Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Ein Preisausschreiben
DOI Artikel:
Erledigte Preisausschreiben / Denkmäler / Architektur / Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Stipendien und Stiftungen / Staatsankäufe etc. / Staatsaufträge etc. / Auszeichnungen und Medaillen / Todesfälle / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Auktionen / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0081

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heft 6.

Die Werkstatt der Aunst.

77

Herrn Dabisch? Oder an Hermann Schudt zu
einer Zeit, als die „Berliner Gesellschaft für pla-
stische Malerei" noch gar nicht existierte?
Und wie steht's denn mit den in: Prospekte ge-
nannten Arbeiten, welche die „Berliner Gesellschaft
für plastische Malerei" als von ihr ausgeführt be-
zeichnet, z. B. im Hause Lrobenstraße 7? wer hat
diese Arbeiten dort ausgeführt, die genannte
Gesellschaft oder Hermann Schudt?
Zn dem Prospekte aber heißt es weiter:
„Außerhalb von Berlin wurden Arbeiten aus-
geführt:
im Schauspielhaus in Frankfurt a. M., im Rat-
haus in Frankfurt a. M., in der Freimaurerloge
in Görlitz, in der Nuhmeshalle in Görlitz, im Hof-
theater in Braunschweig, im Bahnhofsgebäude
in Braunschweig, im Varietetheater in Dortmund,
im Bahnhofsgebäude in Eisenach.
Berlin, im Oktober s9O5.
Berliner Gesellschaft für plastische Malerei."
wer hat diese Arbeiten ausgeführt, die
u nterzeichnete Gesellschaft oder andere? Oder
wiez.B. imSchauspielhaus in Frankfurt a. M.
der Erfinder Hermann Schudt? wie kommt die
„Berliner Gesellschaft für plastische Malerei" dazu,
diese zum größten Teil von Hermann Schudt oder
Lizenznehmern ausgeführten Arbeiten auf ihren Pro-
spekt zu setzen, so daß der Anschein erweckt wird, als
ob diese Arbeiten samt und sonders von ihr ausge-
führt seien? was soll damit bezweckt werden?
will die genannte Gesellschaft durch das be-
sprochene Preisausschreiben der Rünstlerschaft 5000
Mark zugute kommen lassen, so wird eine solche Ab-
sicht niemand freudiger begrüßen als wir selbst. Der
gute Wille allein aber genügt noch nicht, sondern
die Gesellschaft muß gleichzeitig sorgfältig darauf
Bedacht nehmen, daß in den bei dieser Gelegenheit
herausgegebenen Drucksachen mit Beziehung auf Per-
sonen und Dinge keine Unklarheiten zutage treten,
welche eben zu den vielfachsten Fragen Veranlassung
geben. Sollte die Gesellschaft zu antworten wün-
schen, so stellen wir ihr unsere Zeitschrift gern zur
Verfügung.

Erledigte Preisausschreiben.
Hannover. (Kunstpflege in Hannover.) Mir lesen
in der „Franks. Ztg.": Als eine Komödie der Irrungen und
Wirrungen ist die Angelegenheit der Ausschmückung des
hiesigenStändehauses zu bezeichnen. Von vornherein ver-
schnupfte es die öffentliche Meinung, daß die Provinzial-
verwaltung für den nach den Plänen des Architekten Börge-
mann ausgeführten Umbau des Sitzungssaales eine Beihilfe
des Staates in Höhe von 40000 Mk. annahm unter der
Bedingung, daß das Hauptbild „Rückkehr der hannover-
schen Truppen ^8^5" durch Prof. Hildebrandt-Berlin zur Aus-
führung kommen müsse. Die vier Bilder der beiden Seiten-
wände sollten in landschaftlichen Motiven das Land Hannover
in seiner Natur charakterisieren und in einem Wettbewerbe
verteilt werden (der von der „Werkstatt der Kunst" seiner-

