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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 13
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Viktor Sieger
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Ein Preisausschreiben
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Staatsaufträge etc. / Auszeichnungen und Medaillen / Personal-Nachrichten / Todesfälle / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Juristisches / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0179

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heft 13.

Die Werkstatt der Kunst.

s75

Akademie fiel in die glücklichste Zeit, kurz nachdem Professor
Albert Zimmermann von München nach dort berufen worden
war. Seine Studiengenossen waren Emil Schindler, Zettel,
Robert Ruß, Ribarz rc., alle jene, welchem ihrem Meister
so viel Ehre gemacht. Auch alle Arbeiten Viktor Siegers,
sowohl die vor der Natur, als im Atelier entstandenen,
zeichnen sich durch jene damals dort gelehrte strengste Ge-
wissenhaftigkeit in liebevollster zeichnerischer Durchbildung des
Gegenstandes aus. Herrlichste Studienjahre sind es gewesen,
welche die Schar fast gleichhochbegabter Schüler inmitten
ihres Meisters zur Sommers- und Herbstzeit im Salzkammer-
gut, zum Teil in der Ramsau und am Hintersee, in hin-
gebendster Arbeit verlebt.
So befestigt in seinen Grundsätzen für sein späteres
Wollen und Schaffen, siedelte Viktor Sieger nach München
über und trat in die damals noch so junge, vielbegehrte und
berühmte Wilhelm Diezschule ein. Von da an ist Viktor
Sieger München treu geblieben, innig verwachsen und be-
freundet mit allen stolzen Namensträgern, welche München
den Weltruf verschafften.
München wurde überhaupt seine zweite Heimat, war
er doch seinem Vaterland zugleich so nahe — Tirol war für
sein Denken und Sehnen das Paradies geworden, wo er in
einsamen, weit- und moderner Kultur entrückten Dörfchen
alles fand für seine Bilder — seine vieljährige Wiederkehr
dort brachte den vertraulichsten Verkehr mit den Bewohnern
mit sich — in jeder Bauernstube und Küche, in den alten
Schmieden, überall, wo die Menschen handierten, saß Sieger
arbeitend und studierend unter ihnen, er war überall daheim.
Dieses Leben spiegelte sich in seinen Bildern wieder, welche
in liebevollster Behandlung bis in das kleinste Detail, beson-
ders des Interieurs, sich so viele Freunde erworben und in
größter Anzahl weit in die Welt gewandert sind.
Sieger war als Mitglied des Radiervereins München
lange Jahre auch als Radierer tätig, vor einigen Jahren
hat er selbst einen kleinen Verein unter dem Namen „Kupfer-
ring" gegründet, welcher in Scherz und Ernst manch' wert-
volles Blatt der Nachwelt hinterlassen hat. Seiner hervor-
ragenden Tätigkeit als Sammler und seiner ausgezeichneten
Verdienste um die Historische Sammlung der Münchener
Künstlergenosfenschaft wurde schon gedacht. Was diese grund-
legenden Verdienste anbetrifft, so sei noch erwähnt, daß ihm
die Genossenschaft für diese ein dauerndes Denkmal gesetzt
hat, indem sie aus seinem Nachlaß eine größere Anzahl der
besten Zeichnungen und Aquarelle erworben und der Samm-
lung einverleibt hat.
Ein Preisausschreiben
zur Erlangung eines Plakates u. s. w. hat, wie wir im
vorigen Hefte mitteilten, der Hauptausschuß zur Ab-
haltung des XV. Deutschen Bundesschießen München
1906 erlassen. Das Programm, welches zur Erledi-
gung dieses Preisausschreibens mit herausgegeben
wurde, enthält nun einige Bestimmungen, an welchen
wir nicht ganz ohne Widerspruch vorbeigehen können.
Es heißt da, das Plakat betreffend, daß es her-
zustellen sei in Lithographie oder Buchdruck in vier
Farben (schwarze Kontur, rot, blau und gelb), war-
um diese Vorschriften bezüglich der vier Farben, wenn
nicht von vornherein lediglich an eine Vervielfälti-
gung auf dem Wege des Buchdrucks gedacht ist?
warum wird den Künstlern diese Beschränkung auf-
erlegt? wir sind der Meinung, daß eine solche dem
freien Schaffen der Künstler ungemein hinderlich in
den weg tritt, daß sie durch diese Vorschriften ledig-
lich unfrei und ängstlich gemacht werden. Es han-
delt sich doch um ein Plakat, also um eine Arbeit,
bei welcher jeder Künstler schon ganz von selbst mit

