Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0470
DOI Heft:
Heft 34
DOI Artikel:Ein Verlust von 12000 Mk.
DOI Artikel:Die Kosten eines Wettbewerbes!
DOI Artikel:Aus unserem Beschwerdebuch
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466_Die Werkstatt der Aunst.__ Heft 34.
Karlsruher Verleger haben seit Jahren die geeig-
neten Aünstler gefunden, welche ihnen die schönen
lithographischen Wandblätter liefern konnten, aber
in München an der Quelle kennt man sie nicht.
Statt dessen wird der Aunstverein jetzt eine Spitz-
weg-Mappe herausgeben, das heißt, man wird
den Kunstverlag ein recht ansehnliches Geschäft
machen lassen. Inzwischen bezweifeln wir immer
noch, ob wirklich der Münchener Aunstverein den
Mut finden wird, sich ein solches Armutszeugnis
auszustellen wie oben gedacht. Vielleicht hat die
bald tagende Generalversammlung noch ein Ein-
sehen und führt die zur Verfügung stehende, recht
hübsche Summe nicht dem Kunstverlag, sondern
den Münchener Graphikern zu. Die könnens besser
gebrauchen!! H.. V.
Oie Rosien eines Mettbenerbes!
Sm „Berl. Lokal-Anz." richtet Bildhauer
Prof. L. v. Uechtritz im Anschluß an die Aus-
stellung der aus dem Wettbewerb um das
Virchow-Denkmal hervorgegangenen Mo-
delle und Entwürfe die folgenden, sehr be-
herzigenswerte Worte an das Publikum:
Sch möchte dem großen Publikum, besonders
aber jenen, welche Suteresse für die Aunst haben,
vor Augen führen, daß diese Aonkurrenz nicht allein
deshalb interessant ist, weil sie die Richtung und
das Rönnen der Berliner Monumentalplastik dartut,
denn nur weuige Aüustler haben sich nicht beteiligt,
sondern auch weil sie beweist, wie die Zahl der
Produzenten in der Aunst gewachsen ist; sonst würden
nicht so viele so viel Zeit und Arbeit erfordernde
Entwürfe eingegangen sein. Die Aunst gehört dem-
nach zu den Berufen, welche stark überfüllt sind.
Es macht sich daher ein Mangel an Arbeit und
Aufträgen mehr und mehr geltend. Sene freien
Aonkurreuzen aber verführen so manchen Aünstler,
wie beim Hazardspiel sein letztes Geld zu wagen.
Drei Preise bei einer Aonkurrenz und 68 gehen
leer aus! Sn welchem Verhältnis steht dies zu dem
umsonst vergeudeten Aufwand von Zeit, Geld und
Geisteskraft? Das ist doch im höchsten Maße un-
wirtschaftlich. Bei Aonkurreuzen wird ein Maßstab
der einzulieferudeu Modelle gefordert, gewöhnlich
f : 5 der einstigen Ausführungsgröße, so daß der
Aonkurrenzentwurf eine so respektable Größe be-
kommt, wie die im Rathaus ausgestellten. Solche
Modelle aber kosten viel Geld und Zeit, und Zeit
ist doch auch Geld. Deun es ist eine ganz irrtüm-
liche Ansicht im großen Publikum, daß ein Kunst-
werk überhaupt erst durch seine Ausführung in echtem
Material, Marmor oder Bronze, wert bekomme,
das Modell aber, in dem doch die hauptsächliche
Arbeit des Künstlers liegt, so gut wie keinen wert
hätte. Das Publikum dürfte sich kaum vorstellen,
daß ein Durchschnitt der bloßen Herstellungskosten
von f500—2000 Mk. für ein Modell ganz gering
gerechnet ist. Nun bedenke man, daß wenn jeder
Entwurf f500 Mk. kostet, dies bei Entwürfen
schon die Summe von f 20 000 Mk. ergibt, wäh-
rend das fertige Denkmal nur 80 000 Mk. kosten
soll. Geht nicht daraus eine über alle Maßen über-
triebene Anforderung an die Aünstler hervor? war-
um beansprucht man für Konkurrenzen nicht nur
kleine Sdeenentwürfe? Dann aber übertrage man
drei auserwählten Künstlern die Herstellung von
größeren Modellen und ersetze ihnen Kosten und
Zeit. Der Erfolg würde damit nicht geschmälert.