zeit mitgeteilt wurde. D. R.). vergebens protestierten die Presse
und die hiesige Künstlerschaft gegen die Annahme der Staats-
beihilfe und des Hildebrandt'schen Hauptbildes unter dem
Hinweise, daß dadurch die Provinz das Herrenrecht im eigenen
Hause verlieren und daß durch die Zerreißung des malerischen
Schmuckes in grundverschiedene Motive (Figurenbild und Land-
schaften) die Einheitlichkeit des Raumes schweren Schaden
leiden würde. Das Preisausschreiben wurde unter Autorität
des Landesdirektoriums trotzdem erlassen und hatte das Er-
gebnis, daß 26 Künstler etwa ^oo Entwürfe einsandten. Das
Preisgericht wählte zwei Bilder von Hermanns-Hannover
und zwei von wilh. Feldmann-Mölln (früher in Berlin)
zur Ausführung aus und „empfahl" diese im Programme
vorgesehene Zweiteilung dem provinzialausschusse zur An-
nahme. Dieser aber, ein lediglich aus Laien bestehendes Kol-
legium, warf das Votum der Jury, in der drei Berliner
und ein hiesiger Maler vertreten waren, kurzer Hand um
und nahm eine im Programme mit keinem Worte er-
wähnte Vierteilung vor, indem den beiden prämiierten
Künstlern je ein Bild wieder abgenommen und den beiden
Malern am Ende-Worpswede und Paul Koken-Hannover
(von denen Skizzen zum Ankäufe empfohlen waren) zur Aus-
führung übertragen wurde. Also fünf Maler für fünf Bilder,
man denke! .. . Gegen die Entscheidung des Provinzialaus-
schusses, die das Votum des Preisgerichtes mit der gleichen
Nichtachtung behandelt wie die bindenden Bestimmungen
des Preisausschreibens, hat die hiesige presse einhellig
Stellung genommen und die Kunstgenossenschaft hat
einen energischen Protest einzulegen bereits beschlossen .. .
Nürnberg. (Das Schiller-Denkmal.) Der Magistrat
hat beschlossen, die drei Bildhauer Bleeker und Alberts-
Hofer in München, Kittler in Nürnberg, welche bei der
Preiskonkurrenz mit Preisen bedacht wurden, zu einer engeren
Preiskonkurrenz einzuladen. Es lagen im ganzen, wie noch
mitgeteilt sein möge, 86 Wettbewerbsarbeiten vor, darunter
drei nur in bildlicher Darstellung. In die engere Wahl kamen
Wettbewerbsarbeiten, während der siebenstündigen Be-
ratung des Preisgerichts wurde auch der in Aussicht genommene
Standplatz des Denkmals im Stadtpark einer Besichtigung
unterzogen. Das Preisgericht beschloß noch ein Projekt, bei
welchem zwar nicht die bildhauerische, wohl aber die archi-
tektonisch-gärtnerische Lösung besonders bemerkenswert ist, zum
Ankäufe zu empfehlen.
Denkmäler.

Berlin. (Das Moltke-Denkmal.) Mehr als fünf
Jahre hat die Herstellung des Moltke-Denkmals erfordert,
das in der verstossenen Woche enthüllt wurde. Der bronzenen
Gestalt Bismarcks vor dein Reichstagshause tritt am Königs-
platz, auf der anderen Seite der Siegessäule, das Marmor-
Standbild Moltkes gegenüber. Mit der Ausführung des Denk-
mals war Joseph Uphues betraut, der Architekt Schmalz
stand ihm zur Seite. Die ganze Anlage ist aus Laaser (Tiroler)
Marmor hergestellt. Die Gewinnung des Materials, das Herab-
schaffen aus den über 2000 m hoch gelegenen Brüchen brachte
Schwierigkeiten mit sich, und so verzögerte sich die Ausfüh-
rung von Jahr zu Jahr. Zur Architektur waren mehr als
20000 Zentner Rohmaterial nötig. Der Block, aus dem die
Figur gemeißelt ist, wog im rohen Zustande Zentner.
Durch das punktieren an Grt und Stelle wurde das Gewicht
auf etwa ein Drittel ermäßigt. Die Figur hat eine Höhe von
5,50 m. Der Feldmarschall steht, an ein Postament gelehnt,
in schlichter Auffassung da: Im Interimsrock, mit Mütze
und Degen, die Hände vorn übereinander gelegt. Das Posta-
ment, mit Voluten an den Ecken, ist etwa 6 m hoch. Hier
ist nur das Wappen Moltkes und sein Name eingemeißelt.
Unten am Sockel zieht sich die vielerwähnte, von Prof. Schmalz
selbst verfaßte Inschrift herum: „Dem rechten Volk zur rechten
Zeit der rechte Mann im rechten Streit. Gottes Würfel fallen
immer, wie sie auch fallen, auf die rechte Seite." Sonst ist
das Postament ohne Schmuck. Als der Kaiser an Uphues
den Auftrag gab, wünschte er von vornherein ein Denkmal
 
Annotationen