Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/1906
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Heft 5
DOI Artikel:Cornils, Hermann: Vom Deutschen Künstlerbund, [5]
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stestakteur: Hemrick) Stembacb.
V. ILkrg. Heft Z° so. Okt. iyoZ.
-liesem «nssrer LeitLckrNt erteilen vir jectern Künstler ctas sreieMort. Mir sorgen ä-tsür, -las tunliciist keinerlei
Angriffe auf Personen ocisr EenossensckLsten sdgeäruckt verÄen, ol»ne ctasr vorder cier Z4ngsgrMens Äie Möglicdkeit grkabt
Kälte, in üernselden Igelte zu erviüern. Die Reclaktion kält sick vollstänclig unparteiisch unci gibt äurch cien Abdruck keinesvegs
.eine Llebereinstirnmung rnit cien auf ciiesr Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. —.— .-
Vom veutsck)en Mnstlerbunä.
Wie bekannt, erfolgte an die Mitglieder des
Deutschen Künstlerbundes, als infolge der Berliner
Ausstellung sich in deren Reihen eine starke Un-
zufriedenheit bemerkbar gemacht hatte, ein Rund-
schreiben des Präsidenten Herrn Grafen v. Kalck-
reuth und auf dieses von einem Mitglieds des Bun-
des eine „Antwort", welche in der „Werkstatt
der Kunst" veröffentlicht wurde. Gelegentlich dieser
„Antwort", welche wir dem Herrn Präsidenten zur
Kenntnisnahme vorlegten, äußerte sich derselbe be-
kanntlich folgendermaßen:
„ . . . Wie ich meine Erklärung als Alltwort
auf verschiedene persönliche Zuschriften an die Mit-
glieder selbst gerichtet habe, erwarte ich auch eine
persönliche Erwiderung an mich. Ich werde dann
nicht versäumen, wenn es Form und Inhalt der
Erwiderung gestatten, meine Ansicht dem betreffen-
den Herrn mitzuteilen. So wenig ich den Wert
Ihrer Zeitschrift verkenne, bin ich doch der An-
sicht, daß zuerst persönliche Auseinandersetzungen
zwischen Bundesmitgliedern stattsinden, ehe Zeit-
schrift oder Zeitung in Anspruch genommen wird.
Schon aus diesen: Grunde muß ich mir es ver-
sagen, auf die mir zugesandt' Antwort' näher
einzugehen..."
Wenn wir heute auf diese Erklärung zurück-
kommen, so geschieht es, weil ein Mitglied des
Bundes, der Verfasser des „Offenen Briefes",
Herr Bildhauer Hermann Tornils in Ham-
burg, die Veröffentlichung einer Erwiderung da-
rauf wünscht. Aus verschiedenen redaktionellen und
anderen Gründen, welche mit der Sache selbst nichts
zu tun haben, können wir erst jetzt uns mit dieser
Angelegenheit beschäftigen. Herr Eornils schreibt:
Herr Graf v. Kalckreuth sagt in seinem Schreiben,
daß die Mitglieder sich nicht gleich an die Oeffent-
lichkeit wenden möchten, sondern zunächst ihre Wün-
sche dem Vorstande unterbreiten sollten.
Darauf möchte ich bemerken, daß Herr Graf
v. Kalckreuth meine ihm seinerzeit mündlich voll
einein ihm befreundeter: Herrn, sowie auch eine
schriftlich bestellte Einladung-umBesuchs meines
Ateliers, währerrd seines öfteren Hainburger Auf-
enthalts nicht beachtet hat. Ich hatte damals die
Absicht, den Herrn Grafen v. Kalckreuth über die
Eventualitäten einer Ausstellung im Künstlerbund zu
interpellieren, da ja der Künstlerbund ernste Kunst
fördern wollte. Ich hoffte um so mehr darauf, als
ich schon vorher von dein obengenannten Freunde
des Herrn Grafen v. Kalchreuth, einem bekannten
Kunstgelehrten, ein sehr günstiges Urteil über meine
Arbeite:: gehört hatte. Trotz dieses gescheiterten Ver-
suchs beim Vorstande wollte ich nun doch mein Glück
versuchen und erfuhr dann jene früher dargestellte
Behandlung von der Geschäftsleitung, die Zurück-
weisung meiner Anmeldung. Ist es nun ein Wunder,
so frage ich, wenn ich z. B. mich nicht mehr an
den Herrn Präsidenten gewendet habe, sondern, im
höchsten Grade stutzig geworden, mich schließlich ver-
anlaßt sah, einen „Offenen Brief" zu schreiben?
Das also wäre, was ich meinerseits zur Sache zu
erklären hätte. . . .
Im übrigen habe ich, wenn ich auch verhindert
war, auf das, was damals Herr Paul Tassirer zu
sagen hatte, meinerseits nochmals zurückzukommen,
doch inzwischen die Genugtuung erlebt, daß ich nicht
allein blieb in meinem Proteste gegen Berlin: In
Heidelberg, Düsseldorf und München stand
man gleichfalls auf, um zu protestieren! was
war es, was ich in meinen: „Offenem Briefe" mit
Beziehung auf den Bund beanstandete ? was war
es, woran Thode in Heidelberg in prinzipieller weise
Kritik übte? Die nahe Verbindung von Künst-
lern und Kunsthändlern und Kunstschrift-
stellern, wie er noch hinzufügt, hat er mit Recht
als höchst ungesund bezeichnet.
wenn irgend ein Gelehrter, so ist es Thode,
der weiß, was dem deutschen Volke in der Kunst
dient. Die Gesundung des Bundes wird darum
davon abhängig sein, ob diese unglückliche Vereini-
gung widerstrebender Elemente gelöst werden kann.
