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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 46
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Die Kunst im bayerischen Landtage
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0637

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^eäaktem: I)emricd Ltembacb.

V. Jakrg. k)s?t 46. * 2. Sept. 1906.

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Das nächstfolgende L)eft der „Werkstatt der ^unst^h Nr. 4^, erscheint am 15. September.

Vie Kunst im bayerischen Lanätage.

Akademiedirektor, Reichsrat Ferd. v. Miller
führte in seiner, in der Kammer der Neichsräte ge-
haltenen Rede, deren wir in Heft siG gedachten, un-
gefähr folgendes aus:
In der Sitzung vom Juli wurde in der Abgeord-
netenkammer von den Abgeordneten Fischer und v. vollmar
eingehend über das Fortschreiten unserer Kunstbestrebungen
gesprochen, zur größten Freude der Künstlerschaar,
daß die Zweite Kammer in so warmer Weise der
Kunst sich angenommen. Es muß aber auch der Staats-
regierung in höchstem Grade angenehm gewesen sein, daß
gerade in diesem Hause Worte gesprochen wurden, welche
sie ermutigen werden, in der nächsten Zeit mit Vorlagen an
den Landtag zu treten, was ja von seiten der Staatsregierung
schon lange gewünscht worden, aber nach der Finanzlage
nicht geschehen konnte, was die Akademie der bilden-
den Künste betrifft, so ist es ganz richtig, daß, so schön
auch der Bau Neureuthers in seinem Aeußeren erscheint, so
unpraktisch derselbe in seiner inneren Einteilung ist. vor
allem müssen die Bildhauerateliers in der nächsten Zeit
geändert werden, wir haben auch keine sogenannten Rexrä-
sentationsräume. wenn irgend eine Festlichkeit stattfindet, so
muß diese im Treppenhaus abgehalten werden. In einigen
Jahren ist das hundertjährige Jubiläum der Akademie; doch
jetzt habe ich schon Angst, daß wir die fremden Gäste im
Treppenhaus werden empfangen müssen. Ferner was den
Abgang bedeutender Künstler von München anbe-
trifft, so ist ein solcher ja bedauerlich; aber es ist auch wieder
ein sehr gutes Zeichen, daß gerade bei uns in München so
viele bedeutende Künstler entstehen, die man von auswärts
holt; mir selbst erscheint es, als ob sie die Apostel wären,
welche den Ruhm Münchens auswärts verkündigen. Besser
wäre es allerdings, wenn wir die Herren hier behalten könn-
ten, aber einen Ausweg zu finden, nachdem die Produktion
hervorragender Künstler in München so groß ist, ist sehr
schwer. München ist keine reiche Stadt, aber sie ist eine
wohlhabende Stadt; aber um die Kunst zu pflegen, brauchen
wir sehr große Mittel, und leider besitzen wir sie nicht. Ls
geschieht ja alles Mögliche von seiten des Staates. Es ge-
schieht ja auch von privaten so viel als möglich. Es hat
sich sogar ein Museumsverein gebildet, um auch für den
Ankauf zum Besten unserer hervorragenden Galerien zu
sorgen. Es gäbe aber noch ein Mittel, nämlich daß, wie
in anderen Staaten, ein Dispositionsfonds gegründet
würde, der reichlich zu bemessen wäre, um hervorragenden
Künstlern Aufträge zu geben, wir haben ja 200000 Mk.
für die Ankäufe, welche in den Ausstellungen stattfinden
sollen. Der Zweck, warum in den Ausstellungen gekauft
wurde und gekauft wird, ist der, um durch unsere Aus-
stellungen, welche ja früher die einzigen in Deutschland
waren, die auswärtigen Künstler mehr anzueifern, daß sie
Bilder schicken. Ich bin aber auch der Ansicht, es könne
gar nicht vorsichtig genug gehandelt werden im Ankauf der
Bilder. Ich bin ein Gegner der Zersplitterung der
Ankäufe mit kleinen Mitteln, viel zu erwerben,