möglichst einfachen Mitteln die größte Wirkung zu
erreichen bestrebt sein wird, was aber die farbige
Wiedergabe anbetrifft, so möge man sich deswegen
doch keine grauen Haare wachsen lassen, sondern
dies getrost unseren Neproduktionsanstalten überlassen.
Unseres Wissens übrigens ist man in Deutschland
überhaupt noch nicht in der Lage, sogenannte Vier-
Farbenplatten in einer geschlossenen Fläche von 60
zu 90 oder 70 zu HOO cm auf direktem photo-
mechanischem Wege herzustellen.
Ferner: Warum wird von jedem sich Betei-
ligenden als Beigabe zum farbigen Plakat-Entwurf
der Schwarzkontur auf Pauspapier verlangt?
Ls bedeutet dies eine Arbeit, welche doch nur für
diejenigen einen Sinn hat, welche Preise erhalten,
die aber doch gleichzeitig in einem solchen Falle den
Kontur ebensogut (als Bedingung eingeschlossen) nach-
liefern könnten. Wozu diese für den größten Teil
der Konkurierenden von vornherein gänzlich zweck-
lose Arbeitsvermehrung?
Endlich: was werden wir bei den „Preis-
fahnen", von denen 20 Stück zum Ankaufspreise
bis zu (00 Mk. beschafft werden sollen, zu erwarten
haben? was kann da wohl bei einem Preise bis
zu (00 Mk. für eine Fahne beschafft werden, welche
herzustellen ist „in geeigneten Stoffen mit deko-
rativer Ausstattung durch Bemalung"? Wirklich
künstlerische, Münchens würdige Preisgegen-
stände oder aber — —? Nun verschlucken wir
das Wort und erinnern wir lediglich an die beim
Oktoberfest übliche Art, welcher ähnlich bei einem
solchen Aufwande die geforderten Preissahnen aus-
fallen müssen.
Sehr geehrte Herren, was diese Preisfahnen
anbetrifft, so gestatten wir uns zum Schluffe den
folgenden ganz ergebensten Vorschlag: Man lasse
diese Preisfahnen in die Versenkung verschwinden
und erwerbe für die zu diesem Zwecke aus-
geworfenen 2000 Mk. von Münchener Künst-
lern vier Gemälde zu je 500 Mk. oder sagen
wir drei zu 600—700 Mk. Glauben Sie nicht,
daß Sie zu diesem Preise sogar schon ganz vortreff-
liche Bilder erhalten können? Sie können sich dar-
auf verlassen! Sie hätten dann Preise, weniger zwar,
aber doch solche, die sich, aus München stammend,
wirklich sehen lassen könnten. 3t—ob.

Ztaalsauflräge eie. (Fortsetzung)
Berlin, em. (Hermann Hendrich) hat von einem
hiesigen Kunstfreunde den Auftrag erhalten, einen Saal mit
musikalischen Stimmungsbildern aus den Werken Richard
Wagners auszumalen.
TIusreickiiungen unä Weäaitten.
Budapest, (Zn der Winterausstellung) des
„Landesverein für bildende Künste in Ungarn" wurde der
Zpolyi-Preis von 2000 Kronen dem Maler Professor Laszlo
Hegedüs, der Rath-Preis von soo Kr. dem Maler und Bild-
 
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