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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 16
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Die Freiheit der Kunst
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Laufende Preisausschreiben / Erledigte Preisausschreiben / Aus Galerien und Museen / Staatsankäufe etc. / Staatsaufträge etc. / Stipendien und Stiftungen / Personal-Nachrichten / Todesfälle / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter / Abonnements
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0221

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Heft s6.

Die Werkstatt der Kunst.

2s7

„Stets muß die Bildnerin Natur
Den alten Ton benützen,
In Haus und Garten, Wald und Flur
Zu ihren neuen Skizzen." w. Busch.
Die Kunst wechselt ihr Kleid häufig, doch in
ihrem innersten Wesen ist sie unveränderlich. Als
erste Lebensbedingung braucht und verlangt sie Frei-
heit und weist alle Gesetze von sich. Ls hat sich
immer noch gezeigt, daß die Kunst am ehesten er-
lahmt, wenn sie in festgelegte Bahnen gedrängt wer-
den soll. Die, welche zetern, die Kunst sei nieder-
gebrochen oder entartet, haben nur den Vorzug, zur
Majorität zu gehören. Ueber ihr Jammern hinweg
erhebt sich die Kunst und lebt, wenn ihr auch das
Leben recht sauer gemacht wird, und treibt nach
allen Leiten ihre Blüten. „Ihr Gärtner hier mit
Euren freien Gärtnen und Eurem guten Grund,
pflegt die edle Pflanze und lasset sie bei Euch ge-
deihen und Früchte tragen in alle Zeiten! Bekämpfet
Eure Künstler nicht, indem Ihr Luch ablehnend
verhaltet. Lasset sie gewähren; sie müssen ihren
Weg gehen, sie können nicht anders."

Laufende Vreisaussckreiben. Fortsetzung)

Berlin. Ein Wettbewerb um Entwürfe zu einer
klassigen Gemeindeschule in Niederschönhausen bei Berlin wird
mit Frist bis zum Februar ;y06 vom Gemeindevorstand
daselbst ausgeschrieben. Drei Preise von 500, ZOO und 200 Mk.
sind ausgesetzt. Wettbewerbsunterlagen werden vom Gemeinde-
bauamte in Niederschönhausen verabfolgt.
Erledigte Vreisaussckreiben.

Tondern. Der Neubau des Kreishauses ist vom Kreis-
tage daselbst nach dem mit dem ersten Preise ausgezeichneten
Entwürfe der Architekten Dinklage und Paulus in Berlin be-
schlossen worden.
Aus Galerien unä Museen.

Budapest. (Die alte staatliche Gemäldegalerie im
Museum der bildenden Künste), „Esterhazy-Galerie",
ist bereits vollständig geordnet. Insgesamt umfaßt die neue
Galerie 835 Gemälde im Schätzungswerte von ;5 Millionen
Kronen und füllt elf große Säle und sechzehn Kabinette. Die
graphische Sammlung enthält 80 ooo Schnitte, die einen wert
von zwei Millionen repräsentieren und in separaten Räumen
untergebracht sind.
Erlangen. (Die Universitäts-Galerie.) Die in
erster Linie Lehrzwecken der hiesigen Universität dienende
Gemäldesammlung, ist nunmehr in den Hauptsälen der ehe-
maligen markgräflichen Orangerie untergebracht. Sie zählt
;23 Gemälde, von denen 7H aus der Alten Pinakothek, 23
aus dem Schleißheimer und 26 aus dem Augsburger Depot
stammen. Die alldeutschen und altniederländischen Maler sind
durch so, die italienischen Maler durch 27 Bilder (darunter
Kopien nach Eorreggio, Raffael und Lionardo), die hollän-
dischen durch H5 und die vlämische Schule durch 2; Bilder
vertreten. Moderne Gemälde fehlen.
Mailand. Als man zur Reinigung des berühmten Bildes
des Herzogs Lodovico Moro von Leonardo da Vinci in
der Mailänder Brera schritt, wurde eine überraschende Ent-
deckung ans Tageslicht gefördert. Indem man den alten
Schmutz entfernte, kam nicht nur die rechte Hand zum Vor-
schein, sondern auch ein Kartellino, welches mit musikalischen

Noten beschrieben ist. Das Porträt kann deshalb nicht den
Moro darstellen; Luca Beltrami will daraus die Züge von
Franchino Gaffurio herauslesen, welcher in jenen Zeiten ein
berühmter Kapellmeister des Doms war. Die Reinigung der
Tafel hat gleichzeitig noch mehr die Autentizität bekräftigt:
die Form des Augapfels, die Zeichnung des Mundes, die
Modellation des Gesichtes und die außerordentliche Weiche
in der Darstellung des Haares sind ganz ähnlich der Madonna
in der Felsengrotte von Leonardo in Paris. Dies wäre nun
das einzige männliche Porträt von Hand des großen Genius,
welches auf unsere Zeit gekommen ist.
Staatsankäufe etc.

