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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 40
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Die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft
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Die deutschen Kunstausstellungen in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0553

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OlL werklwn -erMnlt

l^eäakteur: Hemrick Steinback.

V. Jakrg. !)sst 40. V Z. Juli L906.

In diesem r^eUs unserer Leilsckritl erieUen -Mir Zedern Rü nsiier das freie Morl. Mir sorgen dafür, das luniickst keinerlei
Angriffe auf Personen oder Senossensckatten abgedruckt -werden, okne dass vorder der Angegriffene die Möglichkeit geksbi
KLNe, in dernselben yefte;u erwidern. Oie kedaktion kalt sich vollsiandig unparteiisch und gibt durch den Abdruck keineswegs
- sine Oebereinstirnrnung rnit den auf diese Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. ' -

l-1. I»!i.

NS" Wir weisen wiederholt darauf hin, daß in den drei Sommermonaten, Juli, August
und September, die „Werkstatt der Kunst" in Zwischenräumen von
zekn Tagen zur Ausgabe gelangt. Das nächste Heft erscheint daher am

Vie Allgemeine Veutscke Kurist-
genossensckaft
hielt am 25. und 26. Juni sHOä in München eine
außerordentliche Hauptversammlung ab, zu welcher
Vertreter aus allen Kunststädten Deutschlands er-
schienen waren. Die Sitzungen fanden im Künstler-
hause statt und bezogen sich im wesentlichen auf
Verwaltungsangelegenheiten des Vereines.
Aus ein Huldigungstelegramm der Künstler
an Se. Kgl. Hoheit den Regenten erfolgte nach-
stehendes Antworttelegramm zu Händen des ersten
Vorsitzenden, Professor v. Petersen: Seine König-
liche Hoheit der Prinzregent lassen für die herzliche
Kundgebung, welche die hier tagende Hauptver-
sammlung der Allgemeinen Deutschen Kunstge-
nossenschaft an Allerhöchstdieselben richtete, Ihren
freundlichsten Dank entbieten. Im allerhöchsten
Auftrage: Hrhr. v. Wiedemann, Generaladjutant.
Reber den Verlauf der Tagung wird die „Werk-
statt der Kunst" demnächst noch näher berichten.
Vie äeutscken Kunstausstellungen
in Lonclon.
Reber die von der Alünchener Galerie Peinemann
in London veranstaltete Ausstellung verzeichnen wir
noch die folgende Stimme eines amerikanischen
Blattes, des „Newpork Gerald" in seiner pariser
Ausgabe. In einer umfangreichen Einleitung wird
zunächst München, den „M. N. N." zufolge, als
der Mittelpunkt deutscher Kunst gerühmt, wo-
bei der Verfasser des Artikels die eigenartige Be-
merkung einfließen läßt: „Diese Ausstellung steht
auf einer pöhestufe, die imstande ist, die weitver-
breitete Ansicht zu widerlegen, daß Deutschland
nicht Schritt gehalten habe mit dem modernen
Fortschritt in der Malerei." Dagegen schreibt
er dann ferner:

„was einem vor allem in die Augen fallen muß, das
ist die absolute Unabhängigkeit und ausgesprochene Indivi-
dualität der meisten in der Ausstellung vertretenen Künstler,
die ein gemeinsames Streben zu vereinigen scheint voll inten-
siven Ernstes. Aber auch die übrigen suchen in selbständiger
Art hinzustellen, was sie uns zu sagen haben, alle erfolg-
reich in der bedeutenden Art ihres Schaffens.
Es ist selbstverständlich, daß in einer Ausstellung Mün-
chener Kunst der erste Platz F. v. Lenbach eingeräumt werden
mußte, einem derjenigen deutschen Modernen, deren Ansehen
über einen Lokalruf zum universellen gedieh. Als ein Porträt-
maler voll Kraft und Charakter steht er unübertroffen da."
In Fritz August v. Kaulbach findet der Verfasser den Gegen-
satz zu Lenbach. „Seine Palette ist heiter und sonnig, gegen
die tieftonige Lenbachs, sein Leitmotiv ist Schönheit, wie
Lenbachs Leitmotiv der Charakter ist. Seine Kinder sind ge-
sund, rotwangig und lieb, seine Frauen anmutig, schlank
und von bezwingender Schönheit." — „Der Impressionismus
ist am besten vertreten durch peinlich Zügel, dessen .Schafe
auf der peide' und .partnäckigkeit' mit blendender pelle ge-
malt sind auf einem Felde, über dem die frische Luft atmet.
Im Gegensätze zu Zügel bringt Eduard Grützner mit ge-
treuer Berichterstattung über alle Einzelheiten Deutlichkeit
und Genauigkeit in seinem ,Sir John Falstaff' und in einem
.Stilleben'. Franz v. Defregger ist am wirksamsten in einer
reizvollen Studie .Schlafender Knabe'. Seine .Kriegsbotschaft'
und .Die Dorfkatze' sind großartige Darstellungen und nie-
mand versteht es besser als Defregger, Interesse an solchen
gemalten Erzählungen zu erwecken.
Der bedeutendste Repräsentant des religiösen Genres
ist Fritz v. Uhde. Man kann sich unmöglich des Eindruckes
erwehren, den diese moderne Auffassung bekannter Gegen-
stände erweckt, wie die .Bergpredigt'. Uhde ist einer der sehr
wenigen Modernen, die beschreibende Vorgänge darzustellen
vermögen, ohne unwahr zu wirken." Als Meister der Technik
erscheinen dem Rezensenten auf dieser Ausstellung Walter
Thor mit zwei Porträtstudien, Fritz Erler mit „Letzte
Austern", Fritz Bär, Julius Exter, Walter Georgi und
Permann Urban; von Joseph wenglein rühmt er eine
Isarlandschaft. Des weiteren werden Albert Wenk, Lairati,
Compton, Richard Kaiser, Palmie, pengeler, Karl
p aid er und A. w. v. Kow alski vorteilhaft genannt. Von
den Werken Gabriel von Max hebt der Artikel „DieSünd-
flut" hervor, eine Gruppe von drei Affen, „eine meisterhafte
Studie voll Psychologie der Tiernatur". — „Stuck bringt
in seinem .Kampf um das Weib' zwei wilde haarige Pöhlen-
menschen, die um den Besitz eines Weibes kämpfen, die in
all' ihrer herrlichen Nacktheit vor ihnen steht. Der sichere
Erfolg dieses Bildes liegt in der Brutalität der Szene, die
er uns auftischt." Zum Schluffe schreibt der Verfasser: „Ich
muß schließlich eines bedeutenden Porträts der Gräfin Moy
Erwähnung tun von Gtto Pierl-Deronco, welches eher
gewinnt als verliert durch die pikante Ungereimtheit der
 
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