Aber ich wende mich überhaupt gegen die jetzt
überhandnehmenden Konkurrenzen. Setzt glaubt jedes
Komitee, welches irgend ein Kunstwerk entstehen
lassen will und ganz geringe Mittel zur Verfügung
hat, oder oft auch erst im Begriff ist, Geld zu sam-
meln, sich anmaßen zu können, eine Konkurrenz aus-
zuschreiben und übertriebene Anforderungen an die
Leistungsfähigkeit des Künstlers zu stellen, die in
gar keinem Verhältnis zur Gegenleistung stehen. Es
ist dies meines Erachtens eine Unsitte. Man glaubt
etwas besonders Schönes mittels einer Konkurrenz
zu erhalten und macht sich bona üäe auch mala üäe,
die Not der Künstler und ihr Bedürfnis zur Arbeit
zunutze. Gewiß sind Konkurrenzen manchesmal sehr
segensreich, weil dadurch ein junges Talent, ein
unbekannter Künstler, zur Anerkennung kommen
kann. Sch will im allgemeinen hierdurch nur auf
die wirtschaftlichen Nachteile hingewiesen haben,
welche bei solchen übertriebenen Anforderungen an
die Künstler entstehen und einige bestehende Srr-
tümer aufgeklärt haben.
Aus unserem Vesckneräebuck.
Sn unserem Heft 30 verzeichneten wir ein Preis-
ausschreiben, welches die Firma: „Speiers Schuh-
warenhaus" in Frankfurt a. M. zur Erlangung von
Entwürfen zu künstlerisch ausgeführten Annonoen-
Klischees erließ. Sn diesem Preisausschreiben befand
sich der angenehme Satz, daß nicht prämiierte und
nicht angekaufte Einsendungen vernichtet
werden, falls nicht Rücksendung unter Bei-
fügungvonRückportogewünschtwird: welchen
Satz wir stillschweigend passieren ließen in der Er-
wartung, ob sich die Künstler eine solche Anmaßung
gefallen lassen würden, wir haben uns in unseren
Hoffnungen nicht getäuscht. Die Künstler sind empört,
sie empfinden es als einen Schlag ins Gesicht, daß
man ihnen in einer solchen weise entgegentritt, näm-
lich einerseits, daß man ihre Gestaltungskraft in An-
spruch zu nehmen wünscht, daß man ihrer bedarf,
andererseits mit der größten Kaltblütigkeit diejenigen
Arbeiten mit Vernichtung bedroht, denen nicht Rück-
porto beiliegt. Vielleicht ist dieser Satz bloß einer
Gedankenlosigkeit der ausschreibenden Firma ent-
Karlsruher Verleger haben seit Jahren die geeig-
neten Aünstler gefunden, welche ihnen die schönen
lithographischen Wandblätter liefern konnten, aber
in München an der Quelle kennt man sie nicht.
Statt dessen wird der Aunstverein jetzt eine Spitz-
weg-Mappe herausgeben, das heißt, man wird
den Kunstverlag ein recht ansehnliches Geschäft
machen lassen. Inzwischen bezweifeln wir immer
noch, ob wirklich der Münchener Aunstverein den
Mut finden wird, sich ein solches Armutszeugnis
auszustellen wie oben gedacht. Vielleicht hat die
bald tagende Generalversammlung noch ein Ein-
sehen und führt die zur Verfügung stehende, recht
hübsche Summe nicht dem Kunstverlag, sondern
den Münchener Graphikern zu. Die könnens besser
gebrauchen!! H.. V.
Oie Rosien eines Mettbenerbes!
Sm „Berl. Lokal-Anz." richtet Bildhauer
Prof. L. v. Uechtritz im Anschluß an die Aus-
stellung der aus dem Wettbewerb um das
Virchow-Denkmal hervorgegangenen Mo-
delle und Entwürfe die folgenden, sehr be-
herzigenswerte Worte an das Publikum:
Sch möchte dem großen Publikum, besonders
aber jenen, welche Suteresse für die Aunst haben,
vor Augen führen, daß diese Aonkurrenz nicht allein
deshalb interessant ist, weil sie die Richtung und
das Rönnen der Berliner Monumentalplastik dartut,
denn nur weuige Aüustler haben sich nicht beteiligt,
sondern auch weil sie beweist, wie die Zahl der
Produzenten in der Aunst gewachsen ist; sonst würden
nicht so viele so viel Zeit und Arbeit erfordernde
Entwürfe eingegangen sein. Die Aunst gehört dem-
nach zu den Berufen, welche stark überfüllt sind.
Es macht sich daher ein Mangel an Arbeit und
Aufträgen mehr und mehr geltend. Sene freien
Aonkurreuzen aber verführen so manchen Aünstler,
wie beim Hazardspiel sein letztes Geld zu wagen.
