Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

DOI issue:
Heft 28
DOI article:
Weiss, Emil Rudolf: Offener Brief an Herrn Extraneus
DOI article:
Marcus, Otto: Zum neuen Urheberrecht
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0387

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Heft 28.

Die Werkstatt der Kunst.

383

rechtigt und notwendig. Das hat mir die mannig-
fache Zustimmung bewiesen, die ich mündlich und
schriftlich erfuhr.) Was nun speziell über Thomas
Teilnahme an der Jury gesagt werden mußte, da
er einmal seine Anschauung ausgesprochen hatte,
habe ich in den Grenzen des Notwendigen und in
keiner Weise die persönliche Achtung verletzend ge-
sagt. Ich möchte das Ihrem verbum „schimpfen"
gegenüber ausdrücklich feststellen. Was ich darüber
sagen mußte, entsprang dem Widerspruch zwischen
der Anzahl und dem Wert des Zurückgewiesenen
und dem Unwert ganzer Säle, speziell ausländischer
Bilder. Ts sind damals auf eine Weise, welche für
die Jury sowohl, wie für diejenigen der Zurückge-
wiesenen, welche der Aufforderung folgten, nochmals
unter der Hand etwas zu schicken, das man anneh-
men werde, gleich beschämend war, einige Werke
nachträglich in die Ausstellung gekommen. Ihnen
speziell, Herr blxiran6U8, sei verraten, daß ich mir
damals eine angenommene und bereits aufgehängte
Radierung durch Herrn Dill wieder aus der Aus-
stellung herausholen ließ, weil ich mich vor meinen
gänzlich zurückgewiesenen Freunden schämte und es
mich degoutierte, überhaupt bei der Veranstaltung
nach diesen Vorkommnissen vertreten zu sein.
Ts läuft, Verehrter, Ihre ganze Beleuchtung
des persönlichen letzten Tndes auf eine mühselige
Mohrenwäsche hinaus, auf nichts weiter. Ich nagle
noch Ihren Ausdruck, „eine einzelne zu strenge Zu-
rückweisung", fest. Jeder aus der beinahe vollzählig
zurückgewiesenen jüngeren Karlsruher Künstlerschaft
darf das jetzt auf sich beziehen. Ihr vorletzter Passus
ist wiederum eine grobe Entstellung. Ich habe nir-
gends behauptet, daß Dill vom Ausstellungenmachen
nichts versteht. Tr versteht es, glaub' ich, nur
allzu gut! Wenn man ihm aber die guten Teilen
der Karlsruher Ausstellung zum Ruhme anrechnet,
so nehme ich mir das Recht, ihm die schlechten zum
Tadel anzurechnen. Ich würde nicht fertig, wenn
ich auf all die schiefen Darstellungen, die Tie vor-
bringen, antworten und sie zurechtrücken wollte. Ich
danke Ihnen schließlich für das Tatyrspielcben am
Tchluß und den Tpaß, den es mir gemacht hat.
Ts gibt in Deutschland so drei, vier Zeitungsschreiber
von jener Art, wie einer in Karlsruhe sein Wesen
treibt, den man die „Kunstwanze" nannte, die seit
gut zehn Jahren mich nicht nennen können, ohne
daß ihnen die zwei Namen Monet und Vallo-
ton einfallen. Die stülpen sie mir dann stets schleu-
nigst über den Kopf, so daß ich vor dem Glanz
dieser beiden Namen, wie mit einer Tarnkappe un-
sichtbar gemacht, in mein Nichts verschwinde. Ich
habe mich gefreut, diesen beiden guten alten Bekann-
ten bei Ihnen wieder zu begegnen. Wie wäre es
aber, wenn ich Ihnen verriete, daß Tie und jene
anderen Herren sich irren? Daß ich seit zehn Jahren
rein gar nichts tue, als zwei andere Franzosen ko-
pieren und imitieren, die Tie am Tnde nicht einmal
dem Namen nach kennen? -— Und wenn ich Tie

