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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 18
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Die wirtschaftliche Bedeutung der internationalen Kunstausstellungen
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Daelen, Eduard: Die Jurierung bei den Kunstausstellungen
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Ein internationaler Wettbewerb künstlerischer Frauenarbeit in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0249

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Die Werkstatt der Kunst.

245

Heft f8._
aber als Majoritäten den weniger zahlreichen
großen Künstlern gegenüberstellen, um ein-
fach die Verhältnisse umzustürzen, durch welche
jene leben: das wäre gegen das Interesse der deut-
schen Kunst gerichtet, welches uns über alle und
sogar über unsere eigenen Personen gehen muß, und
das würde letzten Endes eine Herabstimmung aller
Verhältnisse des Kunstlebens herbeisühren, welche
uns selbst schließlich den größten Schaden bringt.
Vie Iorierung bei äen Runst-
aussteUungen.
Man schreibt uns aus Hamburg:
Ich finde den „Vorschlag", unterzeichnet 1s. ?.
in K., veröffentlicht in Heft sH der „Werkstatt der
Kunst", vortrefflich, möchte jedoch diesen Vorschlag
noch etwas anders formulieren.
Ich würde vorschlagen, daß alle Kunstwerke,
welche einstimmig refüsiert worden sind, selbst-
redend nicht zur Ausstellung gelangen dürfen, eben-
sowenig diejenigen, welche mit Zweidrittel-Teil der
Jury abgewiesen wurden, alle anderen aber in
gesonderten Räumen die Hälfte der Ausstellungs-
dauer gezeigt werden müssen.
Ich habe sehr oft das recht zweifelhafte Ver-
gnügen des Juroren durchmachen müssen und habe
es leider sehr oft erlebt, wie recht gute Arbeiten
jüngerer und älterer Künstler durch Ermüdung der
Jury, durch einen schlechten Witz oder durch andere
Umstände zu Fall gebracht worden sind, wodurch
geradezu Ungerechtigkeiten entstanden.
Der wert der Jury ist für mich meist von
geringer Bedeutung, da die Ansichten der Parteien
im Gegensatz zu früheren Zeiten allzuweit ausein-
anderliegen und es sehr häufig ausschlaggebend ist,
welche Partei nicht am besten malen, sondern am
besten reden kann.
Um oben erwähnte Ungerechtigkeiten (ich
habe kein anderes Wort dafür) auszugleichen, wäre
eine Ausstellung der Bilder, welche ein Drittel der
Iurystimmen für sich hatten, erwünscht. Natürlich
müßten diese Räume recht deutlich durch das Plakat
„Refüsiert" gekennzeichnet werden, damit die Be-
schauer im klaren wären.
Ob andere Künstler so denken wie ich, weiß
ich nicht, ich habe mir es erlaubt, meine persönliche
Ansicht auszusprechen.
Man schreibt uns ferner aus Düsseldorf,
freilich in ganz entgegengesetztem Sinne:
Ich muß gestehen, daß ich den mit D. ?. in K.
unterzeichneten Vorschlag, betreffend die Jury, für
sehr zweck- und aussichtslos halte, was dort vor-
geschlagen wird, ist ja nichts anderes als eine für
die Zurückgewiesenen sehr ungünstige Aufwärmung
des Salons der Refüsierten, für die ganz gewiß
keiner aller Zurückgewiesenen zu haben sein wird.
Der Verfasser scheint gar nicht daran zu denken,
welch ein Makel dem Zurückgewiesenen in aller

Augen mit dem Urteil der unfehlbaren Jury an-
geheftet wird und wie schaudernd deshalb jeder da-
vor zurückbebt, mit diesem Kainszeichen vor die in
Vorurteilen befangene öffentliche Meinung zu treten.
Die Zurückweisenden werden allerdings wenig da-
gegen einzuwenden haben; es wird ihnen ebenso
gleichgültig sein wie die Schaffung einer Berufungs-
instanz, wie sie für die Große Berliner Ausstellung
geplant ist und die sich auch nur als ein Schlag
ins Wasser erweisen wird. Dadurch wird höchstens
der Streit um die Jury noch etwas ausgedehnter.
Die „bedauernswerten" Mitglieder der Jury
(wie der mitleidige Schreiber sie nennt) — nun ja,
vielleicht haben sie noch etwas mehr Vorteil davon.
Ls ist den Aermsten ja zu gönnen.
Läuarä Oaelen.
Ein internationaler Mettbewerb
kimstleriscker Frauenarbeit in Paris.
Das in Paris erscheinende Journal „Le Gaulois" hat
einen internationalen Wettbewerb für künstlerische Arbeiten
von Frauen aller Länder ausgeschrieben. Die Ausstellung
wird in Paris im April stattfinden: Das Ansuchen an eine
geschlossene Beteiligung der in Bayern lebenden künstlerisch
schaffenden Frauen ist an die Hofdame Baronin Elisabeth
v. Kesling gelangt. Das Protektorat der bayerischen Abteilung
hat Fürstin Mary v. wrede übernommen. Das Komitee richtet
hiermit an die in Bayern lebenden, künstlerisch schaffenden
Frauen die Bitte, durch eine auserlesene Beteiligung, die im
engsten Rahmen nur das vorzüglichste bringen soll, dem Aus-
lande zu zeigen, daß Kunst und Kunstgewerbe bei den Künst-
lerinnen Bayerns berechtigt sind, im Wettbewerb der Nationen
einen ehrenvollen, der bayerischen Tradition angemessenen Platz
einzunehmen. Die Arbeiten sind mit einem Kennwort zu ver-
sehen, ein verschlossenes Kuvert mit demselben Kennworte hat
den Namen der Ausstellerin und die Adresse zu enthalten. Der
Verkaufspreis kann dem Werke angefügt sein. Ls werden Aus-
zeichnungen in Form von goldenen, silbernen und bronzenen
Medaillen und ehrenvolle Erwähnungen verteilt. Arbeiten zu
großen Formates sind ausgeschlossen, da der Ausstellungsraum
beschränkt ist. Frachtkosten sind zu Lasten des Aus-
stellers. Das Komitee, bestehend aus der protektorin, ferner
Fürstin Sophie zu Dettingen-Dettingen und Dettingen-Spiel-
berg, Fürstin Ehariclse von Hohenlohe-Waldenburg-Schillings-
fürst, Gräfin Sophie v. Moy, Baronin Elisabeth v. Kesling,
Wanda v. Bartels, Tini Rupprecht, Emil v. Lange, Direktor
der Kgl. Kunstgewerbeschule und Professor Hans v. Bartels,
bittet die Anmeldungen bis zum Februar ^906 zu richten
an Professor Hans v. Bartels, München, pettenkoferstr. 39.
Eisendung der Arbeiten (über deren Annahme die Jury, be-
stehend aus dem Komitee, entscheidet) vom u bis 3. März an
das Speditionshaus Gebrüder Gondrand, München, Schwan-
thalerstraße 73.
Also lautet eine Mitteilung der presse,
zu welcher uns eine München er Künstlerin
folgendes schreibt:
Es ist gewiß sehr begrüßenswert, bayerische
Künstlerinnen mit tüchtigen Werken in Paris vor-
zuführen, und ebenso begrüßenswert ist das anonyme
Einsendungsverfahren, welches festgesetzt wurde.
Ferner ist es anerkennenswert, daß die bayerische
Aristokratie sich der Sache so liebenswürdig ver-
mittelnd und tatkräftig widmen will — aber, aber
das Komitee ist zugleich die „Jury". — Mehr als
die Hälfte dieser Jury besteht aus Damen der hohen
 
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