Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Die bildenden Künstler und öffentliche Kunstfragen
DOI Artikel:
Laufende Preisausschreiben / Erledigte Preissauschreiben / Denkmäler / Architektur / Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Staatsaufträge etc. / Personal-Nachrichten / Aus Künstler-Vereinen / Auktionen / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0054

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
50

Die Werkstatt der Aunst.

heft q.

. Lin Blick auf den Gtto Heinrichsbau oder
den Friedrichsbau genügt, nm die Ueberzeugung hervor-
zurufen, daß hier die Bildhauerei und nicht die Architektur
die Hauptrolle fpielt und daß das Architektonische zur Plastik
dabei in einem ähnlich bescheidenen Verhältnis steht wie der
Goldrahmen und die als Unterlage dienende Holzplatte zum
Gelgemälde. Ueber den großen und ausschlaggebenden Ein-
fluß, den Maler und Bildhauer bei dem Entwerfen und bei
der Ausführung dieser Heidelberger Schloßbauten seinerzeit
gehabt haben, ist eine ausführliche Abhandlung erschienen
(v. Gechelhäuser, „Mitteilungen über das Heidelberger Schloß",
Verlag von Karl Gross in Heidelberg). Außerdem ist zur
Genüge bekannt, daß bei den berühmtesten Bauten der Re-
naissance, z. B. bei der Peterskirche in Rom, die (Überleitung
nach dem Tode Brama nies, der übrigens von Hause aus
auch Maler war, an Raffael und an Michelangelo über-
tragen worden ist. Der Dogenpalast in Venedig ist von einein
Bildhauer, die alte Residenz in München ist von einem
Maler und das schönste Gebäude Berlins, das Zeughaus,
ist ebenfalls von einem Bildhauer geschaffen worden.
Ganz im Gegensatz zu der in großen Kunstpcrioden sich
bewährenden Praxis steht der Brauch unserer Zeit, alle
Monumentalaufgaben in die Hände von Architekten zu
legen mit grundsätzlichem Ausschluß von Malern und Bild-
hauern. Alles, was über den Horizont der der Kunst Ferner-
stehenden hinausgeht, also die Kunst im engeren Sinne, glaubte
man in unserer Zeit von jeder Einflußnahme ausschalten zu
müssen, obwohl die Grundlage alles monumentalkünstlerischen
Schaffens im innigsten Zusammenwirken aller Künste be-
steht. Das Ausschließen zweier Schwesterkünste bei der monu-
mentalkünstlerischen Ausgestaltung unseres Vaterlandes muß
sich als ebenso unvernünftig erweisen, als wenn inan bei
einem Feldzug zwei Waffengattungen zu Hause lassen und
alle Schlachten nur mit einer Waffengattung schlagen wollte.
Die Architektenvereine, sowie der sogenannte Denkmalstag be-
stehen aber auf dieser für die Dauer unhaltbaren Maßnahme
und wachen mit einer geradezu seltsamen Eifersucht darüber,
daß die Maler und Bildhauer aus ihren Gemeinschaften
(Architektenvereinen) ebenso ausgeschlossen bleiben wie von
allen Beratungen über die wichtigsten öffentlichen Kunst-
angelegenheiten. Der Grund dieses Verfahrens ist ja recht
durchsichtig; man weiß eben doch zu genau, daß unkünstlerische
Beschlüße vor einer Versammlung von Mitgliedern der drei
Schwcsterkünste nicht aufrechterhalten werden könnten. Die
Maler und Bildhauer haben nun auch ihre Vereine und
nehmen ohne Groll auch alle Architekten als Mitglieder auf,
z. B. in die Deutsche Künstlergenossenschaft und in den Deut-
schen Künstlerbund, sowie in alle zum Zwecke der Gesellig-
keit gegründete Künstlervereinigungen.
Man darf nun wohl mit Sicherheit annehmen, daß,
nachdem die Verhandlung über das Schicksal des Heidelberger
Schlosses brennend geworden ist und da das daraus ent-
stehende Ergebnis verhängnisvoll werden kann für das An-
fehen der deutschen Kunst, auch die Maler und Bildhauer
ihre unerbetene Stimme in der Sache abgeben werden, was
dann nicht unberücksichtigt bleiben kann. Denn es muß offen
ausgesprochen werden: mit der kunstfeindlichen Maß-
regel, Maler und Bildhauer von allen öffentlichen
Kunstangelegenheiten auszuschließen, hat man der
Monumentalkunst unserer Zeit den Todesstoß ver-
setzt. will man eine Wandlung zum besseren herbeiführen,
damit Deutschland nicht ferner verunziert und die Liebe zur
Heimat durch diese im größten Maßstabe betriebenen Verun-
staltungen nicht gänzlich getötet werde, so muß dem Vor-
recht der Architekten, alle öffentlichen Kunstange-
legenheiten in der bis jetzt geübten wenig künst-
lerischen weise allein zu handhaben, Einhalt ge-
schehen. Die erste Tat muß darin bestehen, bei der Regierung
zu beantragen, daß das letzte noch dastehende Dokument höchster
deutscher Kunstblüte, daß der Gtto Heinrichsbau im Griginal-
zustande erhalten werde und von jeder unkünstlerischen Ver-
gewaltigung, wie sie der Friedrichsbau über sich ergehen lassen
mußte, verschont bleibe. . .. ."

