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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 33
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Die Petition des Dürerbundes
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Jozsa, Carl: Der Salon 1906 der "Artistes Français"
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0458

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Die Werkstatt der Kunst.

heft 33.

454

wirken zu erleichtern, was aus den Mitteln der Allgemein-
heit erworben oder der Allgemeinheit geschenkt ist, hat aber,
scheint uns, auch jedem so weit zur Verfügung zu stehn, wie
das ohne sachliche Beeinträchtigung angeht, und zumal Rück-
sichten auf private Geschäftsinteressen dürften hier die Be-
vorzugung des einen oder des anderen nicht entschuldigen.
Auch sollte schon der verdacht vermieden werden, Gunst oder
Ungunst könne bei der Erteilung der Reproduktions-Erlaub-
nis seitens der Direktionen irgendwie mitsprechen. Gegen
Mißbrauch und übertriebene Belästigung werden die Museen
durch die vorgesehenen Beschränkungen geschützt, auf deren
Grund von den Direktionen auch leicht Reproduktions-Grü-
nungen festgelegt werden können.
Aus genau entsprechenden Gedanken ist der Zusatz ent-
standen. Auch amtliche Bilderveröffentlichungen sollten so gut
„frei" fein, wie der Nachdruck aus amtlichen Publikationen
jedermann frei steht, und Zuschüsse aus öffentlichen Geldern
an einen Unternehmer sollten nur gewährt werden unter der
Bedingung, daß für die mit ihnen hergestellten Reproduk-
tionen an sich „freier" Kunstwerke keine Schutzfrist bean-
sprucht wird. Es ist widersinnig, daß die Verwertung einer
Publikation, die mit Mitteln der Allgemeinheit im Interesse
der Allgemeinheit gemacht ist, dieser Allgemeinheit dann
wieder zu Gunsten etwa beteiligter Geschäftsmänner beschränkt
wird. Und das zu einer Zeit, in der wir selbst aus Privat-
mitteln hergestellte sehr kostspielige Publikationen haben, die
auf solcherlei Ausnutzungsfrist aus freien Stücken verzichten!
Vorschlag:
wird ein Kunstwerk während der Dauer des
Urheberrechts zu höherem Preise Weiterverkaufs als
ihn der Künstler selbst dafür erhalten hat, so kann
der Künstler ein Viertel vom Mehrerlös für sich
fordern, falls er den Anspruch darauf binnen zweier
Jahre nach dem betreffenden Verkaufe erhebt.
Begründung:
Dieser Vorschlag stellt den versuch dar, den Urheber
an der etwaigen Steigerung des pandelswertes seiner Werke
zu beteiligen. Es ist eine in der Kunstgeschichte hundertfach
bestätigte Erfahrung, daß gerade der Schöpfer bedeutender
Kunstwerke erst allmählich „durchdringt", weshalb er seine
ersten Werke weit unter dem Preise zu verkaufen genötigt
ist, den ihm spätere Jahre zusprechen. Sind doch Fälle
bekannt, daß ein Kunstwerk vom ersten Käufer etwa für
500 Mk. erworben, aber noch bei Lebzeiten des Künstlers
für 50000 Mk. und mehr weiterverkauft wurde, so daß der
Kunsthandel daran tatsächlich hundertmal mehr verdient hat,
als der Schöpfer. Ist es nicht an der Zeit, dem Künstler
wenigstens eine bescheidene Beteiligung an solchen Mehrer-
lösen als ein Urheberrecht zuzusprechen? Die Festlegung eines
solchen Rechtes auch an verkauften Werken scheint uns um
so weniger bedenklich, als ja durch die Gesetzgebung auch
das Vervielfältigungsrecht bereits vom Eigentumsrechte los-
gelöst worden ist.
Die Fassung unseres Vorschlages ist so zurückhaltend,
wie hervorragende Juristen sie als wünschenswert, nunmehr
aber auch als zulässig erklärten. Auch jede andersartige For-
mulierung jedoch wäre des Dankes der ernsten Künstlerschaft
gewiß. Nur meinen wir, daß eine Zeit, die sogar auf die
rein technische Leistung des Abphotographierens ein Urheber-
recht zu begründen geneigt scheint, endlich auf irgend eine
weise dem schöpferischen Künstler eine bescheidene Beteili-
gung am Mehrerlöse des Kunsthandels aus seinen Werken
schon aus sittlichen Gründen nicht verweigern darf.
Nachwort der Schriftleitung: Die Vor-
schläge des Dürerbundes sind von so hohen Gesichts-
punkten getragen, die gegebenen Begründungen dieser
Vorschläge so sachlich und überzeugend, daß es keines
Wortes der Erläuterung mehr bedarf. Der Dürer-
bund hat sich mit dieser Petition ein hervorragen-

