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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 12
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Weimar, Fritz: Internationale Kunstausstellungen in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0161

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OlL werklwtt der Run k

8eäakteur: Hemrick Stemback.

V. Jakrg. 12. * 18. Dez. 1905.

In diesem ^7eUe onserei» Leitscki-Lft erteilen wir jedem Künstler das freie Mort. Mir sorgen dafür, das tunliÄist keinerlei
Kngrisfe auf Personen oder Genossensckaften abgeclruckt werden, okne dass vorder der Angegriffene clis MögUckkeit gekabt
kalte, in clernselben Hefte zu erwidern. Vie Redaktion kält sid> vollständig unparteiisd» und gibt durd> den Abdruck keineswegs
. — eine Nebereinstirnrnung mit den auf diese Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. ... .r - - - ' ' —

Internationale Kunstausstellungen in Deutschland.

Man schreibt uns aus Riel:
Der Vorstand der Schleswig-Holsteinischen Kunst-
genossenschaft ist der Ansicht, daß diese fortwähren-
den internationalen Kunstausstellungen in Deutsch-
land eine direkte Schädigung eines großen Teils der
deutschen Künstler, namentlich derjenigen, die außer-
halb der Kunstzentren wohnen, darstellen, insbe-
sondere so lange nicht die Ausländer ebenso behan-
delt werden wie die Deutschen im Auslande. Tin
Lingehen in die Begründung ist nach den erschöp-
fenden Aufsätzen in der „Werkstatt der Kunst" unnötig.
Der Vorstand
der Schleswig-Holsteinischen Kunstgenossenschaft
gez. Burmester.
persönlich schreibt uns Herr Maler Bur-
mester noch folgendes:
Die Veranstaltung von internationalen Kunst-
ausstellungen wird gewiß von vielen mit Recht als
anregend und heimische Kunst fördernd angesehen
werden. Solange aber den Ausländern solche Bevor-
zugung zuteil wird, wie sie in Deutschland gehand-
habt wird, zum Schaden des größten Teils der
deutschen Künstler, ist es einfach ein Verbrechen
gegen die eigenen Landsleute.
Wenn München, Berlin und Dresden sich pe-
riodische „Internationale" leisten, so hat das an und
für sich durchaus seine Berechtigung. Wenn aber
kleinere Kunststädte wie Mannheim oder Bremen
das Beispiel der Kunstzentren nachahmen, so be-
streiten wir entschieden die Berechtigung dazu. Denn
in München, Berlin und Dresden ist eine „Inter-
nationale" der Wille der gesamten Künstler-
schaft, in Bremen, Mannheim oder Hamburg rc.
aber ist es der Wunsch des jeweiligen Leiters
eines Kunstinstituts. Nun, an und für sich kann
ja jeder in Gottes Namen eine internationale Kunst-
ausstellung in Szene setzen. Ts handelt sich bloß
noch darum, ob die deutschen Künstler, da sie doch
vorher wissen, daß sie schlecht behandelt werden,
überhaupt noch den Versuch machen wollen, ihre
Bilder dahin zu senden, sich also unnötige Fracht-
kosten ausladen und mit dem Transport sich oben-
drein noch Rahmen und Kiste ruinieren lassen wollen.
Das steht allerdings auch jedem frei. Wenn doch
nur diese Ausstellungs-Kommissionen den Mut hätten,
zu erklären: „Wir laden nur persönlich ein,"
dann wäre es eben ein Privatvergnügen und sie

sparten den Herren Künstlern eine Menge Geld.
Derjenige, der Lust hat, sich an einer solchen Aus-
stellung zu beteiligen, kann ja anfragen, ob er an-
genehm ist. Die Herren haben schon so viel Kennt-
nis von deutschen Malern, um von vornherein sagen
zu können: „Dich wollen wir nicht haben" — oder
wenn ihnen diese Kenntnis abgeht, finden sie leicht
einen befreundeten Maler, der diese Sichtung vor-
nehmen wird. — So würde der Schein einer all-
gemeinen Ausstellung vermieden und nicht un-
nötigerweise in vielen Künstlern die Hoffnung ge-
nährt, auch einmal daranzukommen — was ja von
vornherein gar nicht beabsichtigt war. Ich gehe
wohl nicht fehl, wenn ich behaupte, daß aus diese
Weise mehr oder weniger eine ganze Reihe von
Ausstellungen im lieben Deutschen Reiche zustande
kommt und daß diese alle durch die riesige Summe
der Frachtkosten für die zurückgewiesenen Bilder den
Künstlern eine entsetzliche Schädigung zufügen. Man
darf wohl annehmen, daß vier Fünftel aller deutschen
Künstler in der Regel von diesem Schicksal be-
troffen werden.
Also: Man behalte seine Arbeiten im Atelier,
wenn man nicht persönlich eingeladen wird.
O. 8. in lVIöltenort.
Man schreibt uns ferner aus Weimar:
„M deutsche Kunst, was ist aus dir
geworden im Laufe der Jahre. Sie haben
dich an die Franzosen verkauft und zur
Hure gemacht. Deine Kinder, die Ba-
starde, bieten sie feil auf großen Märkten,
welche sie Ausstellungen nennen und
schämen sich nicht!" (Stauffer-Bern.)
Sie fordern die deutsche Künstlerschaft aus, ihre
Meinung über die in Deutschland grassierende Sucht
nach „internationalen" Ausstellungen zu äußern. Das
ist sehr dankenswert, und ich ergreife mit Freuden
die Feder, um einen Aufruf, nicht an die Veran-
stalter derartiger Ausstellungen oder an das deutsche
Publikum zu richten, sondern die deutschen Künstler
auszufordern, endlich ihre Thre zu wahren und diese
Ausstellungen sortan überhaupt nicht mehr zu
beschicken. Nur wenn die gesamte Künstlerschast
den gewiß nicht allzu großen Mut besitzen würde,
eine bindende Trklärung in diesem Sinne abzu-
geben, wird dem Uebel abgeholsen werden. So-
lange aber die deutschen Künstler nicht Zusammen-
halten, solange jeder nur aus den eigenen Vorteil
 
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