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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 34
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Nochmals: Karlsruhe
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Eine Verkaufs-Ausstellung deutscher Künstler im Kaiser Wilhelm-Museum zu Krefeld
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Symmetrie und Gleichgewicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0472

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§68

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 3§.

seine Riesengewinste einstreichen wird. Trübner gravitiert
genug nach Berlin, Kalckreuth verläßt Süddeutschland wie
viele vor ihm. vielleicht heißt es eines Tages, wenn auch
die Münchener Sezession sich auflöst: man müsse nach Berlin,
um ordentliche Bilder zu sehen. Und dann macht man in
Karlsruhe rein badische Ausstellungen und „verlangt ein-
fach", daß die Bilder gekauft werden.
Indem ich nunmehr am Schlüsse meiner Darlegungen
angelangt bin, fasse ich zusammen: Gegenüber dem Weitz-
schen vorgehen, wie es sich in Heft H, und den folgenden
charakterisiert, hatte ich den ehrlichsten Wunsch, nach meinen
schwachen Kräften für eine Beilegung solcher Angriffe zu
wirken durch den Hinweis auf alles das, was bei Unter-
nehmungen wie den badischen Ausstellungen auf dem Spiele
steht, und warum man alle persönlichen Verstimmungen hier
behandeln sollte mit dem Bismarckischen „Davon nach neune".
Weiß ist dafür nicht zu haben. Da er abgewehrt wird, dreht
er den Spieß um und spielt den persönlich und unrechtmäßig
Angegriffenen, fragt, ob man ihn persönlich kenne, während
seine Person nicht betroffen werden sollte, und erklärt, die
Person dessen, der ihm doch nur antwortet, sei für ihn
unmöglich, nicht vorhanden, wenn nicht. . . u. s. w., was doch
für die Sache (und, wie ich betonen möchte, auch für mich)
außerordentlich belanglos ist. Gb meine Darlegungen über
den wirtschaftlichen Wert internationaler Ausstellungen wei-
tere Widersprüche und Widerlegungen finden, muß ich ab-
warten. Die Einwände E. R. Weiß' glaube ich genügend
gewürdigt zu haben.
Nachwort derEchriftleitung: NachdemHerr
E. N. Weiß bereits in seinem „Offenen Briefe" er-
klärte, daß mit diesem die Angelegenheit für ihn
erledigt sei, schließen wir hiermit diese Erörterung
zwischen den beiden Künstlern.
Eine VerkLuss-KussleUurig äsutseber
Künstler im Kaiser Mlbelm-Wuseum
zu Krekelä.
Wer einen Einblick in die Verhältnisse des
heutigen Kunsthandels gewonnen hat, weiß, daß
da manches im argen liegt. Nebel ist es besonders
um den Verkauf neuzeitiger Gemälde bestellt. Was
die Nkaler in den Ausstellungen auf den Markt
bringen, überwiegt die Nachfrage uni das Hundert-
fache, und die Vorgänge, die sich abspielen, wenn
es einmal zu einem Verkaufe kommt, sind für den
Künstler oft recht unerfreulich. Es tut bitter not, hier
die bessernde Hand anzulegen. Ein Teil der bkebel-
stände besteht nun einerseits darin, daß sehr viele
Künstler für ihre Werke wesentlich höhere Preise
fordern, als sie bei etwaigem Verkauf wirklich er-
zielen, andererseits darin, daß das kaufende Publikum
für Bilder fast niemals den geforderten Preis bezahlt,
sondern hartnäckig zu handeln pflegt. Wan ist so-
gar stolz darauf, dieses oder jenes Bild für einen
„so fabelhaft billigen Preis" erstanden zu haben!
Es soll hier nicht untersucht werden, welche Ur-
sachen diese Zustände herbeigeführt haben. Daß aber
das Ueberfordern und das Unterbieten, wie es im
gewöhnlichen Ladengeschäft verpönt ist, auch vom
Kunsthandel ferngehalten werden sollte, darüber
kann grundsätzlich wohl keine Meinungsverschieden-
heit herrschen. Es fragt sich nur, wie eine Besse-
rung herbeizuführen ist.

