Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/1906
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0162
DOI issue:
Heft 12
DOI article:Weimar, Fritz: Internationale Kunstausstellungen in Deutschland
DOI article:Zur internationalen Kunstausstellung in Mannheim
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0162
f58
Die Werkstatt der Kunst.
heft
bedacht ist und die Faust in der Tasche ballt, haben
sie auch kein Recht, sich darüber zu beklagen, daß
man im Vaterlande und im Auslande die deutsche
Kunst mit Füßen tritt. Vritr Weimar.
Man schreibt uns ferner aus der Mitte
des Künstlerbundes chessen-Nassau:
.... Mas die geplante Kunstausstellung in
Mannheim betrifft, so sind meine Kollegen und ich,
die Mitglieder des Künstlerbundes bsessen-Nassau, we-
nigstens einig in der Ansicht: „Fort überhaupt mit
den internationalen Kunstausstellungen in deutschen
Städten, fort mit der widerwärtigen Ausländerei,"
die zu nichts führt, als zur Schädigung der ganzen
deutschen Kunst. Wir brauchen in unseren deutschen
Ausstellungen keinen einzigen Ausländer, denn die
Zahl der ernsten und tüchtigen deutschen Maler
ist groß. Wenn erst einmal keine Ausländer mehr
in unsere Kunstausstellungen ausgenommen würden,
dann brauchten auch nicht mehr so unsinnig viel
gute deutsche Bilder zurückgewiesen werden. -—
Endlich wird uns noch von einein Künstler
an der Nordsee zu feuer Entgegnung ans den
Mannheimer ?. -Artikel in bfeft fO ge-
schrieben:
Bravo bserr Kollege! Daß wir Deutsche in
künstlerischen Dingen den: Auslande nachlaufen, ist
null einmal eine feststehende Tatsache, die wohl
irgendwie im germanischen Tharakter begründet
sein muß. Trotzdem stellen die neuesten Berichte
über die internationale Ausstellung in Mann-
heim und Bremen so unerhörte Zustände des
deutschen Kunstlebens bloß, daß es wirklich an der
Zeit wäre, wenn die deutsche Künstlerschaft in
corpore Protestieren würde gegen die Bevorzugung
des Auslandes auf Kostei: der deutschen Kunst.
Aber es müßten auch Mittel ergriffen werden,
welche geeignet sind, hier Wandel zu schaffen. Um
das Uebel bei der Wurzel zu fassen, müssen wir
fragen: Wer sind die Leute, welche auf diese Weise
ihre internationale Gesinnung bekunde,:, sind es
wirklich Deutsche — wirklich? Ich kann es nicht
glauben. Auch der deutsche Kaufmann würde sich
kann: erlauben, eine so durchaus ui: patriotische
Gesinnung an den Tag zu legen, wie der Mann-
heimer bserr ?. es mit seiner fadenscheinigen
Begründung getan hat. Aber man weiß ja, wie
solche Ausstellungen gemacht werden. Da trete::
einige Bürger der Stadt zusammen. Es werden
Reden über Kunst und Künstler gehalten, Komitees
gebildet; aber in: Mittelpunkt des Interesses stehe::
ganz andere Dinge als die Knifft und der arme
deutsche Künstler. Seit man herausbekommen hat,
daß sich nut ausländischen Kunstwerken gut speku-
lieren läßt, wäre es doch auch ein Leichtsinn, wollte
man die teuren Ausstellungsräume unnötig nut
deutsche:: Kunstwerkei: behängen. Wer kauft im
Auslaude deutsche Bilder? Darum wird keiu or-
dentlicher Geschäftsmann sich damit abgeben. Aber
ein unerträglicher Zustand ist und bleibt es, daß
deutsche Künstler ruhig zusehen müsse::, wie eine
Reihe international gesinnter Leute den Ausländern
zu Ansehen und Geld verhelfen. Wei: hierbei nicht
ein gerechter Zorn überkommt, dem muß wahrlich
nationale Ehre und Tharakter längst abhanden ge-
kommen sein. Zudem sind gallisches Wesei: und
deutscher Geist Gegeusätze, die sich uie ausgleicheu
werde:: und auch uicht sollen. Aber so wacht
doch auf, deutsche Küustler! — Laßt Euch doch
Eure Ideale nicht eines nach den: andern von
fremden Völker:: aus dem cherzen reißen —
jawohl: Ls mnsz etwas geschehe»! s.
^ur internationalen Kunstausstellung
in Mannkeim.
8t-ob. Abermals läßt sich zur Vertretuug des
Standpunktes in Mannheim eine Stimme von dort
vernehmen. Das „Neue Mannheimer Volksblatt"
schreibt folgendes:
In deutschen Künstlerkreisen macht sich eine Animosi-
tät gegen Mannheim bemerkbar, weil die Stadt nicht eine
nationale Ausstellung veranstaltet. In der „Werkstatt",
Zeitschrift für Kunst, zieht ein Berliner Künstler in den
stärksten Ausdrücken vom Leder und beschuldigt die Mann-
heimer Stadtverwaltung des Mangels an Patriotismus.
