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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 39
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Schumann, Paul: Die Verbindung für historische Kunst
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Der Herr Rechtsrat
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0543

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heft 39.

Die Werkstatt der Kunst.

539

weise in den wichtigeren Kunststädten Vertrauens-
männer der Verbindung ernannt werden, welche die
Beschickung der nächsten Ausstellung vorbereiten.
Worte dankbaren Gedenkens wurden dem verstor-
benen Vorsitzenden der Verbindung, Or. Meyer-
Bremen, gewidmet. Ferner wurde beschlossen, zu
Ehren des Geh. Gberregierungsrats b)r. Jordan-
Berlin, der sich 25 Jahre lang als Geschäftsführer
um die Verbindung Verdienste erworben hat, der
Nürnberger Versammlung aber nicht beiwohnen
konnte, eine Plakette Herstellen zu lassen, Professor
herm. Pahn-München soll an erster Stelle gefragt
werden, ob er die Herstellung übernehmen wolle.
Aus dem Geschäftsbericht ist mitzuteilen, daß
der Verein jetzt s5s Mitglieder mit s67 Anteil-
scheinen besitzt und daß der Kaiser von Oesterreich
der Verbindung die goldene Medaille für Kunst
und Wissenschaft verliehen hat. Dankbar gedachte
die Versammlung des verstorbenen Königs Georg
von Sachsen, welcher Mitglied der Verbindung ge-
wesen war, nicht minder dankbar wurde die Mit-
teilung ausgenommen, daß auch König Friedrich
August von Sachsen Mitglied geworden sei. Max
Klinger hat versprochen, die noch fehlenden Blätter
der Folge „Vom Tode" nunmehr bald herzustellen.
Ferner arbeitet Käthe Kollwitz in: Auftrage der
Verbindung an neuen graphischen Blättern. Allen
Mitgliedern der Verbindung wurde ans Herz gelegt,
dieser neue Mitglieder zu werbeu. Unter Hinweis
auf die höheren neuen Ziele der Verbindung wird
dies nicht schwer sein. Die Einnahmen des Vereins
in der letzten Geschästsperiode betrugen 88^58 Mk.,
der gegenwärtige Kassenbestand 3s?99 Alk. Die
Rechnung wurde richtig gesprochen.
Die Verlosung endlich hatte folgendes Er-
gebnis: Die Gemälde „Verschwörung der Ritterschaft
in der Mark gegen Joachim I." von A. Deußer
und „Kamps beim Rückzüge des Germanikus" von
F. Leeke gewann das preußische Kultusministerium;
„Begräbnis einer Klosterfrau auf Frauenchiemsee"
von h. Koch: der Kunstverein für Rheinland und
Westfalen; „Angriff der englischen Flotte durch die
Danziger Kapitäne Gebr. Benecke sfi68" von h. v.
Petersen: Frau E. Blank-Barmen; „Heimkehr" von
Ehr. Speyer: die Stadt Straßburg; „Die Batterie
Grügge bei Gravelotte" von T. Röchling: die
Kunsthandlung Louis Gurlitt-Berlin; „Sirene" von
Johann Leonhard: Generaldirektor Emil Müller-
Berlin; „Grablegung Lhristi" von Fr. Keller: der
Kunstverein zu Stettin; „Rückzug aus Rußland s8s2"
von Artur Kampf: die Stadt Breslau; „Friedrich
der Große in Küstrin" von Hermann Emil Pohle:
Herzog Friedrich von Anhalt; „Adam und Eva"
von Max Pietschmann-Dresden: der Kunstverein zu
Prag; „Veterauenversammlung" von O. hsichert:
Arnold v. Siemens-Berlin; „Der Würgengel" von
A. Zick: die Münchner Künstlergenossenschaft.
Der Verlauf der Versammlung lehrte
unseres Erachtens wieder einmal deutlich, daß es

vergeblich ist, sich der allgemeinen Eickwicklung der
Kunst entgegenzustellen. Auch die Verbindung für
historische Kunst kann nur gedeihen und zu neuer
Blüte kommen, wenn sie mit der Entwicklung geht.
Dazu hat sie sich durch ihre Beschlüsse wenigstens
die Bahn offen gehalten.
?rofs8Lvr Vr. Vuul Lclluruauu-Vresäen.
Der Recbtsrat.
St-cb. Der Ortsverein Nürnberg der All-
gemeinen Deutschen Kun stgen offen schäft hatte
vor kurzer Zeit an die beiden städtischen Kollegien
dortselbst die folgende Eingabe gerichtet:
„In jüngster Zeit wurde von feiten der beiden
städtischen Kollegien an einen auswärtigen Künstler ein
größerer künstlerischer Auftrag übergeben.
Diese Vergebung gibt dem unterzeichneten Grts-
verein der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft Ver-
anlassung, die ergebenste Bitte zu stellen, bei solchen Ge-
legenheiten in erster Linie einheimische, d. h. hier tätige
Künstler zu berücksichtigen, wenn erwartet werden
kann, daß dieselben in künstlerischer Beziehung
dasselbe leisten wie die in Aussicht genommene
auswärtige Kraft, wir stehen absolut nicht auf
dem engherzigen Standpunkt, daß alle von feiten
der Stadt zu vergebenden Aufträge hiesigen Künstlern
zufallen müssen, und würden es begreiflich finden, wenn
bei einem außergewöhnlichen Auftrag ein auswär-
tiger Künstler beigezogen wird, sofern dieser einen
solchen Ruf genießt, daß auch ein hervorragend künst-
lerisches Werk zu erwarten ist.
Die hiesigen Künstler arbeiten mit wenigen Aus-
nahmen sowieso nicht unter besonders günstigen Verhält-
nissen; um so unangenehmer wird es deshalb von den-
selben sowohl in finanzieller wie in moralischer Beziehung
empfunden, wenn außer den vielmals nach auswärts
gehenden privaten Aufträgen nun auch städtische Kunst-
werke an auswärtige Künstler vergeben werden."
Mit diesem Schreiben ist der Ortsverein Nürn-
berg, wem: wir den eigentlichen Kern der Sache
herausschälen, lediglich auf den Wegen gewandelt,
welche wir heute überall dort, wo die Bedeutung
einer örtlichen Kunstpflege zur Erzielung einer aus-
geprägten peimatkunst erkannt worden ist, einschlagen
sehen. Daß man in München und anderswo bei
allen bedeutenden Dingen in der Kunst zunächst an
Münchener, an die heimischen Künstler denkt, ist
uns so geläufig geworden, daß man darüber gar
nicht mehr spricht. Was aber glaubt man nun,
welche Behandlung jene Eingabe im Magistrate der
Stadt Nürnberg gefunden hat? Gefunden hat vom
Sprecher der Sitzung, dein perrn Rechts rate
Sebald? Die Sache an sich brauchen wir dabei gar
nicht mehr zu berühren in Anbetracht der nun fol-
genden Selbstcharakteristik des Perri: Nechtsrates, und
nachdem ferner im Gemeindekollegium andere 2lnschau-
ungen zum Ausdruck kamen als die des perrn Sebald,
wie schmückte er seine Rede nach einem Berichte der
„NürnbergerStadtztg."? Eigentümlich angemutet
habe ihn diese Eingabe, ganz wunderbar als aus
Künstlerkreisen kommend, „wir lassen uns von nie-
manden in unseren Entschließungen beschränken . . .
Ich hätte es verstanden, wenn es sich um Stiefel
 
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