Der Künstler muß seine Selbständigkeit wieder ge-
winnen. Er darf nicht auf den Gewinn sehen, den
ihm der Kunsthändler durch Reklame verspricht,
sondern er muß immer sein hehres Ziel vor Augen
haben, das in der Richtung seiner Geschmackseigen-
art besteht. —
stestakteur: Hemrick) Stembacb.
V. ILkrg. Heft Z° so. Okt. iyoZ.
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Vom veutsck)en Mnstlerbunä.
Wie bekannt, erfolgte an die Mitglieder des
Deutschen Künstlerbundes, als infolge der Berliner
Ausstellung sich in deren Reihen eine starke Un-
zufriedenheit bemerkbar gemacht hatte, ein Rund-
schreiben des Präsidenten Herrn Grafen v. Kalck-
reuth und auf dieses von einem Mitglieds des Bun-
des eine „Antwort", welche in der „Werkstatt
der Kunst" veröffentlicht wurde. Gelegentlich dieser
„Antwort", welche wir dem Herrn Präsidenten zur
Kenntnisnahme vorlegten, äußerte sich derselbe be-
kanntlich folgendermaßen:
„ . . . Wie ich meine Erklärung als Alltwort
auf verschiedene persönliche Zuschriften an die Mit-
glieder selbst gerichtet habe, erwarte ich auch eine
persönliche Erwiderung an mich. Ich werde dann
nicht versäumen, wenn es Form und Inhalt der
Erwiderung gestatten, meine Ansicht dem betreffen-
den Herrn mitzuteilen. So wenig ich den Wert
Ihrer Zeitschrift verkenne, bin ich doch der An-
sicht, daß zuerst persönliche Auseinandersetzungen
zwischen Bundesmitgliedern stattsinden, ehe Zeit-
schrift oder Zeitung in Anspruch genommen wird.
Schon aus diesen: Grunde muß ich mir es ver-
sagen, auf die mir zugesandt' Antwort' näher
einzugehen..."
Wenn wir heute auf diese Erklärung zurück-
kommen, so geschieht es, weil ein Mitglied des
Bundes, der Verfasser des „Offenen Briefes",
Herr Bildhauer Hermann Tornils in Ham-
burg, die Veröffentlichung einer Erwiderung da-
rauf wünscht. Aus verschiedenen redaktionellen und
anderen Gründen, welche mit der Sache selbst nichts
zu tun haben, können wir erst jetzt uns mit dieser
Angelegenheit beschäftigen. Herr Eornils schreibt:
Herr Graf v. Kalckreuth sagt in seinem Schreiben,
daß die Mitglieder sich nicht gleich an die Oeffent-
lichkeit wenden möchten, sondern zunächst ihre Wün-
sche dem Vorstande unterbreiten sollten.
Darauf möchte ich bemerken, daß Herr Graf
v. Kalckreuth meine ihm seinerzeit mündlich voll
einein ihm befreundeter: Herrn, sowie auch eine
schriftlich bestellte Einladung-umBesuchs meines
Ateliers, währerrd seines öfteren Hainburger Auf-
enthalts nicht beachtet hat. Ich hatte damals die
Absicht, den Herrn Grafen v. Kalckreuth über die
Eventualitäten einer Ausstellung im Künstlerbund zu
interpellieren, da ja der Künstlerbund ernste Kunst
fördern wollte. Ich hoffte um so mehr darauf, als
ich schon vorher von dein obengenannten Freunde
des Herrn Grafen v. Kalchreuth, einem bekannten
Kunstgelehrten, ein sehr günstiges Urteil über meine
Arbeite:: gehört hatte. Trotz dieses gescheiterten Ver-
suchs beim Vorstande wollte ich nun doch mein Glück
versuchen und erfuhr dann jene früher dargestellte
Behandlung von der Geschäftsleitung, die Zurück-
weisung meiner Anmeldung. Ist es nun ein Wunder,
so frage ich, wenn ich z. B. mich nicht mehr an
den Herrn Präsidenten gewendet habe, sondern, im
höchsten Grade stutzig geworden, mich schließlich ver-
anlaßt sah, einen „Offenen Brief" zu schreiben?
Das also wäre, was ich meinerseits zur Sache zu
erklären hätte. . . .
Im übrigen habe ich, wenn ich auch verhindert
war, auf das, was damals Herr Paul Tassirer zu
sagen hatte, meinerseits nochmals zurückzukommen,
doch inzwischen die Genugtuung erlebt, daß ich nicht
allein blieb in meinem Proteste gegen Berlin: In
Heidelberg, Düsseldorf und München stand
man gleichfalls auf, um zu protestieren! was
war es, was ich in meinen: „Offenem Briefe" mit
Beziehung auf den Bund beanstandete ? was war
es, woran Thode in Heidelberg in prinzipieller weise
Kritik übte? Die nahe Verbindung von Künst-
lern und Kunsthändlern und Kunstschrift-
stellern, wie er noch hinzufügt, hat er mit Recht
als höchst ungesund bezeichnet.
wenn irgend ein Gelehrter, so ist es Thode,
der weiß, was dem deutschen Volke in der Kunst
dient. Die Gesundung des Bundes wird darum
davon abhängig sein, ob diese unglückliche Vereini-
gung widerstrebender Elemente gelöst werden kann.
Der Künstler muß seine Selbständigkeit wieder ge-
winnen. Er darf nicht auf den Gewinn sehen, den
ihm der Kunsthändler durch Reklame verspricht,
sondern er muß immer sein hehres Ziel vor Augen
haben, das in der Richtung seiner Geschmackseigen-
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