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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 8
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Erledigte Preisausschreiben / Laufende Preisausschreiben / Denkmäler / Aus Galerien und Museen / Stipendien und Stiftungen / Staatsaufträge etc. / Personal-Nachrichten / Todesfälle / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Auktionen / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0112

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Die Werkstatt -er Kunst.

Heft 8.

H08

Teil der alten Kirchhofsmauer, der den Hintergrund bildet,
wird erneuert. Die Berliner Künstlerschaft wird dem Groß-
meister an dieser Stätte ein Denkmal setzen.
Dresden. (Zweiter Kongreß für protestantischen
Kirchenbau.) Im Jahre (896 fand in Berlin der erste Kon-
greß für protestantischen Kirchenbau statt. Schon damals wurde
ein zweiter derartiger Kongreß in Aussicht genommen. Jetzt
ist der Ausschuß für kirchliche Kunst innerhalb des Direk-
toriums der dritten deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung Dres-
den ^906 der Idee näher getreten, während dieser Ausstellung
einen zweiten Kongreß für protestantischen Kirchenbau zu ver-
anstalten. Hervorragende Männer in ganz Deutschland haben
bereits ihre Sympathie für den plan bekundet, so daß er wohl
bald greifbare Gestalt annehmen wird.
Das Grab Segantinis. von dem Sohne Segantinis,
Gottardo Segantini, erhält die „Neue Freie Presse" folgen-
des Schreiben: „Es ist traurig, bei jedem ganz Großen be-
stätigen zu müssen, daß das Schaffen des Künstlers nur ein
Geben ohne Gegenleistung seitens des Publikums ist. Ganz
Große können reich werden nur unter der Bedingung, sich
zu überleben. Leider hat man diese traurige Erfahrung bei
zu vielen machen müssen. Dies als Einleitung. Wenn die
Besucher des Grabes Segantinis sich als große Denker durch
ihre Bemerkungen zeigen wollen, so irren sie sich mächtig.
Was sie als wild ansahen, ist dagegen sorgfältig und liebe-
voll seitens der Familie Segantinis gewollt. Ich, der dies
schreibe, habe mein Möglichstes getan, um das wilde, natur-
freudige Grab meines Vaters von der Schönheit eines Denk-
mals, für dieses Jahr wenigstens, noch frei zu halten. Große
Denker und große Dichter können nur von der Natur eine
genügend weihevolle Ruhestätte bekommen. Wenn wirklich
von dem Toten außer seinem Werk noch etwas lebendig
bleibt, so kann dieses Etwas nur sich freuen, so frei und
wild in aller Wildnis zu leben, ohne eine störende weiße
Note in dieser prachtvollen Alpennatur vorzufinden. Wer
Segantini in seinem Wesen kennt, muß begreifen und leicht
begreifen, warum mir, und mit mir der ganzen Familie,
die Idee eins in der Erhabenheit dieser Natur verschwinden-
den Denkmals fremd ist. wir lieben von diesem Grabe, das
wir täglich und öfters zweimal täglich besuchen, jeden Halm,
jedes Blatt, wie wenn ein Stück unseres Herzens damit ver-
wachsen wäre. Die Blinden wissen nicht, wie viel Blumen
darauf wachsen, und wie im Winter, wenn alles im Schnee
liegt, die Einsamkeit prächtig sich mit allen Farben der ver-
schiedenen Tagesstunden schmückt. Das wirkliche Denkmal für
meines Vaters Grab ist sein Bild ,Glaubens Trost im
Schmerz', das in Hamburg hängt; denn es wurde an diesem
gleichen Platze gemalt, wo Segantini jetzt ruht, wer so eine
Symphonie von Farben schaffen konnte, braucht fürwahr
keinen Stein, um die Erinnerung an ihn wach zu erhalten.
Aber wenn wirklich dem Großen gehuldigt werden soll, so
soll man nur in einem gerecht werden, wo man stets un-
gerecht war, zu seiner Lebenszeit. Ich meine, man sollte
schätzen und würdigen, was noch zu haben ist, und mit der
Tat beweisen, daß er geliebt wird und unter den Allerersten
gilt. Die Familie ist zum Glück insofern geborgen, als sie
von der Güte wirklicher Freunde und Kunstmäcene lebt. Als
Sohn des großen Segantini frage ich aber weiter die Kunst-
freunde an, ob es wirklich nicht möglich wäre, zu Gunsten der
Familie Segantini sich zusammenzustellen und durch eine
Subskription das große Triptychon, woran sich ein Leben
knüpft, für Deutschland oder «Oesterreich zu kaufen. Ls wäre
dies eine größere Wohltat für Segantini und wohl auch eine
höhere Genugtuung für diese Kunstfreunde, als die Errich-
tung eines Denkmals auf dem Grabe, das übrigens bereits
von Bistolfi in Turin zu Ende gebracht wurde. Lhur, den
28. Oktober. Gottardo Segantini."
Die Restaurierung der Lresken Michelangelos in der
Sixtina. wie vor einiger Zeit mitgeteilt wurde, sind die im
Frühjahr (903 begonnenen Restaurierungsarbeiten an den
Fresken Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle mit bestem
Erfolge beendet und die Deckengemälde, sowie das „Jüngste
Gericht" vor weiterem verfall bewahrt worden. In Nr. H

