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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 41
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Eine deutsche Kunstausstellung in Amerika
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0569

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sseäaktem: I)emricb Steiriback.

V. ILl?rg. Z)ekt 41. iZ. ^uli 11906.

In äieseni r-eNe unserer Lsitscki-ikt erteilen wir jsciern Künstler clas freie Mort. Mir sorgen clakür, clas tunlicbst keinerlei
Angriffe auf Personen octer 6enossensS>aften sbgeclruckt werclen, okne üass vorder cler Angegriffene clie MSgliidkeit gekabt
kätte, in clsrnselben kZekte zu erwiclern. Oie Redaktion kält sick vollstänclig unparteiisch uncl gibt ciurch clen Abclruck keineswegs
eine Oebereinstinirnung rnit clen aus cliese Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. > - .

Das nächstfolgende cheft der „Werkstatt der Kunstch Nr. 42, erscheint am 25. Irrlr.

6m e äeutscbe ltunstaussteUung m Amerika.

Es scheint, als ob die Schranken fallen sollten,
welche der deutschen Kunst der Gegenwart bisher
das Ausland verschlossen: den Engländern folgen
jetzt die Amerikaner, um ebenfalls in ihrer Heimat
eine deutsche Kunstausstellung und zwar im gerbst
dieses Jahres zu veranstalten. Fünf der wichtigsten
Kunstmuseen der Vereinigten Staaten, Philadel-
phia, Buffalo, Chicago, Indianapolis und
St. Louis, haben sich vereinigt, eine Sammlung
von Werken zusammenzubringen, durch welche die
deutsche Malerei der Gegenwart den Bürgern der
Vereinigteil Staaten in ihrer vollen Bedeutung vor-
geführt werden soll. Man beabsichtigt dabei nicht,
mit einer großen Ausstellung hervorzutreten, sondern
eine beschränkte Anzahl von Werken, aber von um
so höherem künstlerischem wert, soll gezeigt werden.
Es sollen nicht Bilder einer besonderen Richtung
sein, sondern die besten charakteristischen Werke der
verschiedenen Schulen; auch sollen nicht allein Maler
von Ruf bevorzugt, sondern ebenso junge Künstler,
die bereits verdienstvolle Werke geschaffen haben,
herangezogen werden. Veranstalter und Leiter dieser
Ausstellung ist Vr. Charles M. Kurtz, Direktor der
ZckdriZllt ^.rt Oallory in Buffalo, der auch an den
Ausstellungen in Chicago s893 und St. Louis
hervorragend beteiligt war und insbesondere den
Lesern der „Werkstatt der Kunst" aus einem, von uns
in Heft 30 in einer Uebersetzung veröffentlichten, Auf-
satz, „Deutsche Kunst in Amerika", worin wir den
Gedanken dieser Ausstellung schon angedeutet finden,
bereits gut bekannt ist. Direktor Vr. Kurtz weilt
gegenwärtig zur Auswahl der Bilder in Berlin.
Es besteht der Wunsch, Werke mittlerer Größe und
auch so weit wie möglich solche Werke einzuladen,
welche den amerikanischen Museen oder privaten
Liebhabern zum Kauf angeboten werden können.
Man hofft gleichzeitig, daß durch die Ausstelluug
dieser Werke, welche in den obengenannten fünf
Städten gezeigt werden soll, Amerika nicht nur ge-
naue Kenntnis von dem gegenwärtigen Stand der
Malerei in Deutschland vermittelt, sondern auch,
daß ein lebhaftestes Interesse und wachsende Sym-
pathie für diese ins Leben gerufen wird. In einem
Rundschreiben, das Vr. Kurtz zum Zwecke der Be-

kanntmachung dieser Ausstellung versendet, sagt er
noch folgendes:
Es ist zu bedauern, daß die deutsche Malerei der
Gegenwart in den vereinigten Staaten weder so
bekannt noch so geschätzt ist, wie sie es verdient. Sie
wird nicht so geschätzt, weil sie nicht bekannt ist. Es ist
in der Tat aufs lebhafteste zu bedauern, daß, um einige
Namen zu nennen, Böcklin, Leibl, Feuerbach, Menzel, Thoma,
Marees und andere große deutsche Maler so gut wie nicht
in den öffentlichen oder privaten Sammlungen Amerikas ver-
treten sind, aus dem einzigen Grunde, weil die Amerikaner
sie einfach nicht kennen. Andere, wie Lenbach, Lieber-
mann, v. Uhde, v. Bartels, Kuehl, Zügel, finden sich hin
und wieder in amerikanischen Galerien; die Nachfrage nach
deren Werken ist im Wachsen begriffen. Gegenwärtig werden
in den vereinigten Staaten mehr Gemälde von hoher, künst-
lerischer (Dualität und größerem werte gekauft, wie in irgend
einem anderen Lande der Erde, und von dieser großen und
wachsenden Förderung der Kunst sollte den bedeutenden
Meistern Deutschlands ihr Teil werden, vor ZO—HO Jahren
waren die meisten auswärtigen Bilder, die nach Amerika
gingen, Werke deutscher Künstler, meist der Düsseldorfer und
der Münchener Schule. Als das Interesse an den Schulen
dieser Richtung zu schwinden begann, ergriffen die franzö-
sischen Händler die Gelegenheit, die Werke der französischen
Maler zur Geltung zu bringen, und heute wird das Inter-
esse der amerikanischen Händler und Sammler so ziemlich ab-
sorbiert von der Kunst Frankreichs, Hollands und der eng-
lischen Maler Ende des ^8. und anfangs des Jahrhunderts.
Vor einem Jahre taten sich die Lutkalo vine ^rts Kea-
clem;-, das LbicaZo Frt Instituts, das 8t. vouis Nussum ok
Vivo ?crts und die llsnns^lvania ot tbs Uins ^rts zu
dem Zweck zusammen, eine Anzahl Werke der Schotten (60^
ok Olas^otv) in vier Städten der vereinigten Staaten zur
Ausstellung zu bringen. Die Hälfte dieser Sammlung fand
Käufer in Amerika, und elf Werke gingen in den Besitz von
Museen über, in denen sie ständig ausgestellt bleiben. Heute
haben die Schotten bereits in Amerika festen Fuß gefaßt.
Bei der in Rede stehenden Veranstaltung ist es unsere
Absicht, eine Sammlung von annähernd hundert Bildern
deutscher Künstler zusammenzubringen. Die Werke sollen im
September d. Is. nach den vereinigten Staaten abgehen und
nacheinander in den Galerien der Kunstmuseen in Phila-
delphia, Buffalo, Chicago, Indianapolis und Saint Louis
ausgestellt werden. Die Ausstellung bleibt in jeder Stadt un-
gefähr einen Monat. Alle Kosten für den Transport der
Bilder von der Zeit ihrer Ablieferung bis zu deren Zurück-
gabe an die Besitzer, ebenso die Kosten der Versicherung gegen
jeden Schaden auf dem Transport und während der Aus-
stellungen werden von den für dieses Unternehmen vereinigten
fünf Kunstmuseen übernommen. Es wird das ernsteste
Bestreben der Beteiligten sein, in Amerika so viel
Verkäufe der als verkäuflich bezeichneten Werke
zu erzielen, als nur immer möglich ist. von jedem
 
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