das ist nicht das Richtige, sondern wir sollten Mittel
zusammenkommen lassen und hervorragende Bilder kaufen,
dann werden wir auch diese bedeutenden Leute bei uns er-
halten. Es war auch davon die Rede, daß ein Niedergang
der Kunst in München zu verzeichnen sei. So lange Kunst
getrieben wird, gibt es immer Perioden des Ueberganges in
eine neue Zeit. Alle diese Uebergänge vollziehen sich sehr
schwer und rufen den Eindruck hervor, als ob die Kunst zu-
rückginge. Im Kunstgewerbe wie in der Kunst haben diese
Uebergänge in erster Linie in München stattgefunden. Ich
erinnere nur an die Sezession. Daß, wenn ein derartiger
Uebergang stattfindet, eine gewisse Zerfahrenheit entsteht, bis
das Richtige erkannt wird, ist selbstverständlich. Dem Laien
und den uns feindlich Gesinnten gibt ein solcher Zustand
allerdings eine Handhabe, zu sagen, es sei ein Niedergang;
aber wir merken bald, daß es uns die anderen nach-
machen. wir sind jetzt wieder an der Spitze der neueren
Kunst; es haben sich künstlerische Kräfte entwickelt, welche
wieder die Führung in der neuen Kunst übernehmen. Mit
den Bildern und der Kunst hängt auch die Frage über die
Neue Pinakothek zusammen. Nach der Erklärung des
Ministers kann also keine Rede davon sein, daß das Äreal
der Alten Pinakothek überbaut werde. Das wäre auch zu
schade gewesen. Nun aber stehen wir vor der Frage: wohin
mit den Bildern? Diese Frage ließe sich allerdings durch einen
Anbau an die Neue Pinakothek ganz gut und leicht lösen,
wenn der Staatsminister sagte, es würde eine Erleichterung
und eine Entlastung dadurch entstehen, daß in den Provinzial-
galerien Bilder untergebracht werden, daß ferner das Anti-
quarium in der Universität untergebracht werden soll, so ist
damit auf kurze Zeit — der Minister sagte auf etwa zehn
Jahre — Abhilfe geschaffen; aber die Provinzial-Museen
können, wenn das mit den Ankäufen so fortgeht, auch bald
keine Bilder mehr aufnehmen. Es heißt also hervorragende
und weniger Sachen kaufen und einen Anbau an die
Neue Pinakothek Herstellen, wie gesagt, am besten wäre,
es würde nach einer auszuschreibenden Konkurrenz an das
alte Museum, von dem ich wünschte, daß es erhalten bliebe,
ein Anbau hergestellt werden. Es könnte dann auch Sorge
getragen werden, daß in diesem Anbau der neueren Plastik
Platz geschaffen werde; denn es ist zu bedauern, wenn in
der Glyptothek, woselbst wir so hervorragende Antiquen haben,
neuere plastische Werke hineingestellt werden, und dadurch der
einzigartige Reiz der Glyptothek geschmälert wird. Der Glas-
palast, welcher vor 50 Jahren mit einer zehnjährigen Ga-
rantie gebaut worden, besteht heute noch als einziger Bau,
in welchem die Kunst für ihre Ausstellungen Zuflucht findet.
Der alte Glaspalast hat sich ja vielfach bewährt. Es war
namentlich ein Vorteil, daß alle die Zeiten, welche in den
55 Jahren vorüber gegangen find im Wandel des Geschmackes
und der Anschauungen, dort eingebaut werden konnten. Es
war der künstlerischen Entwicklung der jeweiligen Zeit der
weiteste Spielraum gegeben; aber wir befinden uns heute in
einer großen Konkurrenz; alle anderen Staaten suchen uns
zu überbieten in der Erkenntnis dessen, was leider bei uns
im Lande im großen Teil der Bevölkerung noch nicht zur
 
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