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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 38
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Atelier-Ausstellungen
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Steinbach, H.: Aus dem Briefwechsel zwischen Karl Spitzweg und Friedrich Pecht
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52§

Die Werkstatt der Kunst.

heft 38.

gemälde", Baumeister Sch. (Porträt); Frl. Trauwitz: „weib-
liches Porträt" (Gelgemälde) und drei Pastelle; Max Ull-
man n: Fünf porträtstudien (Pastelle), drei Landschaften
(Aquarelle); Gust. Werner: Fünf Landschaften, (Gelgemälde).
Ueber neuere Verkaufsresultate liegen uns
ebenfalls einige Mitteilungen vor. Ls wurden von
privaten erworben: ein Gelgemälde und eine Feder-
zeichnung von Richard jährig; das Porträt eines
englischen Generals, eine Kopie nach van Dyck und
ein Stilleben von Frau jährig-Löhr; ferner drei
italienische Landschaften, das Porträt eines alten
Mannes, eine Herbstlandschaft (sämtliche Gelgemälde)
von Alfred Sommerschuh; „Die Ehebrecherin vor
Lhristus", Kopie nach Bisoaino von Hofmann;
zwei Tierstudien von Brändel. Die kürzlich mit-
geteilte Besucheranzahl von 5743 Personen bezieht
sich auf die Zeit vom (. bis 28. Mai. Diese Zahl
ist außerordentlich respektabel, wenn man die weite
Entfernung der neuen Atelier-Ausstellung vom Herzen
der Altstadt in Betracht zieht. Die Künstlerschaft wird
es Maler Sommerschuh sehr zu Dank wissen, wenn
er sie über den Fortgang und den Erfolg seines durch
ein außerordentlich kollegiales Empfinden hervor-
gerufenen Unternehmens, wie versprochen, recht genau
unterrichtet.
Uus äem Vriekxvecksel zwischen
Karl Spitzweg unä frieärick peckt.
Es war am 23. September (885, als der Tod
unseren teueren Meister Karl Spitzweg von der Seite
seines Freundes Friedrich pecht in ein besseres Jen-
seits abrief, nachdem beide Männer eine mehr als
vierzigjährige Freundschaft verbunden hatte. Merk-
würdig, wie das Schicksal den Lebenslauf der ein-
zelnen Menschen oft bestimmt, wie selbst in hohem
Alter diesem oder jenem noch ein ganz anderer Lebens-
abschluß beschieden ist, als man je vermuten könnte,
eine Erscheinung, welche uns um so seltsamer berührt,
wenn sie Menschen betrifft, welche, nur durch einen
geringen Altersunterschied getrennt, im Leben sehr eng
verbunden waren, wie hier Spitzweg und pecht.
während der eine, der Maler, seit Zähren unerbittlich
von Leiden gequält, sterben mußte, ging der andere
ein Zahr später als ein Siebziger noch daran, eine
Kunstzeitschrift herauszugeben und eine große Ge-
schichte der Münchener Kunst des (s). Jahrhunderts
zu schreiben und lebte fast noch zwanzig Zahre. . . .
Das zwischen diesen beiden Männern bestehende enge
freundschaftliche Verhältnis sollte inzwischen mit ihrem
Tode nicht vergessen sein. Zn ihrem Nachlaß hat sich
ein Teil des gegenseitigen Briefwechsels erhalten, wel-
cher zur Zeit in den „Meistern der Farbe", jenem
großen, von L. A. Seemann in Leipzig der Ma-
lerei der Gegenwart gewidmeten Werke, vom Unter-
zeichneten mitgeteilt wird und auf diese Weise den alten
Freundschaftsbund noch einmal in aller Lebendigkeit
wieder auferstehen und ihn auch uns mitgenießen
läßt: gewiß nicht uninteressant zu einer Zeit, welche

soeben das Urteil über unseren Meister Karl Spitzweg
einer gründlichen Revision unterzogen und ihm als
leuchtenden Stern am Firmament der Münchener
Kunst den gebührenden Platz angewiesen.
Die Briefe Spitzwegs werden wir ohne Zweifel
zu dem Originellsten zählen müssen, was wir an
literarischem Gut von Künstlerhand besitzen. Ls sind
im ganzen siebzehn Stück, welche sich von Spitzweg im
pecht'schen Nachlasse vorfanden und elf der Gegen-
briefe von pecht, welche im Nachlasse Spitzwegs ans
Tageslicht kamen. Freilich stammen diese Briefe nur
aus den letzten Zähren des Künstlers; freilich ergibt
sich zwischen den einzelnen Schriftstücken durchaus kein
ununterbrochener Zusammenhang, aber doch genügen
sie vollkommen, um uns einen klaren Blick auf das
enge Verhältnis werfen zu lassen, welches zwischen
den beiden Männern, namentlich in ihrem hohen
Alter, bestand — sie genügen ferner vollkommen zur
Bestätigung des Bildes, welches pecht von der Per-
sönlichkeit seines Freundes in dessen Nekrologe, der
heute eine so wichtige Ouelle bildet, mit markanten
Strichen entworfen hatte. Denn freilich Friedrich pecht
ist auch hier, wie dies bei einem anderen Künstler erst
kürzlich gelegentlich der Veröffentlichung der Menzel-
schen Briefe dargetan werden konnte, mit seiner über-
aus hohen Wertschätzung der künstlerischen Bedeutung
seines Freundes Spitzweg, der Erkenntnis der Mit-
und Nachwelt weit vorausgeeilt, eine Kritik, welche
wir eben in diesem Nekrologe am besten zusammen-
gefaßt finden, veröffentlicht in der „Allgem. Ztg."
(Nr. 282, Beilage) vom ((. Oktober (885. An diesen
Nekrolog kann mit diesen Briefen überhaupt in aller
Unmittelbarkeit angeknüpft werden, indem als letzter
der Briefe Spitzwegs auch jener mitgeteilt wird, wel-
chen der Künstler eine Woche vor seinem Tode noch
in bestem bsuinor an pecht nach Meran schrieb und
aus welchem der Biograph damals einen Satz in
seine Darstellung verflocht — ja es feiern sogar die
berühmten sieben Teller Suppe, deren pecht damals
gedenkt, ihre Auferstehung. Zener bsumor, den man
insbesondere den Münchener Künstlern zuzuschreiben
pflegt, feiert in diesen: Briefwechsel seine Triumphe,
ein förmliches Feuerwerk von Einfällen ist es, welches
Meister Spitzweg zuweilen steigen läßt. Alle diese
Dinge werden uns aber um so erstaunlicher berühren,
wenn wir uns daran erinnern, daß der Mann, der
so zu scherzen verstand, schließlich überhaupt an das
Zimmer, an das Bett gefesselt und ein schwer leidender
Greis war. wir werden es uns also mit großer
Wehmut nicht verhehlen können, daß diese Scherze
zuweilen aus recht gepreßten: bserzen gekommen sein
mögen und daß sie zuweilen wohl dem Wunsche des
Künstlers dienen mußten, den Freund über seine trübe
Lage nicht schmerzlich zu beunruhigen, wein: pecht
an Spitzweg schrieb, so befand sich jener entweder
auf Reisen oder in seiner Meraner Sommerfrische
oder aber in München und war dann, gewöhnlich
durch eigenes Unwohlsein, verhindert, den Freund
auf dem Lseumarkt zu besuchen. Diese nun fehlende
 
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