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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 10
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W., F.: Die Internationale Kunstausstellung in Mannheim 1907
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Das neue Künstlerhaus in Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0134

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(30

Die Werkstatt der Kunst.

heft (0.

unschwer aus seiner Geschichte und seiner Stellung
begründen!
Uns aber kann da alle Geschichte nichts helfen.
Wir sind die Gegenwart, wir sind — ohne Unter-
schied — die Modernen, die Lebenden bildenden
Künstler! Nicht ohne Grund ist das Wort „Heimat-
kunst" ein modernes Worr, und Heimatkunst besteht
trotz aller Internationalität der bildenden Kunst.
Und in allen Ländern, die bildende Kunst pflegen,
gibt es, wo und wie weit das Interesse der hei-
mischen Künstler es fordert, trotz aller Internatio-
nalität nationale Schranken, die wohl und weis-
lich eingehalten werden in allen Ländern, nur in
Deutschland nicht. Und in allen Ländern er-
schwert man, um die heimischen Interessen zu schützen,
dem Ausland die Ausstellungsgelegenheit. Nur in
Deutschland erleichtert man sie mit allen zu Gebote
stehenden Mitteln, als da sind die Häufigkeit der
Veranstaltungen, Frachtsreiheit, Ankäufe, Auszeich-
nungen! Und in allen Ländern hat man erfaßt,
daß im internationalen Wettbewerb ein gesunder
Egoismus das einzige ist, wenn man bestehen will-
nur wir Deutschen sind und bleiben am falschen Fleck,
die ewigen Idealisten!
Die Mannheimer denken doch sonst kaufmännisch
genug über das Verhältnis von Import und Export.
Sie sollten doch bei der Ueberproduktion in der deut-
schen Kunsttätigkeit diese Begriffe einmal auf das
Gebiet der Kunst anwenden. Und statt aus aller
Welt Bildwerke zusammenzutragen, möchten sie doch
einmal lieber sorgen, daß bei ihrer Kunstausstellung,
bei ihrer Jubelfeier anno (s)O7 nun 'mal alle ihre
Freunde vom Ausland, mit denen so starke, so zahl-
reiche Fäden sie verbinden, selber kämen (denn
Mannheim hat das Recht, „alle ehrbaren Leute von
allen Nationen" zu sich einzuladen!) — daß diese
selber kämen, schauten, staunten und sich sagen müßten:
Nicht nur tüchtige Kaufleute gibt es in Deutschland,
auch eine eigene, kraftvolle, große deutsche
Kunst, edel an Formen, reich im Ausdruck, die es
nicht nötig hat, vom Ausland sich heranzuholen, was
seine Blöße decken könne. Ja, daß sie doch mal
kämen, schauten, staunten, vielleicht gar — -—- was
kauften!!! —- Nun werden wieder verschiedene
deutsche Staats- und Hrivatgalerien Ausgangs (907
um ein paar Schotten oder Franzosen, und viele
tüchtige deutsche Maler um eine getäuschte Hoffnung
reicher sein!
Noch aber ist es, glauben wir, nicht zu
spät! Noch kann Mannheim mit einem festen Strich
das intor aus seinem Programm streichen, ohne
sich etwas zu vergeben. Es höre doch auf die
Stimme der Künstler schäft—wohin wir horchten,
wir haben nur die eine vernommen, die da fordert:
Eine nationale, eine öentschc Ausstellung
zur Jubelfeier einer deutschen Stadt! —-
Es versteht sich, daß wir unsererseits diese
Zeilen Wort für Wort unterschreiben.
v. 3V. ä. L.

Das neue KlmsNerbaus in Dürnberg.
Vom Grtsverein Nürnberg der Allge-
meinen deutschen Kunstgenossenschaft werden
wir um Veröffentlichung der nachstehenden Zeilen
ersucht:
Mit der Errichtung eines städtischen Aus-
stell u n g s g e b ä u d e s m i t K ü n st l e r h e i m i n N ü r n-
berg kann infolge Entgegenkommens der Stadtge-
meinde, die den Bauplatz am Königstor und einen
Teil der Bausumme zur Verfügung stellt, sowie hoch-
herziger Stiftungen aus hiesigen Bürgerkreisen in
der nächsten Zeit begonnen werden. Der größere
Teil des Gebäudes soll für Ausstellungszwecke Ver-
wendung finden und zwar für die im Besitze der
Stadt befindlichen Kunstwerke und für die fortlaufen-
den Ausstellungen des Albrecht Dürer-Vereins. Mit
Rücksicht aus diesen Hauptzweck des Neubaues ist
die Gestalt und Lage des Bauplatzes keine ganz
günstige, indem reines Nordlicht nur an einer Schmal-
seite desselben zur Verfügung steht, welches in dem
zur Ausführung bestimmten Entwurf noch durch den
direkten Anbau des Künstlerhauses weggenommen
wird. Nachdem aber auch Oberlicht nicht zur An-
wendung kommen soll, sind sämtliche Ausstellungs-
räume auf Seiten licht von Ost-Süd-Ost und West-
Nord-West angewiesen, wobei in letztgenannter Lage
wegen der in Entfernung von 6—8 Meter gegen-
überstehenden Hrivatgebäude noch mit Neflexlicht ge-
rechnet werden muß. Die Ausschließung jeglichen
Oberlichtes, die in architektonischer Beziehung inso-
fern vorteilhaft war, als sie eine möglichst geschlossene,
ruhige Baugruppe ermöglichte, ist hauptsächlich eine
Folge des Gutachtens von zwei hochbedeutenden
Münchener Architekten, die von der Stadtgemeinde
Nürnberg als Berater beigezogen waren. Dieselben
haben sich seinerzeit (November (sDO bezüglich der
Beleuchtungsverhältnisse wie folgt geäußert:
„Nach unserer Meinung sollen Bildersäle ähnliche
Lichtverhältnisse haben wie die Ateliers, in denen die Bilder
entstehen, also Seitenlicht mit höchstens teilweise in das
Dach eingelegten Lichtflächen."
Dieses Gutachten ist nach unserer Ansicht auf
den vorliegenden Bau deshab nicht anwendbar, weil
die Bildersäle in demselben eben nicht das Licht er-
halten, das wohl die meisten Maler-Ateliers auf-
weisen, nämlich: Nordlicht. Außerdem handelt es
sich in Bildersälen doch darum, eine größere Anzahl
von Bildern mit möglichst gleichen Lichtverhältnissen
auszuhängen, während in Ateliers immer nur einige
Bilder gute Beleuchtung haben müssen.
Wir wissen genau, daß Lenbach sehr gerne mit
Seitenlicht arbeitete und einer seiner Ausstellungs-
säle im Glaspalast nur Seitenlicht hatte. Jeder,
der diesen Saal schon gesehen, weiß aber auch, daß
im Verhältnis zur Größe des Saals nur sehr wenig
Bilder aufgestellt und gehängt werden konnten und
ein großer Teil desselben infolge ungenügender Be-
leuchtung unbenützt blieb. Das konnte sich ein Len-
bach erlauben, im allgemeinen jedoch wird ein solches
 
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