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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 15
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Internationale Kunstausstellungen in Deutschland
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Zur internationalen Kunstausstellung in Mannheim
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heft (5.

Die Werkstatt der Kunst.

203

Frankreich und England rc. hochsteht (das geben
doch die Fürsprecher der internationalen Ausstellungen
auch als Grund ihreh Liebe an!), halten diese ihre
Türen zu! Oder sollfe es so sein, datz sie deshalb
groß und vom Auslande (von Deutschland in diesem
Falle) angestaunt werden, weil sie die Türen zu-
halten? Möchte man endlich doch einmal bedenken,
daß es sehr ehrenwerte Künstler sein können, die
sich gegen die internationalen Kunstausstellungen
stemmen, Künstler, welche, obwohl nicht reich, die
Kunst ernsthaft ausüben, und sich wegen ihrer Liebe
zur Kunst wehren, weil sie nicht in die Arme des
drohenden Gespenstes „Kitsch" kommen wollen, nur
um leben zu können. Die Kunst ist nicht eine „Ver-
sorgung", beliebt man zu sagen. Aber doch handeln
die Herren Ausländer so, als fürchteten sie, daß
ihren Einheimischen die Existenzmittel durch Hinzu-
ziehen Fremder geschmälert würden! —
Verschließen wir uns in Deutschland wenigstens
ein Jahrzehnt dem Auslande, damit endlich einmal
den deutschen Künstlern die Möglichkeit des Auf-
atmens gegeben wird. Mir machen den Fremden
doch so vieles nach, warum nicht einmal dieses?
Gb das ein „Fehler" ist, wie das „Mannheimer
Volksblatt" meint, wäre noch zu bestreiten, jeden-
falls werden trotz dieses Fehlers die Ausländer be-
wundert. Gder: Veranstaltet internationale Aus-
stellungen, aber unter denselben Bedingungen,
wie sie das Ausland uns Deutschen stellt. L. L.
Man schreibt uns aus Dessau:
wir Deutsche haben eine unheimliche Bucht,
Kunstausstellungen internationalen Tharakters zu
veranstalten. Nein als Geschäftsmann sollte der
deutsche Künstler den Ausländer als Konkurrenten
ansehen und ihm daher in einer anderen weise
entgegenkommen, als es bis heute geschehen. Das
Ausland bietet der deutschen Kunst ein kaum nen-
nenswertes Absatzgebiet und fragt auch nicht viel
nach unserer Kunstentwicklung. Der beste Beweis
sind die Museen ausländischer Großstädte: wie wenig
kommt dort die deutsche Kunst in ihrem Entwick-
lungsgänge zur Geltung. In unseren deutschen
Galerien sieht es natürlich anders aus. Genügt
es uns nicht,: nur deutsche Kunst in unseren Gale-
rien zu haben, die unserem Volke gewiß höher
steht und verständlicher ist, als die internationalen
Kunstprodukts?
Man denke sich nun Mannheim und Bremen
als Kunststädte, die sich aus irgendwelchem Grunde
verpflichtet fühlen, eine internationale Kunstaus-
stellung zu veranstalten, wieviel Mühe und Geld-
opfer gehören dazu, um auf diese kurze Zeit ein der-
artiges Arrangement zusammenzubringen und wie-
viel Kapital geht dem deutschen Künstler durch
solchen, wie durch jeden anderen internationalen
Kunstmarkt, der bei uns veranstaltet wird, verloren,
wie es heute jeder gebildete Berufsstand ge-
tan, sollte daher auch deutsche Künstlerschaft sich
wirtschaftlich eine andere Machtstellung in unserem

sozialen Leben verschaffen. Der Staat wird hierzu
schwer die Initiative ergreifen — die Künstlerschaft
muß sich selbst helfen.
Warum soll es überhaupt nicht möglich sein,
daß in Mannheim und Bremen zur Zeit der inter-
nationalen auch eine deutsche Kunstausstellung
veranstaltet werden kann? Soviel Nationalgefühl und
Tatkraft wird doch in der deutschen Künstlerschaft
vorhanden sein, daß sich dieser Vorschlag verwirk-
lichen läßt. 8cb.-N.
Man schreibt uns aus Berlin:
Mit Freuden drücke ich meine Befriedigung
aus, daß die „Werkstatt der Kunst" mutig den
Kampf gegen die überhandnehmenden „internatio-
nalen" Kunstausstellungen ausgenommen hat. Gern
wird man stets einige gute ausländische Werke in
unseren Ausstellungen begrüßen, ja bis zum ge-
wissen Grade wird es von großem Nutzen sein,
Vergleiche anstellen zu können, aber dazu bedarf es
nicht so häufiger internationaler Veranstaltungen.
Bei solchen internationalem Austausch soll man
stets als ersten Grundsatz festhalten: wie Du mir,
so ich Dir, und vor allem und sür immer: Deutsch-
land dem Deutschen! K. L.
internationalen Kunstausstellung
in Mannkeim.
Hatten wir kürzlich Gelegenheit, eine Mann-
heimer Stimme, die sich zur Vertretung des gegne-
rischen Standpunktes in Sachen der internationalen
Ausstellung bemerkbar machte, zu hören, so können
wir heute eine dortige Kundgebung verzeichnen,
welche erfreulicherweise ganz und gar auf die Seite
der Künstler tritt, wie sie ihre Ansichten in der
„Werkstatt der Kunst" zum Ausdruck bringen. Die
„Neue Badische Landeszeitung" schreibt in einem
umfangreichen Aufsatz:
Mer in den letzten Wochen mit Aufmerksamkeit die
hiesigen Zeitungen gelesen hat, dem mußte es auffallen, wie
sehr man sich mit der im Iubilämsjahr beabsichtigten Kunst-
ausstellung, ihren Tendenzen, und dem Lobe des berufenen
Veranstalters, Professor Dill in Karlsruhe, beschäftigte.
Jeder Kundige mußte sich sagen, daß diese geflissent-
liche Pervorhebung der Vorzüge der Ausstellung wie ihres
Leiters eine besondere Ursache haben müsse. Und richtig, man
erfährt jetzt, daß in der deutschen Künstlerschaft eine große
Erregung über die hier gefaßten Beschlüsse und Pläne ent-
standen ist, die in einer ganzen Reihe von Artikeln in einem
Grgan der deutschen Künstler, der „Werkstatt der Kunst",
zum Ausdruck kommt. Zum Teil richten sich die Angriffe
der dort zu Wort gekommenen Künstler unmittelbar gegen
die Person des gewählten Ausstellungsleiters.
Mit noch größerem Nachdruck aber und in vollster Ein-
helligkeit wenden sich die deutschen Künstler gegen den plan
der Ausstellung überhaupt als einer internationalen Aus-
stellung, so daß es von Mannheimer Seite für nötig befunden
wurde, eine besondere Verteidigung dieses Ausstellungsplanes
der presse zu übergeben, wir hören in dieser Verteidigungs-
schrift, daß Mannheim seine Entstehung der Beihülfe von
Niederländern, Wallonen, Franzofen, Fremden aus aller Herren
Länder verdanke, und daß auch das moderne Mannheim bei
aller nationalen Gesinnung ein „entschieden kosmopolitisches
Antlitz" habe, und daß da ein lebhaftes „Ineinanderwogen
 
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