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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 34
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Aus unserem Beschwerdebuch
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Nochmals: Karlsruhe
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Heft 3H.

Die Werkstatt der Kunst.

§67

fprungen, weil man doch annehmen muß, sie wisse
es genau, daß ihr die beabsichtigte Vernichtung der
auf ihren Wunsch eingesandten Arbeiten unter Um-
ständen recht teuer zu stehen kommen könnte, viel-
leicht ist es aber keine Gedankenlosigkeit, vielleicht
entspringt jener Satz jener so vielfach verbreiteten
Anschauungsweise, welche dem Künstler gegenüber
alles als erlaubt hält, wenn das der Fall sein sollte,
so möge sich die Firma hiermit belehren lassen, daß
man mit der Betätigung einer solchen Anschauungs-
weise kein Glück mehr hat, sondern daß allen denen,
die sich dergleichen erlauben, als Gegenleistung vor
aller Geffentlichkeit auf die Finger geklopft wird.
Bei weitem unbegreiflicher noch als das Ver-
halten der Firma erscheint uns jedoch das derjenigen
Künstler, welche als Preisrichter bei diesem Wett-
bewerb ihre Mitwirkung zugesagt haben, der Herren
Maler w. Freund und Hermann Kruse in
Frankfurt a. M. wir hoffen dringend, daß diese
Zeilen genügen werden, ihnen anzudeuten, was sie
ihren Standesgenossen schuldig sind, nämlich, daß
sie der Firma über deren Pflichten gegenüber den
Arbeiten der Kollegen den entsprechenden deutlichen
Wink zukommen lassen, oder aber, wenn sie kein
Entgegenkommen finden sollten, als Preisrichter kurz
und bündig zurückzutreten, wir selbst warnen vor
der Beteiligung an diesem Preisausschreiben so
lange die Firma den Künstlern nicht bekannt gibt,
daß sie jenen Satz der Bedingungen kassiert habe.
Nochmals: Karlsruhe.
von Lxtraueus.
, wenn ich an dieser Stelle nochmals das Wort ergreife,
so geschieht es nicht, um E. R. weiß zu antworten, sondern
weil ich — um der Sache willen — festzustellen wünsche,
daß weiß in seinem „Offenen Briefe" subjektiv viel, mate-
riell nichts vorgebracht hat. Ich stelle weiß' Knalleffekt,
daß ich meine Anonymität aufgeben müsse, um für ihn
„vorhanden" zu sein, gleich an den Anfang. Als ich an
dieser Stelle zum ersten Male das Wort ergriff, hatte die
„w. d. K." bereits zehn Einsendungen wegen der badischen
Ausstellungen gebracht, und alle waren anonym. Dazu
kamen zahlreiche Aeußerungen über internationale Ausstel-
lungen überhaupt, die meistens anonym waren. Da habe
ich doch wohl dieselben Rechte, wenn ein Einsender nach-
träglich sich nennt, kann er damit einen Zwang auf alle
Einsender nicht ausüben. (Uebrigens ist selbstverständlich nach
dem hochmütigen Tone des weiß'schen Schlußsatzes augen-
blicklich für mich sogar die Möglichkeit, mich zu nennen, aus-
geschlossen.) Allerdings muß man, wenn ein Linsender sich
nennt, nunmehr an seinen Namen knüpfen, was man ihm
erwidern will. Ich habe aber auch mit der größten Vorsicht
nichts erwähnt, was ich einem unbekannten Einsender nicht
ebenso hätte sagen müssen und können, persönlich ist mir
weiß überhaupt nicht bekannt, was ich von seinen Arbeiten
kenne, wollte ich in ehrlichster Absicht nicht kritisieren; fragen
wollte ich nur, was er sagen würde, wenn man ihn kriti-
sierte, wie er Dill kritisiert. Im allgemeinen gewinnt man
den Eindruck, daß weiß sich zwar zu schärfster Kritik über
alles berechtigt glaubt, eine Erwiderung aber als Angriff
auf seine Person ansieht, daß er ferner die sachlichen Streit-
punkte unter persönlichen Bemerkungtn erstickt, daß er end-
lich Einzelheiten meiner Darstellungen herausfischt und
sie zerzausen will. Z. B.: Ich würfe Kunstausstellungen und
Kunsthandel in den einen Topf: Kunstmarkt. Freilich; und

