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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 23
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Der Oesterreichische Künstlerbund
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Die kirchliche Kunst auf der III. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden
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Eine glücklich unterdrückte Revolution im Münchener Kunstverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0318

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Die Werkstatt der Kunst.

Heft 23.

315

Die eingereichten Kunstwerke werden diesen Kommis-
sionen in der Art zur Begutachtung zugewiesen, daß stets
die künstlerisch gegnerische Richtung über die Zulassung zu
entscheiden hat. Ist der Einreicher mit der gefällten Ent-
scheidung nicht zufrieden, so steht ihm der Appell an eine
zweite Instanz offen, welche aus mehreren durch das Los
zu bestimmenden Vereinsmitgliedern besteht. Der Bund legt
also die Entscheidung über die für einen Künstler wichtigste
Angelegenheit, nämlich über die Zulassung seines Merkes zur
öffentlichen Schaustellung, ausschließlich in die Hände von
Fachgenoffen, mögen dieselben auch einer anderen Kunst-
richtung huldigen als ihr Kollege, denn er setzt bei jedem
Künstler, dem das vertrauen seiner Genossen das ehrenvolle
Amt eines Jurors übertragen hat, so viel (Objektivität voraus,
daß er das wahrhaft Künstlerische eines Merkes auch dann
anerkennen werde, wenn der Schaffer desselben dem hehren
Ziele der Kunst auf einem anderen Mege zustrebt wie er
selbst. Auf diese Meise glaubt man aber auch, dem Eliquen-
und Protektionswesen einen Riegel vorgeschoben zu haben.
wir hoffen und wünschen dem „Gesterreichischen
Künstlerbunde" herzlichst den besten Erfolg bei seinem
schwierigen Werke. Ihm bei diesen Bemühungen,
soviel wir vermögen, mit unseren Kräften zur Beite
zu treten, werden wir stets sehr gern bereit sein.
Ole NrcdUeke klunst
Lus cler III. Oeutsebsn Krmstgenerbe-
UttLLtsMmg m Oresclen.
Neber diese Abteilung der Ausstellung
macht die Leitung derselben folgende Mit-
teilungen:
Die Abteilung für kirchliche Kunst bildet den
Mittelpunkt der Ausstellung. Sie verdankt ihre Entstehung
dem Mansche der Künstler, zu zeigen, daß auch bei moderner
Formengebung dem kirchlichen Gedanken ein würdiger Aus-
druck verliehen werden kann und daß in dem vielfachen
Widerstreit der Ansichten zwischen Theologen und Künstlern
durch ein Darlegen der Ansichten der letzteren in einer vom
Bauherrn unbeeinflußten Meise ein Mittel zur Verständigung
gefunden werden kann. Der große Mittelsaal der Ausstellung
wurde zu diesem Zweck in zwei etwa gleichgroße Teile ab-
getrennt, neben denen sich noch einige kleinere Gelasse befinden.
Die Hauptteile sollen kirchlich ausgestattet werden, und zwar
baut Dresden den protestantischen kirchlichen Raum und
München den katholischen. Ersterer wird einheitlich aus-
gebildet, mit einer Kanzel und einer (Orgel, sowie mit Gestühl
versehen sein. Es sollen hier kirchliche Konzerte veranstaltet
werden. Auf Aufstellung eines Altars hat man absichtlich
verzichtet, da es Bedenken veranlassen kann, eine wirkliche
Kirche zum Ausstellungsobjekt zu machen. Ebenso ist darauf
verzichtet worden, den Raum für eine besondere Liturgie ge-
eignet zu bilden, also etwa ihn nach den speziellen Anfor-
derungen der sächsischen evangelisch-lutherischen Kirche auszu-
gestalten. Es sind ja in Dresden selbst in letzter Zeit Kirchen
der verschiedenartigsten Kunstrichtung errichtet worden, die den
Besuchern der Stadt Gelegenheit geben, sich über den Stand
des hiesigen kirchlichen Bauwesens genaue Kenntnis zu ver-
schaffen. Der katholische kirchliche Raum wird sich als ein
dreischiffiger Bau darstellen, in dem kirchlich-kunstgewerbliche
Gegenstände aufznstellen reichlich sich Gelegenheit bietet. Be-
merkt sei noch, daß diese kirchlichen Räume nicht etwa kleine
Modelle sind, sondern in den Abmessungen ansehnlichen Stadt-
kirchen gleichkommen. Den Uebergang von einem dieser Haupt-
räume zum anderen bieten besonders gestaltete Vorhallen. Ein
weiteres Gelaß neben der protestantischen Kirche wird von
Leipzig als Sakristei ausgebildet. Der rechts an den
Hauptsaal sich anschließende Flügel zerfällt in drei Teile. In
einem dieser wird Düsseldorf eine Synagoge Herrichten, und