der „Museumskunde", Zeitschrift für Verwaltung und
Technik öffentlicher und privater Sammlungen (Herausgegeben
von vr. Karl Kötschau-Dresden, Verlag G. Reimer-Berlin),
teilt Ernst Steinmann den Bericht mit, den Prof. L. Seitz,
der Leiter der Restaurierungs-Kommission, im Mai d. Is. über
das bei diesen Arbeiten beobachtete technische Verfahren er-
stattet hat. Man hatte dabei von vornherein das Berühren
der Gemälde Michelangelos mit Farben abgelehnt und die
Reinigung der Flächen auf ein sorgfältiges Entfernen des
Staubes beschränkt. Dagegen erkannte man die Festigung des
Mauerbewurfes an der Decke, wie am „Jüngsten Gericht"
als dringende Notwendigkeit an und übertrug die schwierige
Aufgabe zwei Fachleuten, Lecconi Prinzipi und Giovanni
Eingolani. Fast zwei Jahre waren diese Männer mit größeren
und geringeren Unterbrechungen in der Sixtina tätig, ihre
Arbeit, wie einst Michelangelo, zunächst an der Decke über
dem Eingang beginnend und mit dem „Jüngsten Gericht"
endigend. Wie es bei früheren Restaurationen geschehen war,
so bediente man sich auch jetzt kupferner Klammern, die, leicht
gefärbt, an geeigneten Mrten angebracht wurden, wenn es
galt, besonders breite und gefährliche Risse zu Überspannen.
Natürlich wurden die Stellen sorgfältig ausgewählt und so-
weit wie irgend möglich auf die architektonische Umrahmung
und die Hintergründe der Gemälde Michelangelos beschränkt.
Um zu ermitteln, ob der Mauerbewurf noch fest sei, oder ob
er sich — vor allem um die vielen alten, größtenteils ver-
klebten Risse — gelockert hatte, wurde ein Beklopfen der
Mauerfiächen notwendig und ein vorsichtiges Ausfüllen der
hohlen Räume mit einer flüssigen Mischung von Kalk und
Puzzolanerde. Diese wurde mittels eines Saugapparates durch
ein kleines Loch in die Mauer eingeführt und die schadhafte
Stelle so lange behandelt, bis alle Hohlräume ausgefüllt
waren und, die flüssige Masse allmählich trocknend, sich voll-
ständig mit dem alten Mauerteilen verbunden hatte. Die
Natur des eingeführten Materials schließt jede Bildung von
Schimmel aus, verbürgt dagegen die Widerstandsfähigkeit
der behandelten Mauerflächen, wie man hoffen darf, auf
Jahrhunderte hinaus. Ueber die Ausführung der Arbeit im
einzelnen wurde ein Diarium geführt. Die mühevolle Arbeit
so langer Monate hat an den Fresken Michelangelos äußer-
lich keine anderen Spuren zurückgelassen, als daß die Schöp-
fungen des Meisters, vom Staube befreit, Heller und freund-
licher von der Decke auf den Lintretenden herniederleuchten.
Literatur unä Kunstblätter.

(Die mit O bezeichneten Artikel sind illustriert.)
Der Runstwart. Aus dem t- November-Heft: Biedermeier-
stil? von Paul Schultze-Naumburg. Mit zwölf Abbil-
dungen. — Hat Dresden keine Künstler? — von der
Darmstädter Gartenbauausstellung. — Ehe der Photograph
kam. Von vr. G. Keyßner (Betrachtungen, anknüpfend
an eine in Meiningen stattgefundene Pastellausstellung
und eine Publikation, über die früher in kleineren Städten
seßhaften tüchtigen Porträtmaler, welchen, als der Photo-
graph kam, der Untergang bereitet wurde). — Abbildungen
nach Werken von Karl Haider „Mädchen mit Blumen"
(farbig), Wilhelm Leibl (das berühmte Bild „In der
Kirche") und Fritz v. Uhde.
Die Kunst für Alle. Aus dem Inhalt des November-
Heftes: Die Schwarz-Weiß-Kunst auf der Berliner und
Münchener Ausstellung, von Hans Rosenhagen. Mit
z; Abbildungen von Karl Koepping, Eh. A. Angst, A. v.
Werner, w. I. Hertling, Imre Revesz, p. Leuteritz, Knut
Hansen, Ian preisler, Ludwig willroider, Pieter Du-
pont, M. Schindler, Hans Meyer-Berlin, Gskar Graf-Frei-
burg, Friedr. v. Schennis, Richard Püttner, Hans G.
Ientzsch, Hans Tegner, A. Sacchetto, F. Schmutzer, Max.
Dasio, Friedrich Barth, Max Svabinsky, Paul Bach, Rich.
Müller, Georg Jahn, Hedwig Hauck, Heinr. Rettig und
Anna Paschen. — Die künstlerische Wiedergeburt des Men-
schen aus der Landschaft, von Henry Thode (der sechste
der in diesem Sommer von ihm an der Heidelberger Uni-
 
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