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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 16
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Daelen, Eduard: Internationale Kunstausstellungen in Deutschland
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Zur Mannheimer Internationalen
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Die Freiheit der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0220

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2s6

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 16.

mögen wohl hinter verschlossenen Türen zum Aus-
druck gelangen, aber vor der Geffentlichkeit? —
Wie viele haben denn da die Tourage, offen Farbe
zu bekennen? Wan sieht es ja deutlich genug in
der „Werkstatt der Kunst". Wann findet man unter
den vielen auftretenden Kämpfern mal einen mit
offenem Visier? Nach meinem Dafürhalten müßte
das die erste Bedingung sein. Den kühnen Freimut,
für seine persönliche Ueberzeugung ohne kleinliche
Rücksichten und Besorgnisse als ganzer Wann ein-
zutreten, betrachte ich als die notwendigste Eigen-
schaft des Künstlers — gerade des Künstlers —,
welche er besitzen muß, wenn er dieses Namens
wert sein will. So lange diese Anschauung sich
in der deutschen Künstlerschaft nicht Bahn bricht, ist,
wie gesagt, für eine Aenderung der herrschenden,
zum Ruin führenden Zustände nicht viel zu hoffen.
Läuarä Oaeleu.
Wan schreibt uns aus Berlin:
Den Protesten gegen die internationalen Kunst-
ausstellungen bei uns in Deutschland, wie dieselben
bis jetzt meistens veranstaltet wurden, kann ich mich
nur anschließen. Sie bedeuten, ohne das künstlerisch
Beste uns zu zeigen, eine Schwächung unseres eigenen
Warktes, sind also nicht zu wünschen. Daß wir aber
ganz auf internationale Ausstellungen verzichten
wollen, scheint mir nicht das Nichtige. Eine Inter-
nationale, die vielleicht alle —5 Jahre wiederkehrt
und für welche die Ausstellungen in Dresden, Karls-
ruhe, Venedig mustergültig sein müßten, würde uns
nur nützen, erstens in künstlerischer Beziehung und
zweitens als Attraktion für ein größeres Publikum.
Die Art der Veranstaltung dagegen, wie die-
selbe bis jetzt gehandhabt wurde, indem wir uns
ganze Ladungen zum Teil sehr mittelmäßiger Bilder
auf unsere Kosten — und dies sind keine geringen —
einladen, ohne dieselben womöglich vorher gesehen
zu haben, ist allerdings sehr zu verwerfen. Wan
sollte vielleicht den vierten Teil einer solchen inter-
nationalen Ausstellung dem Ausland einräumen,
Delegierte ins Ausland schicken, welche die besten aus-
ländischen Bilder persönlich aussuchen. Auf diese
Art bliebe der Lharakter einer deutschen Ausstellung
gewahrt, und hätte doch den in künstlerischer Be-
ziehung nicht in Abrede zu stellenden Nutzen, die
besten ausländischen Bilder zu sehen und zum Ver-
gleich heranzuziehen. Der pekuniäre Ausfall, den
diese geringe Auslands-Beteiligung nach sich ziehen
würde, indem einige der Bilder verkauft würden,
wäre nur minimal und unserem deutschen Warkte
kaum schädlich — künstlerisch aber wäre eine solche
Internationale nur von Nutzen.
'Willzr Nuluacller.
Ein süddeutscher Künstler schreibt uns:
Die Aufforderung in bseft der „Werkstatt
der Kunst" veranlaßt mich, Ihnen zu schreiben, daß
der Aufsatz über „Internationale Kunstausstellungen

in Deutschland" sehr richtig und ganz in meinem
Sinne geschrieben ist.
Nicht allein ich, sondern sehr viele meiner Kol-
legen sind dahin gekommen, daß sie nur noch für
sich und nicht für die Geffentlichkeit schaffen, nur
weil kein Platz für junge, unbekannte Waler, die
ihre Kunst ernst nehmen, zum Ausstellen vorhanden
und ihre Arbeiten aus dem Grunde zurückgewiesen
werden.
Nicht nur, daß das Publikum mit sehr viel
minderwertigen Produkten abgespeist wird, auch Be-
geisterung, Kraft und Ausdauer müssen da nach-
lassen und manche Begabung geht zu Grunde. Nur
ein Eingeweihter kann beurteilen, wie groß oft die
Opfer sind, die gebracht werden, und wie manche
herrliche, uneigennützige Resultate ungesehen bleiben,
oder vielleicht (?) von einer späteren Generation
gewürdigt werden. H. N.
Mannheimer Internationalen.
Der „Schwäbische Werkur" schreibt in einer
Karlsruher Korrespondenz:
In nicht wenigen Künstlerkreisen ist man unangenehm
berührt durch die Tatsache, daß die nächstes Jahr in Mann-
heim zu haltende Jubiläums Kunstausstellung wieder einen
internationalen Lharakter bekommen soll. Schon ^g02 bei der
hiesigen Internationalen machte sich jenes Gesühl geltend, und
man hoffte, da nichts mehr zu ändern war, daß wenigstens
bei künftiger Gelegenheit nur nationale Kunstausstellungen
beliebt werden würden. Nun sieht man sich wieder getäuscht.
Mas zu Gunsten der Internationalität angeführt wird, ist
nicht recht stichhaltig angesichts der Tatsache, daß es anderen
Nationen nicht einfällt, so oft internationale Ausstellungen
zu veranstalten, fremde Künstler zur Beschickung einzuladen,
ihre Bilder zu prämiieren und zu kaufen. Andere Nationen
betrachten ihre Kunstausstellungen als Parade ihres eigenen
Könnens und als geeignete Mittel, ihren Künstlern zum Be-
kanntwerden und zum Absatz ihrer Merke zu verhelfen. Das
ist jedenfalls eine praktischere Kunstpflege als die deutsche
Manier, die Fremden zu verhätscheln und die eigenen Künstler
darben zu lassen. Die deutsche Weitherzigkeit ist auch eine
Ungerechtigkeit, weil keine Gegenseitigkeit geübt wird. Tau-
sende, punderttausende von Mark gehen auf diese Weise ins
Ausland, die unseren deutschen Künstlern entzogen werden.
Ls bat ja immer sein Mißliches, ein Deutscher zu sein, weil
der Deutsche im Ausland besser zur Geltung kommt, als
daheim, und weil daheim der Fremde vorgezogen wird. Ganz
besonders aber ist es mißlich, ein deutscher Künstler zu sein,
denn als solcher hat man gar nicht auf Berücksichtigung zu
hoffen. Das Publikum schwärmt wohl für Kunst, hat aber
keine offene pand dafür, mit der Ausnahme, wenn der Künstler
ein Fremder ist. Daß auch der deutsche Künstler leben muß,
daß er nur mit rechter Freude schaffen kann, wenn seine ma-
terielle Existenz gesichert ist — wer denkt bei uns daran! Der
falsche Idealismus ist so groß, daß wir von dem Künstler
verlangen, er solle hungern und dabei Idealkunstwerke hervor-
bringen. wann wird der Deutsche endlich den gesunden na-
tionalen Egoismus lernen, der anderen Völkern angeboren ist!
Die ^reibsit c!sr Nunst.
Dem Katalog der Ausstellung des Frankfurt-
Lrouberger Küustlerbuudes, welche im Frankfurter
Kunstverein vom 2. bis 22. Januar zu sehen ist,
hat Waler R. Gudden folgende einleitende Worte
vorausgeschickt:
 
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