zwar in Anlehnung an die älteren Formen des jüdischen Bet-
hauses mit dem Verlesungspult in der Mitte, getrennt von
dem zur Aufbewahrung der Thora bestimmten heiligen Schrein.
Daran reiht sich ein Gemeinde- und Konfirmanden-
saal, dem Elberfeld seine künstlerische Gestalt gibt. Auch
dieser wird in einer Meise ausgestattet werden, daß er sich
zur Abhaltung von Vorträgen eignet. Das dritte Gelaß ist
für kirchliches Kunstgewerbe vorbehalten. Hier wird in einer
stattlichen Kollektion aus sächsischen Kirchen entlehnter älterer
Kelche die Entwicklung dieses wichtigsten Kirchengerätes seit
romanischer Zeit dargestellt werden. Zur Vergleichung werden
moderne Erzeugnisse des kirchlichen Kunstgewerbes aufgestellt
werden. Durch den links neben dem Hauptsaal gelegenen
Raum, der kirchliche Geräte der Volkskunst enthält, gelangt
man in einen stattlichen Hof, der als Kirchhof dient. Es soll
dort gezeigt werden, wie der Gottesacker, dessen Kunst jetzt
so sehr im Argen liegt, wieder zu einer Stätte ernstesten
Schaffens werden kann. Die Künstler, denen die Leitung der
einzelnen Veranstaltung übergeben ist, wissen sehr wohl, daß
mit den für einen kurzen Sommer geschaffenen Werken der
monumentalen Kunst nur schwerlich eine wirksame Konkurrenz
gemacht werden kann. Es ist vielfach nur andeutungsweise
das herznstellen, was bei einem für die Dauer berechneten,
mit größeren Mitteln durchzuführenden Bau in entschiedenerer
Sprache ausgesprochen werden kann. Dazu legen ihnen die
vorhandenen Bauten, in die sie ihre Schöpfungen zu stellen
haben, mancherlei unbequeme Bedingungen auf. Es gilt nur
zu zeigen, daß es am guten Millen in der Ausstellungsleitung
nicht fehlt, der Kunst und dem Kunstgewerbe die Abhängigkeit
von der Vergangenheit, den Geist der Nachahmung und Nach-
empfindung zu nehmen, der heute noch so vielen und zwar
zumeist den maßgebenden Kreisen allein als echt kirchlich gilt.
Das Wagnis, in einer Ausstellung die neuen Anschauungen
zur Geltung zu bringen, ist groß! Doch sollte man glauben,
daß der gute Mille und das ernste Streben anerkannt werden
wird, das moderne Schaffen mit feiner höchsten Aufgabe zu
versöhnen.
Eine glückUck unterärüMe Revolution
im Münchener llunstverein.
Zu diesem Aufsatz in unserem Heft 2s
wird uns vom Kunstverein München als Ent-
gegnung folgendes mitgeteilt:
Herr Hermann Frobenius hält es für geschmack-
voll, einen Vorwurf, den schon die Generalversamm-
lung des Kunstvereins vom 3s. Januar sH06 mit er-
drückender Mehrheit als absolut ungerecht-
fertigt erklärte, nun in Form eines rein persön-
lichen Angriffs in der Geffentlichkeit zu wiederholen.
Demgegenüber ist zunächst festzustellen, daß die „er-
kältende Totenrichterzeremonie" des Herrn Vorsitzen-
den mit einer warmen Begrüßung der Grundidee
der Faber'schen Anregungen begann und sich sodann
im Nahmen voll kommen berechtigter sachlicher
Konstatierungen hielt, in deren Verlauf mehrfach
betont wurde, daß selbst eine Aenderung der
Statuten kein Hindernis bilden dürfe, wenn die
Versammlung die Faber'schen Vorschläge gut heiße.
wenn Herr Frobenius ferner bemängelt, die
Verhandlungen seien nicht auf ein allgemeines Ni-
veau außerhalb des persönlichen gehoben worden,
so klagt er damit lediglich seine Freunde an, deren
alleinige Bache es war, allgemeine Gesichtspunkte,
an welche die Debatte sich anlehnen konnte, zu
bringen. Das tat aber weder der Wortführer der
 
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