Des weiteren wird der als Ausstellungsleiter berufene Pro-
fessor Dill-Karlsruhe sehr scharf angegriffen, was zunächst
den ersten Punkt anbetrifft, so ist unserer Meinung nach
der Angriff verfehlt. Gewiß ist eine nationale Ausstellung
etwas erstrebenswertes, aber die Kunst ist nun einmal
nicht national, sondern international, wenn die
Mannheimer Stadtverwaltung der Ansicht ist, gelegentlich
ihres dreihundertjährigen Jubiläums der Einwohnerschaft
ein Bild der gesamten künstlerischen Produktion
aller Kulturstaaten vorzuführen, so ist das unserer
Meinung nach nicht zu tadeln, wenn man den Aufsatz in
der „Werkstatt" liest, könnte man fast zu der Meinung
kommen, die deutschen Künstler hätten die Konkur-
renz des Auslandes zu fürchten, wenn die nationale
Kunst nicht immer auf internationalen Ausstellungen so
berücksichtigt wird, wie das wünschenswert ist, so ist das ja
zu bedauern, aber daraus einen Vorwurf gegen die Mann-
heimer Ausstellung herzuleiten, ist ungerechtfertigt, wenn
in dem Aufsatze der „Werkstatt" darauf hingewiesen wird,
daß man in anderen Staaten bei weiten: nicht so liberal
verfahre, wie in Deutschland, so ist das kein Grund, den-
selben Fehler bei uns zu machen. Im übrigen müßte wohl
festgestellt werden, was zur Zeit den:: eigentlich bei
uns nationale Kunst ist. Ist es die Münchener oder
Berliner Sezession, oder sind es die Repräsentanten der
Düsseldorfer oder Karlsruher Akademie? wenn man weiß,
wie die verschiedenste!: Gruppen zueinander stehen, dürfte
die Beantwortung nicht gerade eine leichte sein. Gerade im
gegenwärtigen Augenblicke kann von einer nationalen
deutschen Kunst recht wenig gesagt werden, denn
der von Paris gekommene moderne Impressionismus hat
dafür gesorgt, daß von einer nationalen, d. h. von
deutschem Geiste getragene und deutschen Geist
vereuiigenden Schöpsungen sehr »venig zu sehen
ist. Freilich ist es auch unser Wunsch, daß die voi: deut-
schen Künstlern herrührenden Schöpfungei: in besonderer
weise berücksichtigt werden und das wird die Mannheimer
Verwaltung auch tun. was den Angriff auf Professor Dill
betrifft, so wollen wir heute nicht näher darauf eingehen,
nur das eine sei bemerkt, daß er ein Main: von hohen
künstlerischen (Dualitäten ist.
Die Werkstatt der Kunst.
heft
bedacht ist und die Faust in der Tasche ballt, haben
sie auch kein Recht, sich darüber zu beklagen, daß
man im Vaterlande und im Auslande die deutsche
Kunst mit Füßen tritt. Vritr Weimar.
Man schreibt uns ferner aus der Mitte
des Künstlerbundes chessen-Nassau:
.... Mas die geplante Kunstausstellung in
Mannheim betrifft, so sind meine Kollegen und ich,
die Mitglieder des Künstlerbundes bsessen-Nassau, we-
nigstens einig in der Ansicht: „Fort überhaupt mit
den internationalen Kunstausstellungen in deutschen
Städten, fort mit der widerwärtigen Ausländerei,"
die zu nichts führt, als zur Schädigung der ganzen
deutschen Kunst. Wir brauchen in unseren deutschen
Ausstellungen keinen einzigen Ausländer, denn die
Zahl der ernsten und tüchtigen deutschen Maler
ist groß. Wenn erst einmal keine Ausländer mehr
in unsere Kunstausstellungen ausgenommen würden,
dann brauchten auch nicht mehr so unsinnig viel
gute deutsche Bilder zurückgewiesen werden. -—
Endlich wird uns noch von einein Künstler
an der Nordsee zu feuer Entgegnung ans den
Mannheimer ?. -Artikel in bfeft fO ge-
schrieben:
Bravo bserr Kollege! Daß wir Deutsche in
künstlerischen Dingen den: Auslande nachlaufen, ist
null einmal eine feststehende Tatsache, die wohl
irgendwie im germanischen Tharakter begründet
sein muß. Trotzdem stellen die neuesten Berichte
über die internationale Ausstellung in Mann-
heim und Bremen so unerhörte Zustände des
deutschen Kunstlebens bloß, daß es wirklich an der
Zeit wäre, wenn die deutsche Künstlerschaft in
corpore Protestieren würde gegen die Bevorzugung
des Auslandes auf Kostei: der deutschen Kunst.
