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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 24
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Weiss, Emil Rudolf: Zur Frage der internationalen Kunstausstellungen, insbesondere der Mannheimer: eine Entgegnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0329

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OlL werklwtt der iruntt

I^eäaktem: Hemrick Stemback.

V. Jadrg» Heft 24. A 12. Mar^ 1906.

In diesem ^eUe unserei'2eilsd>rist erteilen "wir jedem Rünstier das freieMort. Mir sorgen dafür, das tuniidist keinerlei
Angriffe aus Personen oder 6enossensd>asten abgedruckt werden, okne dass vorder der Angegriffene dis Möglidtkeit gekabt
kätte, in demselben IZefte zu erwidern. Vie Redaktion kält sick vollständig unparteiiscb und gibt durdt den Abdruck keineswegs
— - - , -77777- eine vebereinstirnrnung rnit den auf diese Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. -

2^ur ^rage äer internationalen Kunstausstellungen,
insbesonclere clsr Mannkeimsr.^)

Line Entgegnung von S. R. Meiss.

Die Ausführungen Lians Thomas in Nr. 2 s
haben mich veranlaßt, den Artikel des cherrn Lxtra
neu3 in Nr. j8 der „Werkstatt der Kunst" noch ein-
mal aufmerksam durchzulesen. Ts mögen mir ein
paar Bemerkungen allgemeiner und spezieller Art,
im Aiischluß an beide Artikel, gestattet sein.
Konstatieren wir zuerst — und vergessen wir
es im folgenden nicht —, daß Thoma „im ganzen
nämlich mit bjerrn Kxtraneus einverstanden ist", wie
er wiederholt betont.
Ich will hier nicht noch einmal wiederholen,
was in diesen Blättern zu wiederholten Malen über
die internationalen Ausstellungen pro und contra
gesagt worden ist. Der Lindruck, der aus allem
zuletzt blieb, war doch der, daß man heute keine
internationalen Ausstellungen mehr will, weil man
glaubt, sie nicht mehr zu brauchen und sich von
ihnen mehr Schaden als Nutzen verspricht, in
mehreren Lstnfichten. Ich persönlich stehe durchaus
auf diesem Standpunkt. Anknüxfend an die Zeilen
chans Thomas wäre nun zu sagen: daß Thoma die
Lage der Dinge entschieden nicht nüchtern genug
ansieht. Lr erzählt uns zur Illustration seines Ver-
hältnisses zu unseren Zeitläuften, wie er es gern
tut und wir es manchmal gern vernehmen, ein
bischen Anekdotisches aus seinem Leben. Leider
scheint uns, was er sagt, eben nicht bezeichnend für
unsere Verhältnisse und für das, mit dem wir uns
herumschlagen, denn, was er erzählt, ist passiert in
den sechziger Jahren. Ls interessiert uns heute
der Person Thomas wegen und vielleicht historisch,
mehr kann es uns nicht sagen, noch erklären.
Thomas Erfahrungen scheiden im Grund genommen
überhaupt aus, weil sie aus einzelnen Fällen resul-
tieren, die als solche nicht bezeichnende Erscheinungen
von Zeitverhältnissen sind. Denn der Engländer,
der Thomas Bilder in der Münchener Ausstellung
kaufte — sie waren also doch damals schon ange-
nommen und ausgestellt! —, ist eben ein solcher Aus-
nahmemensch, wie das jahrelange Verhältnis Thomas
") Diese Entgegnung gelangte bereits in der Woche nach
dem Erscheinen des den Aufsatz ihans Thomas enthaltenden
kseftes 2^ an uns. Wir können sie jedoch erst heute ver-
öffentlichen. Die Schriftleitung.

zu dem kleinen Kreise seiner Frankfurter Freunde und
Käufer ein Ausnahmeverhältnis war. Daß Thoma
anführt, daß anfangs der achtziger Jahre der Liver-
pooler Kunstverein eine Kollektivausstellung seiner
Werke gemacht habe, um zu beweisen, daß „man"
sich im Ausland doch nicht so ganz gegen die deutsche
Kunst abschließe, läßt mich höchstens fragen, ob er
noch mehr solche Beweise hat. Lin groteskerer Lin-
zelfall — dieser wahrscheinlich herbeigeführt durch
eben jenen weißen Naben, den Engländer, der
Thomas Bilder kaufte — ist wohl kaum denkbar.
Soll ich als Antwort auf diesen Beweis Thomas
erzählen, daß es einem passiert, daß große Kunst-
händler in jDaris — chändler, wohlverstanden! von
Amateuren oder dem Publikum gar ganz zu schwei-
gen! —- heute noch bei dein Namen Böcklin ein
Gesicht machen und fragen: wer ist das? wie ich es
mache und frage, wenn mir einer den Namen eines
Greiz-Schleiz-Lobensteinischen Landesvaters nennt! —
Auch bserr Kxtraueus weiß aus der Legion deutscher
Künstler ganze zwei, Lei bl und Knaus, zu nennen,
die im Ausland (in jDaris und London) bekannt
waren und gekauft wurden. Er hätte noch die Achen-
bachs und ein paar andere ältere Düsseldorfer und
Münchener Berühmtheiten nennen können, was
beweist das? und was beweist das vor allem
heute? war es einmal Vernunft und Wohltat,
internationale Ausstellungen zu machen — unbe-
stritten! — heute ist es Unsinn und jAage geworden.
Denn wir denken heute nüchtern genug über alle
Ausstellerei — gottlob! — um uns zu sagen, daß
sie für die weitaus größte Zahl der Künstler nichts
anderes sind, als die einzige Möglichkeit, ihre Arbeit
zu zeigen und, so Gott will, auch an den Mann
zu bringen. Ich lege den Nachdruck auf das
letztere. Ich persönlich habe mich, wie tausend
andere, zu dieser Erkenntnis verstehen müssen, da
ich einer aus dieser Mehrzahl bin. Niemand kann
weniger Geschmack am Ausstellenmüssen haben, als
ich. Ich fühle den Zwang, den das Ausstellen-
müssen dein Künstler antut, so peinlich, wie irgend
einer. Der deutsche Künstler hat weder ein so großes,
kultiviertes, noch ein so reiches Publikum, wie der
französische oder englische, noch den Mittelsmann im
 
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