Einen praktischen Versuch zur Lösung dieser
Frage will die Leitung des Kaiser Wilhelm-Muse-
ums in Krefeld (Direktor Vr. Deneken) durch die
Veranstaltung einer „Verkaufs-Ausstellung deutscher
Künstler" machen, in welcher gute Kunstwerke zu
festen und wohlfeilen Preisen verkauft werden
sollen. Wan darf hoffen, daß diese Ausstellung
— zumal wenn sie auch an anderen Orten wieder-
holt wird — die Möglichkeit fester Preishaltung
beweisen und weite Kreise des Publikums zur An-
schaffung von Kunstwerken ermutigen wird. Zur
Beteiligung an der Verkaufs-Ausstellung deutscher
Künstler in Krefeld hat die Museumsleitung eine
Anzahl Künstler aufgefordert, die früher im Kaiser
Wilhelm-Museum ausgestellt haben oder sonst mit
dem Museum in Beziehung getreten sind. Die
näheren Bestimmungen für die Ausstellung sind
folgende:
v Die Ausstellung dauert vom 28. Mai bis zum Juli
dieses Jahres.
2. Zugelassen werden Gemälde in Mel, Tempera, Aqua-
rell und Pastell, sowie Werke der Kleinxlastik aus
echtem Material (Gipsabgüsse sind ausgeschlossen).
Jeder eingeladene Künstler ist berechtigt, bis zu vier
Werken auszustellen. Die Einsender werden gebeten,
nicht etwa ihre weniger gelungenen Arbeiten zu schicken,
sondern im Interesse der Sache nur wirklich gute
Arbeiten herzugeben. Die Museumsleitung be-
hält sich vor, Arbeiten, deren künstlerische Mualität
nicht vollwertig erscheint, von der Ausstellung aus-
zuschließen.
Z. Auch die Einrahmung der Bilder darf nichts zu wün-
schen übrig lassen. Auf prunkvolle Goldrahmen wird
zwar kein wert gelegt, wohl aber müssen die Rahmen
gediegen und für die Bilder berechnet sein.
q.. Es wird gebeten, die festen Preise möglichst niedrig
anzusetzen. Die Ausstellung wird nur dann ihren
Zweck erfüllen, wenn die Besucher sich vor eine ganz
überraschend günstige Kaufgelegenheit gestellt sehen.
Ls ist auch sehr zu wünschen, daß die Künstler nach
der Ausstellung die unverkauft gebliebenen Bilder
anderweitig weder zu höheren noch zu niedrigeren
Preisen abgeben.
5. Als höchster Preis für ein Kunstwerk soll der Betrag
von 600 Nk. gelten. Aber es entspräche nicht den Ab-
sichten der Ausstellung, wenn dieses der Preis für die
Mehrzahl der Werke wäre. Die Künstler werden viel-
mehr gebeten, ihre Preisforderungen so zu stellen, daß
sich etwa ein Durchschnittspreis von soo Mk. ergibt.
6. Das Museum ist leider nicht in der Lage, ganz auf
die übliche Verkaufsprovision zu verzichten, setzt diese
jedoch von ^G/o für die bevorstehende Ausstellung auf
5 °/o herab; es gewährt aber volle Frachtfreiheit, auch
für die Rücksendung, sofern die Kunstwerke nach der
Ausstellung an den Absender zurückgehen.
Hoffen wir von diesem außerordentlich lobens-
werten Versuche, den deutschen Künstlern eine hel-
fende Hand zu reichen, das Allerbeste.
Symmetrie uncl Gleickge^ickt.
Das württcmbergische Landesgewerbcmuseum in Stutt-
gart plant für den Herbst dieses Jahres eine große Sonder-
ausstellung, die zum ersten Male einen ästhetischen Haupt-
grundsatz, nämlich die Frage von Symmetrie und Gleich-
gewicht in Kunst und Kunstgewerbe nach allen Richtungen
verfolgen, Beispiele und Gegenbeispiele ans allen Gebieten
 
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