Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/1906
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Heft 26
DOI Artikel:Zur Frage der internationalen Kunstausstellungen, insbesondere der Mannheimer
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LDre werklwrc -er Kunst
keöäktem: Hsmrlcb Ktsmbacb.
V. Jabrg. 26. A 26. Marz 1906.
'Zn üiesern ^eils unserer LeitsckrUt erteilen -wir jsclern Rünstler clss freisMort. Mir sorgen clafür, clss tunlicbst keinerlei
Angriffe aus Personen o-ler EsnosssnsÄtAften abgsclruckt tt'erclen, okne class vorder cter Kngegrissene clie MSglickkeit gekabt
Kälte, in clernseldsn yefte?u ertviclern. Vie Redaktion kält sick vollstänclig unpsrteiisck uncl gibt clurcl, clen ^bclruck keineswegs
7-- - - eine Nsbereinstirnrnung rnit cisn auf cliese Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. >
Vergleichung der Malerei mit
charakteristisch für weiß' und
Standpunkt, daß man an ihn
Nicht um Recht zu behalten — woran es bei
einem so wichtigen Gegenstände niemand liegen
darf —, sondern um das, was ich zur Sache zu
sagen wünschte, nochmals unmißverständlich heraus¬
zustellen, seien mir einige Worte auf E. N. weiß'
„Entgegnung" gestattet, was ich für heute zu geben
wünsche, ist eine Feststellung der wirklichen Streit-
punkte. Beschränken wir uns doch auf diese, um
weiter zu kommen; das beständige Erklären unserer
Standpunkte zu allen uns berührenden Fragen kann die Ausstellungen hierdurch uninteressanter würden als
die Unternehmungen des Kunsthandels, die anspruchs-
volleren Käufer von diesen fortgewöhnen; eine Na-
tionalisierung aber des ganzen Kunstmarktes würde
zu einer Einförmigkeit führen, welche das immerhin
heute vorhandene Interesse für bildende Kunst der-
artig sinken lassen könnte, daß mit der Zeit viel
ärgere Zustände als die heutigen zustande kämen.
Ist meine Auffassung richtig, so nützen die inter-
nationalen Kunstausstellungen dem deutschen Maler.
Selbstverständlich kann meine Auffassung eine ganz
irrige sein, wenn aber weiß auf eine Widerlegung
meiner Meinung nicht eine Zeile verwendet und
nur mit Leidenschaft ausführt, dem deutschen Maler
müsse geholfen werden (was ich auch wünsche), die
Ausstellungen müssen rein wirtschaftlich beurteilt
werden (was ich auch tue), — crZo: müssen die
Ausländer hinaus: so vermag ich darin nur eine
Wiederholung oft gesagter Dinge, aber keine Ent-
gegnung gegen eine etwas umfänglicher angelegte
Betrachtung des Nutzens des deutschen Malers zu
sehen. Es sei darum gestattet, nochmals darauf hin-
zuweisen, daß über weiß' Behandlung der Frage
das Material pro und contra, nur ganz mangelhaft
verwendet ist. Die
der Bäckerei ist so
seiner Parteigänger
anknüpfen darf.
Da ist nun zu bemerken, daß Malerei und
Bäckerei sich darin sehr wesentlich unterscheiden, daß die
Produkte der letzteren im Leben so unentbehrlich
sind, daß allerdings durch den Ausschluß fremden
Brotes die Existenz des Grtsbäckers gesichert ist,
während andererseits die Produkte des Malers in
unserem sogenannten „Kulturleben" so vollkommen
doch für die Hauptfrage nichts fördern.
