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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 11
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Staatsankäufe etc. / Auszeichnungen und Medaillen / Personal-Nachrichten / Todesfälle / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Juristisches / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter / Briefkasten der Schriftleitung
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Die Werkstatt der Runst.

h-ft u-

„8

kainen, berechtigt gewesen sind. Der erste Schritt
zur Reform des Systems ist also getan. Ls war ja
auch zu toll geworden, wie dort Werke von ernst-
haften Künstlern, die die Ehre haben, in unseren
besten Galerien vertreten zu sein, einfach hinaus-
geworfen wurden, während man inittelmäßige, ja
sogar schlechte Werke an die besten Plätze hing und
sie obendrein im Katalog abbildete. Gegen diese
Ungeheuerlichkeiten war man machtlos, da keine
Revisions-Jury bestaud, und es gab nur einen Weg
dagegen anzukämpfen, den der Öffentlichkeit.
Ueberhaupt müßte man, noch näher betrachtet,
sein Augenmerk auch darauf richten, daß keiner, sei er
Juror oder Witglied der Kommission, mehr als
höchstens drei Werke zur Ausstellung bringen darf,
ebenso sollten die Kollektiv-Ausstellungen abgestellt
werden, weil es immer eine Ungerechtigkeit andern
gegenüber bleibt, wenn es diesem oder jenen: Künstler
gestattet ist, 20—60 Werke, darunter ost sehr viele
Skizzen und Studien, auszustellen, andern dagegen
nicht einmal ein Werk oder höchstens eins. Sonder-
ausstellungen sollten nur äußerst selten gestattet wer-
den, den von Eindruck bleiben doch nur die Sonder-
ausstellungen der wirklich großen Künstler.
Sehr zu beachten und zu berücksichtigen wäre
auch, daß in den illustrierten Ausstellungs-Katalogen
von keinem Künstler mehr als ein Bild hineinkommen
dürfte, damit auch andere Künstler zu Worte kom-
men und jede Bevorzugung einzelner Künstler auch
auf diese Weise ausgeschlossen bleibt.
Der Jury müßten sich auch alle von auswärts
eiugesandten Werke unterwerfen und auch auswär-
tige Kollektiv-Ausstellungen ausgeschlossen sein. Bei
solchen kam es vor, daß auf den Berliner Kunst-
ausstellungen einzelne Künstler mit 5—6 Werken
vertrete:: waren, die weder hervorragend noch besser
als Werke waren, welche von Berliner Künstlern
auf ihrer eigenen Ausstellung zurückgewiesen wurden.
Solche Ungerechtigkeiten müßten und könnten ent-
schieden vermieden werden.
Ganz besonders streng sollten die nichtdentschen,
die ausländischen Kunstwerke juriert werden, wie
das in: Ausland mit uns geschieht. Bon ihnen
müßte nur das Allerbeste ausgenommen werden und
nicht zu viel. Die deutsche Kunst muß uns stets
über jeder andern stehen und in jeder weise sort-
gesetzt respektiert werden.

Staatsankäufe eie.
Dessau. (Für die städtischen Kunstsammlungen)
sind von den in der Kunsthalle ausgestellten Bildern des
Paczka'schen Ehepaares angekaust morden: „Kirchgang in
einem ungarischen Dorfe" von Paczka und „Junge unga-
rische Bäuerin" von Lornelia paczka-wagner. Die Nittel
hat die Nathan-Meyer-Stistung hergegeben.
Dresden. (Line von Professor Schilling) seiner-
zeit geschaffene, auf Bad Elster bezügliche Bronzegruppe ist
aus Nitteln des Sächsischen Kunstfonds angekauft und der
Leitung des Bades überlassen worden.