bäte, das mich unausführbar dünkende Kunststück,
Monet und Valloton gleichzeitig nachzuahmen, mir
einmal vorzumachen? und daß ich mir aus allen
beiden herzlich wenig mache? und daß ich der An-
sicht bin, daß Tie sowohl wie jene anderen crüici
weder vorn einen noch vom anderen eine Ahnung
haben, ansonst Tie nicht auf den baren Unsinn ver-
fielen, man könnte beide gleichzeitig nachmachen!
—. Ich bewunderte dann ferner die oiceronianische
Redekunst, mit der Tie den Vorwurf ausdrücklich
nicht erheben, ich hätte kein Recht, meine „Imi-
tiererei" Konzentration auf unser Eigenes zu nennen.
Den Dank dafür könnte ich Ihnen allerdings nur
persönlich abstatten. Dies zu ermöglichen, wäre aller-
dings zuerst einmal notwendig, daß ich weiß, mit
wem ich es zu tun habe. Darf ich Tie also bitten,
sich dem pudlico hier nach Nam' und Art vorzu-
stellen? — Bis dahin betrachte ich Tie nicht ein-
mal mehr als Herrn „Kxtruveus" vorhanden.
2um neuen Urheberrecht,
von Otto Marcus in Berlin.
In den verhältnismäßig kleinen Kreis derjenigen, die
an dem neuen Urheberrecht an Merken der bildenden Künste
und der Photographie interessiert sind, kommt in elfter Stunde
ein frischer Kämpe geritten mit einer dicken Broschüre und
nicht weniger als ;ooooo Arbeitern hinter sich. Nun ist
die Angelegenheit, um die es sich hier handelt, gewiß keine
solche, die etwa zu ernst behandelt werden könnte, aber der
Aufwand von Morten und Pathos in der Broschüre von
Aug. Spieß scheint doch in keinem Verhältnis zu dem tat-
sächlichen Inhalt zu stehen. Für einen bildenden Künstler,
der in seinem Beruf weder zooooo noch auch nur einen
einzigen Arbeiter zur Hilfe nehmen kann, ist es sehr schwer,
sich durch die Broschüre durchzuarbeiten und sie etwa noch
im einzelnen zu kommentieren. Sie hat aber in der presse
ziemlich viel Staub aufgewirbelt, und wenn auch nicht an-
zunehmen ist, daß die gesetzgebenden Faktoren ihr allzuviel
Gewicht beilegen, ist es doch wohl angebracht, aus einige
Punkte einzugehen, die dem Künstler auffallen.
Da ist zunächst dem Verfasser beizupstichten, daß das
Zusammenwerfen von so heterogenen Materien wie bildende
Kunst und Photographie tatsächlich große Bedenken Hervor-
rufe. Den Juristen erschien eine solche Zusammenfassung
wünschenswert und sie haben alle Bedenken damit beschwich-
tigt, daß dies Zusammenfassen nur eine juristische Formalität
ohne besondere Konsequenzen sei. Sie scheinen aber die tat-
sächlichen Verhältnisse der Praxis damals nicht genügend
erkannt und in Rechnung gestellt zu haben. Sollte die Bro-
schüre von Spieß dazu beitragen, noch jetzt die Photographie
abzutrennen, so könnte man gern manches andere dafür ver-
zeihen. Damit möchte ich durchaus nicht den sehr selbstän-
digen Ton der Broschüre bemängeln; der Verfasser arbeitet
beständig mit gröbstem Geschütz. Daran könnten sich viel-
mehr die Künstler ein Beispiel nehmen, die meist glauben,
durch vornehm reserviertes Verhalten recht viel zu erreichen.
Es mutet einen seltsam an, in den Besprechungen über die
Broschüre durchweg zu lesen, daß die Künstler durch das
neue Gesetz einseitig bevorzugt seien. Das Gesetz hat wohl
einige Neuerungen gebracht, die einigen enabegrenzten Künst-
lerkreisen Vorteile gewähren; dem steht aber wieder anderes,
wie das Recht am eigenen Bilde, gegenüber und in der Haupt-
sache in dem Verhältnis der Künstler zu denjenigen, die ihre
Erzeugnisse geschäftlich verwerten, hat sich nicht das geringste
zum Bessern geändert. Hier aber ruft Herr Spieß Zeter uud
Mordio. Man gewinnt den Eindruck, daß nach feiner An-
sicht die Kunstwerke auf Erden vorhanden sind, wie die Luft
 
Annotationen