Berlin. (Das Kupferstichkabinett) hat nach den
eben zur Ausgabe gelangten amtlichen Berichten aus den
Kgl. Kunstsammlungen in der Zeit vom Juli bis 30. Sep-
tember ;stO5 von folgenden Künstlern Arbeiten erworben:
von Ferd. Andri: H Steindrucke; Gustav Bechler: 2 Holz-
schnitte; F. A. Boerner: „Marion nach Lenbach", farbiges
Schabkunstblatt; Max Dasio: ; Radierung, 2 Steindrucke;
Ernst Moritz Geyger: „Löwen", Radierung; Peter Halm:
„Die Mutter des Künstlers", Radierung; Gotthard Kuehl:
„Holländisches Interieur", Radierung; Sigmund Landsinger:
„Bildnis Böcklins", Steindruck; Albert Lang: 2 Radierungen,
2 Steindrucke; Wilhelm Leibl: „Der Trinker", Radierung,
„Kopf einer alten Frau", Radierung: Emil Lugo: 2 Stein-
drucke; Adolf v. Menzel; „Justus Möser", Steindruck, Probe-
drucke zu dem Bilderbogen „König Friedrich der Große",
5 Holzschnitte, Probedrucke der Illustrationen zum „Zer-
brochenen Krug", 30 Holzschnitte, „Der alte Fritz", Probe-
druck mit Korrekturen Menzels, Holzschnitt, Speisekarte für
den herzoglich sächsischen Hof zu Meiningen, Radierung, „Die
Familie bei der Lampe", Radierung; Beruh, pankok: 7 Schab-
kunstblätter, 7 Radierungen, ; Steindruck; Ludwig Naders:
; Radierung, ; Steindruck; Dtto Rasch: „Die Mutter des
Künstlers", Algraxhie; Oswald Roux: 3 Steindrucke; Gtto
Sager: „Das Rathaus zu Breslau", Radierung; KarlStauffer-
Bern: 5 Porträtradierungen; Alb. Sterner: „Abend", Stein-
druck; Franz Stuck: 5 Radierungen; Wilh. Trübner: 2 Ra-
dierungen; Wilhelm Volz; Hochzeitsmenü, Radierung; Alb.
welti: „Haus der Träume", Steindruck; Henri de Toulouse-
Lautrec: 8 Steindrucke.
Llorenz. (Für die Uffizien wurden angekauft):
Ein Selbstporträt von Georg Romney, ferner ein im ver-
flossenenen Jahre gemaltes Bildnis von Bonnat.
Ztaatsauflräge etc.

Bremen. (Das Rathaus) hat eine künstlerische Be-
reicherung erfahren. Heinrich Vogeler, der Worpsweder
Meister, hat den ihm gewordenen Auftrag erfüllt, die Gülden-
kammer neu zu dekorieren. Der einst goldschimmernde Innen-
raum inmitten des Obergeschosses des Rathauses, der lange
Zeit seines besten Schmuckes beraubt, hatte bisher ein Bild
trostloser Verwahrlosung geboten.
Eastel. (Dem Porträtmaler Artur Ahnert), fürst-
lich waldeckischer Hof-Konservator, wurde vor einiger Zeit vom
hiesigen Magistrat der Auftrag zuteil, die im Rathaus be-
findlichen, zum Teil sehr alten und wertvollen renovierungs-
bedürftigen hessischen Fürstenbilder zwecks Wiederherstellung
einer gründlichen Behandlung zu unterziehen. Nachdem die
Arbeiten nunmehr zur vollen Zufriedenheit des Magistrats
ausgefallen sind, wurden laut Beschluß dem Künstler sämt-
liche im Besitze der Stadt befindlichen Oelgemälde zur voll-
ständigen Ueberwachung unterstellt und ihm die Obliegenheiten
eines „Konservators der Residenzstadt Eassel" übertragen.
München. (Den Malern Becker-Gundahl und
Karl Wähler) in München hat das bayerische Kultus-
ministerium die Ausmalung der von Leonhard Romeis er-
bauten katholischen Kirche in Fremdingen bei Nördlingen
übertragen.
 
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