nun wird weiß gewiß die Gründe zeigen, warum man das
nicht darf. Meine Gründe sind: Ausstellungen und Pandel
vermitteln alle Verkäufe, bestimmen alle werte, weiß selbst
hat energisch betont, daß er aus den Ausstellungen Rechen-
exempel zu machen wünscht, d. h., daß er sie wirtschaftlich,
als Markt ansieht, was fagt er uns nun an Gründen da-
gegen? — Nichts; nur, daß ich „schlau" „den Leuten Sand
in die Augen streue", wenn dann weiß (Punkt 6 seines
Briefes) immer wieder sich gebärdet, als trete er als erster
für eine planvolle Kunstpfiege ein, während man ihm immer
zu zeigen versucht, daß die Pläne zur Kunstpfiege eine etwas
breitere Grundlage brauchen als er annimmt, so überhebt
einen das weiterer Antworten, wo sind denn seine Pläne?
Alles badische Geld badischen Künstlern; basta- Und was
als Folgen solcher „Kunstpflege" ihm genannt wird, dagegen
hält er sich die Ghren zu. Er nennt mir Lichtwark. viel-
leicht kenne ich auch Lichtwark genauer als weiß. Gb weiß
ahnt, welche Summen Lichtwark für nicht-hamburgische Kunst
verbraucht hat, um Hamburg zu heben? Ahnt, wie Lichtwark
seinen internationalen Ruf braucht gegen Hamburger
Philisterium? Gesehen hat, wie wenig positiv gute Ham-
burger Kunst Lichtwarks gigantisches Mühen hervorgebracht
hat? Es ist jammerschade, daß Lichtwarks köstliche Dldach-
Monographie nicht im Handel ist. Da ließe sich anknüpfen:
aus welchem Sumpfe der Gleichgültigkeit Lichtwark diesen
Gldach zog — und wie alles echte Streben in diesem Sumpfe
heute wie stets ersticken würde, wenn nicht der große Kunst-
markt heute wenigstens die Hoffnung gäbe, daß ein neuer
Vldach sich den Kunstliebhabern an mehr als einem Mrte
zeigen könnte. Im heutigen Hamburg möchte er wohl Pflege
finden. Aber man nehme einmal Lichtwark aus Hamburg,
was dann bliebe! Dieser singuläre Fall ist gar kein Beispiel.
Erstens hat er auch seine geradezu tragische Seite, zweitens
müßte Baden erst einen Mann von ähnlicher Bedeutung
haben, um hier nachahmen zu können. Denn zu dem Satze
bekenne ich mich allerdings, daß an Prinzipien wenig, an
Personen alles liegt.
was dann die Pflege deutscher Kunst im Ausland
(Punkt 8 des Briefes) betrifft, so ließen sich allerdings noch
einige weitere unbekanntere Namen nennen, die meine An-
sicht bekräftigen könnten. Etwa im Stile Winterhalters, der
seinen Karlsruher Kreis aufgab, um der bevorzugte Porträt-
maler des Pariser Hofes zu werden. Oder es wären jene
Maler geringeren wertes zu nennen, welche für Händler ihre
immer gleichen Schwarten in bestimmter Zahl anfertigten,
wie gesagt, selbst in Künstlerromanen wurde eine Zeit lang
der reiche Engländer oder Amerikaner der sterotype äeus ex
lULcbinL. Das hat doch wohl Gründe gehabt. Mich da immer
weiter zu fragen, ob ich noch mehr wisse, heißt, das Konzept
verschieben. Denn es gilt nicht nachzuweisen, daß alle deut-
schen Maler vom Ausland leben könnten, wenn dann weiß
nur beachtet, was ich über die Vergangenheit gesagt habe,
um mich daraufhin „etwas stark pssse" nennen zu können,
so ist das beinahe ein Mätzchen. Jawohl, die Dinge liegen
heute fatal; aber nur durch deutsche Fehler, die deutsche Ar-
beit wieder gut machen wird. Ich habe darauf hingewiesen,
was alles wieder im Werden ist. wollte sich doch weiß end-
lich Muthesius' Bericht über St. Louis kaufen und den
widerlegen, anstatt von allen meinen Anführungen ohne den
kleinsten versuch eines Beweises zu sagen, das „geht uns
nichts an!" Die beiden deutschen Ausstellungen in London
nehme man doch auch von beiden Seiten. Gut, die Schotten
mögen ihren Weltruf nur München verdanken. Sieht man
denn nicht, was es bedeutet, daß München einen Weltruf
zu vergeben hat? Und glaubt man, daß der deutsche Handel,
der deutsche Kaufmann nicht die Fähigkeit besitze, um aus
solcher Bedeutung des deutschen Urteils noch einmal Kapital
zu schlagen? Sieht man denn nicht, was es bedeuten würde,
wenn auch das Karlsruher Urteil einmal für den Weltruf
mitzusprechen hätte? — Aber nur zu! Greift überall mit
schnellen Händen dazwischen, unterbrecht die Entwicklung,
die ihr nicht überschaut; der tertius §auäsn8 ist bereit, die
Ernte statt eurer einzustreichen: der Berliner Handel ist es,
der wie immer aus den Kurzsichtigkeiten Süddeutschlands
 
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