Drei Preise bei einer Aonkurrenz und 68 gehen
leer aus! Sn welchem Verhältnis steht dies zu dem
umsonst vergeudeten Aufwand von Zeit, Geld und
Geisteskraft? Das ist doch im höchsten Maße un-
wirtschaftlich. Bei Aonkurreuzen wird ein Maßstab
der einzulieferudeu Modelle gefordert, gewöhnlich
f : 5 der einstigen Ausführungsgröße, so daß der
Aonkurrenzentwurf eine so respektable Größe be-
kommt, wie die im Rathaus ausgestellten. Solche
Modelle aber kosten viel Geld und Zeit, und Zeit
ist doch auch Geld. Deun es ist eine ganz irrtüm-
liche Ansicht im großen Publikum, daß ein Kunst-
werk überhaupt erst durch seine Ausführung in echtem
Material, Marmor oder Bronze, wert bekomme,
das Modell aber, in dem doch die hauptsächliche
Arbeit des Künstlers liegt, so gut wie keinen wert
hätte. Das Publikum dürfte sich kaum vorstellen,
daß ein Durchschnitt der bloßen Herstellungskosten
von f500—2000 Mk. für ein Modell ganz gering
gerechnet ist. Nun bedenke man, daß wenn jeder
Entwurf f500 Mk. kostet, dies bei Entwürfen
schon die Summe von f 20 000 Mk. ergibt, wäh-
rend das fertige Denkmal nur 80 000 Mk. kosten
soll. Geht nicht daraus eine über alle Maßen über-
triebene Anforderung an die Aünstler hervor? war-
um beansprucht man für Konkurrenzen nicht nur
kleine Sdeenentwürfe? Dann aber übertrage man
drei auserwählten Künstlern die Herstellung von
größeren Modellen und ersetze ihnen Kosten und
Zeit. Der Erfolg würde damit nicht geschmälert.
Aber ich wende mich überhaupt gegen die jetzt
überhandnehmenden Konkurrenzen. Setzt glaubt jedes
Komitee, welches irgend ein Kunstwerk entstehen
lassen will und ganz geringe Mittel zur Verfügung
hat, oder oft auch erst im Begriff ist, Geld zu sam-
meln, sich anmaßen zu können, eine Konkurrenz aus-
zuschreiben und übertriebene Anforderungen an die
Leistungsfähigkeit des Künstlers zu stellen, die in
gar keinem Verhältnis zur Gegenleistung stehen. Es
ist dies meines Erachtens eine Unsitte. Man glaubt
etwas besonders Schönes mittels einer Konkurrenz
zu erhalten und macht sich bona üäe auch mala üäe,
die Not der Künstler und ihr Bedürfnis zur Arbeit
zunutze. Gewiß sind Konkurrenzen manchesmal sehr
segensreich, weil dadurch ein junges Talent, ein
unbekannter Künstler, zur Anerkennung kommen
kann. Sch will im allgemeinen hierdurch nur auf
die wirtschaftlichen Nachteile hingewiesen haben,
welche bei solchen übertriebenen Anforderungen an
die Künstler entstehen und einige bestehende Srr-
tümer aufgeklärt haben.
Aus unserem Vesckneräebuck.
Sn unserem Heft 30 verzeichneten wir ein Preis-
ausschreiben, welches die Firma: „Speiers Schuh-
warenhaus" in Frankfurt a. M. zur Erlangung von
Entwürfen zu künstlerisch ausgeführten Annonoen-
Klischees erließ. Sn diesem Preisausschreiben befand
sich der angenehme Satz, daß nicht prämiierte und
nicht angekaufte Einsendungen vernichtet
werden, falls nicht Rücksendung unter Bei-
fügungvonRückportogewünschtwird: welchen
Satz wir stillschweigend passieren ließen in der Er-
wartung, ob sich die Künstler eine solche Anmaßung
gefallen lassen würden, wir haben uns in unseren
Hoffnungen nicht getäuscht. Die Künstler sind empört,
sie empfinden es als einen Schlag ins Gesicht, daß
man ihnen in einer solchen weise entgegentritt, näm-
lich einerseits, daß man ihre Gestaltungskraft in An-
spruch zu nehmen wünscht, daß man ihrer bedarf,
andererseits mit der größten Kaltblütigkeit diejenigen
Arbeiten mit Vernichtung bedroht, denen nicht Rück-
porto beiliegt. Vielleicht ist dieser Satz bloß einer
Gedankenlosigkeit der ausschreibenden Firma ent-