Den allergrößten Teil von E. N. weiß' letztem
Aufsatze nimmt eine Schilderung des Verhältnisses
des modernen Künstlers zu seiner Umgebung und
seine daraus resultierende, fast hoffnungslose Lage
ein. Aber darüber sind wir uns ja wohl alle längst
einig. Sodann kommt Hans Thoma sehr viel an
die Reihe und die von mir gemachte, leider nicht
zurücknehmbare Bemerkung von Thomas geringer
Energie wird breit und heftig ausgenommen. Nun,
mag Thoma seine neulich hier dargelegten Anschau-
ungen wenig energisch vertreten, darum könnten
sie aber doch durchaus richtig sein. Gegen den
sehr ausgeprägten und umfänglichen Inhalt von
Thomas Erklärung bringt weiß nichts vor, als
einen leeren Hinweis auf veränderte Zeiten. Die
Widerlegung einer einzigen Aeußerung Thomas
wollen wir nachher prüfen (Ablehnung deutscher
Kunst im Ausland). Thomas wichtigerem Haupt-
satze: daß die abstumpfende Uniformierung der Aus-
stellungen einige Unterbrechung durch das Ausland
braucht, wenn das Interesse an ihnen nicht ver-
loren gehen soll —, ist kein Wort entgegengesetzt.
Also noch immer keine „Entgegnung".
Nun zum wirklichen Streitpunkte: Ist die Lage
des deutschen Walers durch internationale Ausstel-
lungen zu bessern? Durch Abzählung der Äuße-
rungen pro et contra, ist hier ja wohl nichts be-
wiesen. Ls gilt Prüfung der Gründe, weiß und
einige andere erklären: wenn die Gelder, welche
für ausländische Bilder bezahlt werden, nur noch
deutschen Walern zustießen, so ist deren Lage deut-
lich gebessert. Dem gegenüber ist zu erwähnen, daß
diese Verbesserung nur vorübergehend wäre. Ich
Tur ^rags der internationalen Kunstausstellungen,
insbesondere cler Mannheimer.
Von Vxlruueus.
habe zufällig durch länger als ein Jahrzehnt an
verschiedenen Kunstorten einigen Einblick in den
Zusammenhang der verschiedensten, unser Kunstleben
beeinflussenden Faktoren gewonnen; und ich habe
mich nun bemüht, zu zeigen, daß eine außerordent-
lich schwierige Verkettung vieler Dinge die inter-
nationalen Kunstausstellungen nicht mit solcher drasti-
schen Kürze zu beurteilen erlaubt, wie es heute
inehrfach geschieht. Ihre Abschaffung würde, wenn
keöäktem: Hsmrlcb Ktsmbacb.
V. Jabrg. 26. A 26. Marz 1906.
'Zn üiesern ^eils unserer LeitsckrUt erteilen -wir jsclern Rünstler clss freisMort. Mir sorgen clafür, clss tunlicbst keinerlei
Angriffe aus Personen o-ler EsnosssnsÄtAften abgsclruckt tt'erclen, okne class vorder cter Kngegrissene clie MSglickkeit gekabt
Kälte, in clernseldsn yefte?u ertviclern. Vie Redaktion kält sick vollstänclig unpsrteiisck uncl gibt clurcl, clen ^bclruck keineswegs
7-- - - eine Nsbereinstirnrnung rnit cisn auf cliese Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. >
Vergleichung der Malerei mit
charakteristisch für weiß' und
Standpunkt, daß man an ihn
Nicht um Recht zu behalten — woran es bei
einem so wichtigen Gegenstände niemand liegen
darf —, sondern um das, was ich zur Sache zu
sagen wünschte, nochmals unmißverständlich heraus¬
zustellen, seien mir einige Worte auf E. N. weiß'
„Entgegnung" gestattet, was ich für heute zu geben
wünsche, ist eine Feststellung der wirklichen Streit-
punkte. Beschränken wir uns doch auf diese, um
weiter zu kommen; das beständige Erklären unserer
Standpunkte zu allen uns berührenden Fragen kann die Ausstellungen hierdurch uninteressanter würden als
die Unternehmungen des Kunsthandels, die anspruchs-
volleren Käufer von diesen fortgewöhnen; eine Na-
tionalisierung aber des ganzen Kunstmarktes würde
zu einer Einförmigkeit führen, welche das immerhin
heute vorhandene Interesse für bildende Kunst der-
artig sinken lassen könnte, daß mit der Zeit viel
ärgere Zustände als die heutigen zustande kämen.