Aber es müßten auch Mittel ergriffen werden,
welche geeignet sind, hier Wandel zu schaffen. Um
das Uebel bei der Wurzel zu fassen, müssen wir
fragen: Wer sind die Leute, welche auf diese Weise
ihre internationale Gesinnung bekunde,:, sind es
wirklich Deutsche — wirklich? Ich kann es nicht
glauben. Auch der deutsche Kaufmann würde sich
kann: erlauben, eine so durchaus ui: patriotische
Gesinnung an den Tag zu legen, wie der Mann-
heimer bserr ?. es mit seiner fadenscheinigen
Begründung getan hat. Aber man weiß ja, wie
solche Ausstellungen gemacht werden. Da trete::
einige Bürger der Stadt zusammen. Es werden
Reden über Kunst und Künstler gehalten, Komitees
gebildet; aber in: Mittelpunkt des Interesses stehe::
ganz andere Dinge als die Knifft und der arme
deutsche Künstler. Seit man herausbekommen hat,
daß sich nut ausländischen Kunstwerken gut speku-
lieren läßt, wäre es doch auch ein Leichtsinn, wollte
man die teuren Ausstellungsräume unnötig nut
deutsche:: Kunstwerkei: behängen. Wer kauft im
Auslaude deutsche Bilder? Darum wird keiu or-
dentlicher Geschäftsmann sich damit abgeben. Aber
ein unerträglicher Zustand ist und bleibt es, daß
deutsche Künstler ruhig zusehen müsse::, wie eine
Reihe international gesinnter Leute den Ausländern
zu Ansehen und Geld verhelfen. Wei: hierbei nicht
ein gerechter Zorn überkommt, dem muß wahrlich
nationale Ehre und Tharakter längst abhanden ge-
kommen sein. Zudem sind gallisches Wesei: und
deutscher Geist Gegeusätze, die sich uie ausgleicheu
werde:: und auch uicht sollen. Aber so wacht
doch auf, deutsche Küustler! — Laßt Euch doch
Eure Ideale nicht eines nach den: andern von
fremden Völker:: aus dem cherzen reißen —
jawohl: Ls mnsz etwas geschehe»! s.
^ur internationalen Kunstausstellung
in Mannkeim.
8t-ob. Abermals läßt sich zur Vertretuug des
Standpunktes in Mannheim eine Stimme von dort
vernehmen. Das „Neue Mannheimer Volksblatt"
schreibt folgendes:
In deutschen Künstlerkreisen macht sich eine Animosi-
tät gegen Mannheim bemerkbar, weil die Stadt nicht eine
nationale Ausstellung veranstaltet. In der „Werkstatt",
Zeitschrift für Kunst, zieht ein Berliner Künstler in den
stärksten Ausdrücken vom Leder und beschuldigt die Mann-
heimer Stadtverwaltung des Mangels an Patriotismus.
Des weiteren wird der als Ausstellungsleiter berufene Pro-
fessor Dill-Karlsruhe sehr scharf angegriffen, was zunächst
den ersten Punkt anbetrifft, so ist unserer Meinung nach
der Angriff verfehlt. Gewiß ist eine nationale Ausstellung
etwas erstrebenswertes, aber die Kunst ist nun einmal
nicht national, sondern international, wenn die
Mannheimer Stadtverwaltung der Ansicht ist, gelegentlich
ihres dreihundertjährigen Jubiläums der Einwohnerschaft
ein Bild der gesamten künstlerischen Produktion
aller Kulturstaaten vorzuführen, so ist das unserer
Meinung nach nicht zu tadeln, wenn man den Aufsatz in
der „Werkstatt" liest, könnte man fast zu der Meinung
kommen, die deutschen Künstler hätten die Konkur-
renz des Auslandes zu fürchten, wenn die nationale
Kunst nicht immer auf internationalen Ausstellungen so
berücksichtigt wird, wie das wünschenswert ist, so ist das ja
zu bedauern, aber daraus einen Vorwurf gegen die Mann-
heimer Ausstellung herzuleiten, ist ungerechtfertigt, wenn
in dem Aufsatze der „Werkstatt" darauf hingewiesen wird,
daß man in anderen Staaten bei weiten: nicht so liberal
verfahre, wie in Deutschland, so ist das kein Grund, den-
selben Fehler bei uns zu machen. Im übrigen müßte wohl
festgestellt werden, was zur Zeit den:: eigentlich bei
uns nationale Kunst ist. Ist es die Münchener oder
Berliner Sezession, oder sind es die Repräsentanten der
Düsseldorfer oder Karlsruher Akademie? wenn man weiß,
wie die verschiedenste!: Gruppen zueinander stehen, dürfte
die Beantwortung nicht gerade eine leichte sein. Gerade im
gegenwärtigen Augenblicke kann von einer nationalen
deutschen Kunst recht wenig gesagt werden, denn
der von Paris gekommene moderne Impressionismus hat
dafür gesorgt, daß von einer nationalen, d. h. von
deutschem Geiste getragene und deutschen Geist
vereuiigenden Schöpsungen sehr »venig zu sehen
ist. Freilich ist es auch unser Wunsch, daß die voi: deut-
schen Künstlern herrührenden Schöpfungei: in besonderer
weise berücksichtigt werden und das wird die Mannheimer
Verwaltung auch tun. was den Angriff auf Professor Dill
betrifft, so wollen wir heute nicht näher darauf eingehen,
nur das eine sei bemerkt, daß er ein Main: von hohen
künstlerischen (Dualitäten ist.