Ueber die gewaltige Macht der Architekten im
künstlerischen Leben unserer Zeit gäbe es allerdings
manches zu sagen, wünschen jedoch die Maler und
Bildhauer, daß man nicht in der geschilderten weise
mit ihnen verfahre, so müssen sie sich selbst den Platz
erobern, der ihnen gebührt, nicht warten bis man
sie rufe, sondern sich mit aller Energie bemerkbar
machen und sich zum Worte melden, wie dies eben
in so vortrefflicher weise Wilhelm Trübner getan.

Laukencie dreiSLLrLsAfeiden. (Fortsetzung.)

Termin
zur Ein-
lieferung
Gegen st and
Grt der Ein-
lieferung
L
Ä
lsyOZ
28. Okt.
Arbeiten der Kabinetts- und
Kleinplastik
Dresden
8
28. Gkt.
Medaillen (n. f. sächs. Künstler)
Dresden
23
3(. Gkt.
Entwürfe für Gebrauchs- und
Ziergegenstände
Salzburg
2Y
Zs. Gkt.
Titelblatt einer Zeitschrift
Bochum
Nov.
Diele eines bürgerl. Landhauses
Königsberg i. Pc.
46
(.Nov.
Lesezimmer eines Museums
Königsberg i. Pr.
46
Nov.
Zimmer eines Kunstfreundes
Königsberg i. Pr.
46
s. Nov.
Arbeiter-Einfamilienhaus
Königsberg i. pr.
46
t- Nov.
Mobiliar einer Arbeiterwohnung
Königsberg i. Pr.
46
Nov.
Planskizzen f. d. „Luitpoldhaus"
(nur f. in Bayern leb.Architekten)
Nürnberg
46
Nov.
Wandgemälde f. eine Aula (n. f.
Hamburg, od. dort leb. Künstler)
Hamburg
48
(. Nov.
Aussichtsturm
Darrn stadt
49
;o. Nov.
Plakat
Dortmund
48
so
(5. Nov.
Innendekoration
Berlin
2
l- Dez.
Kücheneinrichtung
Dresden
l
s. Dez.
Umgestaltung der Kuranlagen
Wiesbaden
49
l-Zan.
Monumentaler Abschluß d. Na-
ximilianplatzes (n. f. Münchner
od. Künstler bayr. Abstammung)
München
30
40
t. Jan.
Ehrendiplom
München
40
4S
t- Ian.
Ausgestaltung d. Münsterplatzes
Ulin
48
2. Jan.
Ausschmückung eines Foyers
(nur f. Düsseldorfer Künstler)
Düsseldorf
44
20. Ian.
Munkacsy-Denkmal
Budapest
29
März
Photographische Natururkunden
(wichtig für Amateure)
Leipzig
33
5.März
Arbeiterwohnhäuser
Mailand
2
(5.März
Entwürfe für d. Friedenspalast
Haag
48
(
(. Mai
Entwürfe f. d. Villa ein. Nalers
(nurf. Stud. d. Techn. Hochschule)
Berlin
30
 
Annotationen