Ist meine Auffassung richtig, so nützen die inter-
nationalen Kunstausstellungen dem deutschen Maler.
Selbstverständlich kann meine Auffassung eine ganz
irrige sein, wenn aber weiß auf eine Widerlegung
meiner Meinung nicht eine Zeile verwendet und
nur mit Leidenschaft ausführt, dem deutschen Maler
müsse geholfen werden (was ich auch wünsche), die
Ausstellungen müssen rein wirtschaftlich beurteilt
werden (was ich auch tue), — crZo: müssen die
Ausländer hinaus: so vermag ich darin nur eine
Wiederholung oft gesagter Dinge, aber keine Ent-
gegnung gegen eine etwas umfänglicher angelegte
Betrachtung des Nutzens des deutschen Malers zu
sehen. Es sei darum gestattet, nochmals darauf hin-
zuweisen, daß über weiß' Behandlung der Frage
das Material pro und contra, nur ganz mangelhaft
verwendet ist. Die
der Bäckerei ist so
seiner Parteigänger
anknüpfen darf.
Da ist nun zu bemerken, daß Malerei und
Bäckerei sich darin sehr wesentlich unterscheiden, daß die
Produkte der letzteren im Leben so unentbehrlich
sind, daß allerdings durch den Ausschluß fremden
Brotes die Existenz des Grtsbäckers gesichert ist,
während andererseits die Produkte des Malers in
unserem sogenannten „Kulturleben" so vollkommen
doch für die Hauptfrage nichts fördern.
Den allergrößten Teil von E. N. weiß' letztem
Aufsatze nimmt eine Schilderung des Verhältnisses
des modernen Künstlers zu seiner Umgebung und
seine daraus resultierende, fast hoffnungslose Lage
ein. Aber darüber sind wir uns ja wohl alle längst
einig. Sodann kommt Hans Thoma sehr viel an
die Reihe und die von mir gemachte, leider nicht
zurücknehmbare Bemerkung von Thomas geringer
Energie wird breit und heftig ausgenommen. Nun,
mag Thoma seine neulich hier dargelegten Anschau-
ungen wenig energisch vertreten, darum könnten
sie aber doch durchaus richtig sein. Gegen den
sehr ausgeprägten und umfänglichen Inhalt von
Thomas Erklärung bringt weiß nichts vor, als
einen leeren Hinweis auf veränderte Zeiten. Die
Widerlegung einer einzigen Aeußerung Thomas
wollen wir nachher prüfen (Ablehnung deutscher
Kunst im Ausland). Thomas wichtigerem Haupt-
satze: daß die abstumpfende Uniformierung der Aus-
stellungen einige Unterbrechung durch das Ausland
braucht, wenn das Interesse an ihnen nicht ver-
loren gehen soll —, ist kein Wort entgegengesetzt.
Also noch immer keine „Entgegnung".
Nun zum wirklichen Streitpunkte: Ist die Lage
des deutschen Walers durch internationale Ausstel-
lungen zu bessern? Durch Abzählung der Äuße-
rungen pro et contra, ist hier ja wohl nichts be-
wiesen. Ls gilt Prüfung der Gründe, weiß und
einige andere erklären: wenn die Gelder, welche
für ausländische Bilder bezahlt werden, nur noch
deutschen Walern zustießen, so ist deren Lage deut-
lich gebessert. Dem gegenüber ist zu erwähnen, daß
diese Verbesserung nur vorübergehend wäre. Ich
Tur ^rags der internationalen Kunstausstellungen,
insbesondere cler Mannheimer.
Von Vxlruueus.
habe zufällig durch länger als ein Jahrzehnt an
verschiedenen Kunstorten einigen Einblick in den
Zusammenhang der verschiedensten, unser Kunstleben
beeinflussenden Faktoren gewonnen; und ich habe
mich nun bemüht, zu zeigen, daß eine außerordent-
lich schwierige Verkettung vieler Dinge die inter-
nationalen Kunstausstellungen nicht mit solcher drasti-
schen Kürze zu beurteilen erlaubt, wie es heute
inehrfach geschieht. Ihre Abschaffung würde, wenn