Düsseldorf. (Von: Düsseldorfer Maler Ernst
Hardt), welchen: der „Verband der Kunstfreunde in den
Ländern am Rhein" für zyos ein Ehrengehalt bewilligte,
wurde dieser Tage von der städtischen Galerie zu Koblenz
sein Gemälde, „Frühling am Niederrhein", angekauft.
Kassel. (Die Königliche Gemäldegalerie) erwarb
zwei Gelgemälde von Prof. Knackfuß, das Historienbild
„Die Schlacht bei Mühldorf" und das Landschaftsbild „Ein
Sonnenbad".
München. (Lin neues Werk des Bildhauers Adolf
Hildebrand), eine Frauenbüste, ist für die Glyptothek er-
worben worden. Es ist ein Seitenstück zu Hildebrands nacktem
Jüngling in der Berliner Nationalgalerie.
Stuttgart. Aus der im Museum der bildenden Künste
eröffneten Ausstellung des Grtsvereins Stuttgart der Allge-
meinen Deutschen Kunstgenossenschaft hat das Kgl. württem-
bergische Kupferstichkabinett drei Zeichnungen von dem Mün-
chener Naler Georg Iauß erworben.
Auszeickmungen unä WeciaUien.

Berlin. (Dein Baurat LH. Heinrich Seeling) ist
das Ritterkreuz erster Klaffe des Herzog!, braunschweigischen
Grdens Heinrich des Löwen verliehen worden.
München. (Dem Bildhauer Professor von Rei-
mann) wurde vom Kaiser der Kronenorden nicht dritter,
wie in Heft zo mitgeteilt wurde, sondern zweiter Klasse
verliehen.
Versonai-Nackrickten.

Berlin. (Der Kaiser bei Harro Magnussen.) Der
Kaiser fuhr unlängst im Automobil in der Delbrückstraße (Ko-
lonie Grünewald) vor um dem Atelier des Bildhauers Mag-
nussen einen Besuch abzustatten. Der Künstler hatte sich
Mitte Oktober einen Bruch des rechten Fußknöchels zugezogen,
ist aber wieder einigermaßen auf den Beinen. Anwesend war
auch sein Bruder, ein Arzt aus Danzig, der dem Kaiser vor-
gestellt wurde. Die beiden Magnussen verbindet mit dem Herr-
scher eine alte Jugendbekanntschaft: Als zu Anfang der ?oer
Jahre die Kronprinzessin auf der Insel Föhr weilte, gab der
Vater Magnussens ihr und den Prinzen Wilhelm und Heinrich
Zeichenunterricht; die Söhne des Künstlers waren damals die
Spielkameraden der Prinzen. Der Kaiser erkundigte sich sehr
eingehend nach dem Befinden von Harro Magnussen und bat
dessen Bruder, ihm seine ärztliche Kunst mit aller Sorgfalt
zu widmen. Dann wandte er sich der Betrachtung der neu
entstandenen Kunstwerke zu. In erster Linie galt seine Auf-
merksamkeit den Arbeiten für das Bonner Kaiser Wilhelm-
Denkmal, dessen drei Meter hohe Statue im Gipsmodell fertig
dasteht.
Dresden. (August Hudler ff.) Die Leiche des in
Dresden verstorbenen Bildhauers August Hudler wird auf
Wunsch des Verewigten in Gotha verbrannt werden; die
Asche soll nach München überführt werden.
Karlsruhe. (Galerie-Direktor Professor Hans
Thoma), der bei dem letzten Jubiläum der Heidelberger
Universität zum Ehrendoktor ernannt worden war, ist von:
Großhcrzog in die Erste Kammer berufen worden. Es ist
das erstemal seit dem Bestehen der badischen Verfassung, daß
neben der Wissenschaft auch die Kunst im Parlament eine
Vertretung erhält. Thoma ist im badischen Schwarzwald ge-
boren und ist, abgesehen von seiner eigentlichen Kunst, in
letzter Zeit auch als Schriftsteller hervorgetreten. Seine Be-
rufung in die Erste Kammer dürfte als eine Auszeichnung
der badischen Kunst im ganzen Land nut aufrichtiger Freude
ausgenommen werden.
München. (Fritz Lrler) hat neuerdings unter äußerst
günstigen Bedingungen die Aufforderung erhalten, nach
Stuttgart überzusiedcln, und zwar ohne jede amtliche Ver-
pflichtung.
 
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