sondern die Angelegenheit nach gewisser Zeit von
neuem aufrollen: unter Zuhilfenahme, wie nicht zu
vergessen, eines tüchtigen Druckes durch die öffent-
liche Meinung. Mir werden demnächst unsere Mit-
teilungen noch ergänzen, insbesondere über den Er-
folg des Antrages, den zu erfahren ja immer ganz
interessant ist.
Atelier-AussteUungen.
Mir berichteten kürzlich über die im Kaiser
Milhelm-Museum zu Krefeld von einem für die
lebende Kunst hochgestimmten Manne eingerichtete
Verkaufs-Ausstellung als einem Unternehmen, dazu
bestimmt, deutschen Künstlern eine helfende Hand
zu reichen. Andererseits ist vielfach die Künstlerschaft
selbst nicht müßig, sich im Kampf ums Dasein mög-
lichst selbst zu helfen, z. B. wie wir dies jetzt bei
der Künstlergruppe „Schleswig-Holstein" bemerken
und wie man es neuerdings in Dresden versucht.
Dort hat sich, wie wir schon früher kurz mitteilten,
auf Initiative des Malers Alfred Sommerschuh
eine „Freie Vereinigung Dresdener Künstler" ge-
bildet, zu dem Zwecke der Veranstaltung von dau-
ernden und umfangreichen Atelier-Ausstellungen,
welche das kunstliebende Publikum wiederum in
unmittelbaren Verkehr mit den Künstlern, in deren
Ateliers, zurückführen sollen. Das Unternehmen ist
der bitteren Einsicht über die soziale Lage des
Künstlers entsprungen, welche Maler Sommerschuh
jedoch nicht bloß aus seinen und der ihm Nahe-
stehenden Erfahrungen schöpfte, sondern welche sich
als das Ergebnis einer Rundfrage bei Hunderten
von jungen und alten Kollegen darstellt. Auf einem
solchen Wege von Künstler zu Künstler kann man
allerdings Dinge zu hören bekommen, welche uns
in Erstaunen versetzen und den Künstler, wie er
uns schreibt:
„bestimmten, mich ernstlich zu bemühen, einen
Weg zu finden, diesen traurigen Zuständen, unter
denen wohl fast alle Künstler zu leiden haben —
wenn möglich, mit den vereinten Kräften eines
jeden einzelnen — entgegenzutreten, womit wir
am meisten zu kämpfen haben, das ist die Energie-
losigkeit so vieler Künstler und das zu wenig
vorhandene Interesse des Publikums. Dieses muß
für uns wiederum in stärkstem Maße interessiert
werden, in ähnlicher Meise wie früher, als der
Künstler von der Welt in seinem Atelier aufgesucht
wurde. Mir dürfen uns nicht lediglich in unsere
meistens im vierten Stock gelegenen, sehr primitiven
Ateliers zurückziehen, wir dürfen uns nicht allein
auf Kunstausstellungen und Kunstsalons verlassen,
sondern wir müssen in unseren einzelnen Ateliers
selbst Ausstellungen veranstalten und für diese Aus-
stellungen wie jeder andere Geschäftsmann — so
widerwärtig uns das auch sein möge — energisch
Propaganda zu machen. Ich meine, wenn jeder in
seinem Atelier, außer den seinen, noch Merke von
 
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