des Verdienst erworben. Besonders dankbar werden
die Künstler dem Bunde für den letzten Vor-
schlag sein. Wir hoffen dringend, daß der deutsche
Reichstag den Wünschen des Dürerbundes in wei-
testem Maße entsprechen werde.
OerSalon 1906 äer„Krtistes^ran pars".
Man schreibt uns aus Paris:
Am s. ds. Mts. wurde die Ausstellung im Oran 6
Palais ckes Lbamps-KIpsees unter gewaltiger Betei-
ligung der ersten Kreise feierlich durch den Präsi-
denten der Republik eröffnet. Eie ist trotz der massen-
haften Zurückweisungen (man spricht von über 8000
Arbeiten) ungemein reichhaltig. Ausgestellt sind:
s73^ Melgemälde, (0^3 Pastelle, Aquarelle und
Zeichnungen, 8si^ Skulpturen, s s2 Medaillen, 2stO
Architekturen, P87 Gravüren, zusammen Werke.
Außerdem sind zahlreiche Gobelins aus der lVlauu-
lacture blatiouals ausgestellt. Die Pauptanziehungs-
kraft bildet der Saal mit den Werken des franzö-
sischen Malers penri Martin. Ls sind dies acht
Wände bedeckende Gemälde, die er im Auftrage des
Staates für das Rathaus von Toulouse angefertigt
hat. Dieselben sind in seiner bekannten pointillisti-
schen Manier ausgeführt und ungemein wirksam.
Anschließend hat er auch die Studien, 87 an der
Zahl, mit ausgestellt. Die Beteiligung der auswär-
tigen Künstler ist in diesem Jahre sehr zahlreich ge-
wesen, ungefähr s300. Ls haben ferner, wie neben-
bei bemerkt sein möge, 323 Frauen ausgestellt.
Von deutschen und österreichischen Künstlern
haben teilgenommen: Pauline Bamberger (2 Gelg.),
Olga Brand-Krieghammer (s Gelg.), Ludw. Deutsch
(s Gelg.), Pans Fechner (s portr.), M. v. Flotow
(s portr.), Gustav paenel (s Gelg.), Max Kahn
(s Gelg.), Moritz Röbecke (s Gelg.), Karl Seiler
(s Gelg.), Lugen Stibbe (s Gelg.), Walther Thor
(2 Gelg.), wilh. v. Scharfenberg (s Statue), Ismael
Gentz (s Lithogr.), Rudolf Lrnst (s Gelg.), Artur
Ferraris (s portr.), Samuel pirßenberg (2 Gelg.),
Raphael Kirchner (s Gelg., s Pastell, s Radierung
und 2 dekor. Bilder), Anna Mörstadt (2 Gelg.,
2 Zeichn.), Rudolf Gnittner (2 Gelg.), Jahn Styka
(2 Port.), Adolf Wiesner (s portr.), Anton Brunner
(s Aqu.), Friedr. paußmann (2 Stat.), Karl Korsch-
mann (s Stat.), Llla Weber (s Stat.), Rudolf Mar-
schall (35 Medaillen), Friedr. Fischer (s dekor. Werk).
Von ungarischen Künstlern: P.Ivanovits (2 Gelg.),
Imre Knopp (s portr.), Fülöp Laszlo (2 portr.),
Arpad Migl (s portr.), Rudolf Beriny (2 portr.),
Ferencz plaskovits (s Gelg.), Karoly Iözsa ((5 Gri-
ginal-polzschnitte), Istvan Lsok (s Gelg.), Vilma
parlaghx (s portr.), Anna Soos (s Gelg.), Rudolf
Weiß (2 Gelg.), Rosa Stein (2 Stat.), Toni Szir-
mai (Malerei und Plastik), Llemer Soos (8 Gelg.).
Die zahlreichen Zurückweisungen haben selbst
unter den Mitgliedern der Vereinigung die größte
Unzufriedenheit erregt. Ls wurde eine lebhafte
 
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