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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 44
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Bilderwucherer in München
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Das von Wagner'sche Künstlerstipendium
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Eine Rede Anton v. Werners
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Die Vereinigung nordwestdeutscher Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0612

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608

Die Werkstatt der Kunst.

heft qq.

mit, daß er die Forderung der Postkartenfirma in
seinen Besitz gebracht hätte. Der Maler nahm
Rücksprache mit dem Kunstfreund, der sich plötzlich
wieder als nobler Mensch zeigte und dem Maler
ein Bild in Auftrag gab. Als der aber 300 Mk.
dafür verlangte, bot ihm der ,Mäcen' 50 Mk. dafür.
Aber für den Schundpreis gab der Maler sein Bild
nicht her.
Und was war die Folge? Klagestellung und
endlose Besuche des Gerichtsvollziehers. ,Vom Er-
lös meiner letzten Arbeit hab' ich mir einen neuen
Anzug geleistet, und wenn der Gerichtsvollzieher die
Notiz in der Zeitung nicht übersehen hätte, daß ich
den Auftrag habe ausführen müssen, wäre er schon
längst da, um meinen neuen Anzug zu holen'. Und
solche Kunstfreunde, deren Geschäft es ist, arme
Künstler — auszubeuten und zu ruinieren, soll es
in München mehr als einen geben."
Also hütet euch, Künstler, und gebt acht. Aber
das beste und einfachste Mittel, solchen Ehrenmännern
das Handwerk zu legen, wäre doch wohl, daß die
betreffenden Künstler deren Namen öffentlich be-
kannt gäben; zur Weiterverbreitung derselben wä-
ren wir mit Vergnügen bereit, nicht weniger würde
uns der Name der Postkartenfirma, die so nobel
bezahlt, sehr interessieren.
Vas von Magner'scke Runstler-
stipenctium.
Ueber die Verleihung des von wagner'schen
Künstlerstipendiums, dessen nähere Bedingungen wir
in Heft 39 des vorigen Jahrganges mitteilten, gibt der
Senat der Universität in Würzburg folgendes bekannt:
Als Thema für die zweitjährige Probearbeit
hat die Akademie festgesetzt: „Aus deutschen Mär-
chen und Sagen." Der Termin sür die Abliefe-
rung der Konkurrenzarbeiten ist auf den 30. Juni
sß>07 festgestellt. Das Thema für die dritte Probe-
arbeit wird vor Beginn des betreffenden Probejahres
am Anschlagbretts der K. Akademie zu München,
sowie bei der K. Universität zu Würzburg bekannt
gemacht werden.
Eine Keäe Anton v. Merners.
Gelegentlich der Feier der Preisverteilung in
der akademischen Hochschule für die bildenden Künste
zu Berlin-Tharlottenburg hielt Direktor v. Werner
eine Rede über die Kunst, der einiges entnommen
sei. Er warf die Frage auf, welchen Stand die heu-
tige deutsche Kunst gegenüber der früheren einnehme,
ob sich die künstlerische Höhe derselben in auf- und
absteigender Linie bewege, und welchen Einfluß die
Grundsätze der Modernen auf das künstlerische
Schaffen gewonnen haben. Die Antwort könne nur
lauten: Der Einfluß ist augenscheinlich kein gün-
stiger gewesen!
An Stelle der Hingabe an den Gegenstand und der
liebevollen Sorgfalt in der Darstellung, welche die Arbeiten

vor 50 Jahren kennzeichnen, sei sichtlich eine überhand-
nehmende Gedankenlosigkeit und nervöse Hast und Flüchtig-
keit getreten. Der mißverstandene Naturalismus habe weniger
zu einem eindringenden Studium des Stoffes und der Natur,
gegen früher, als vielmehr zu einer absoluten Gleichgültig-
keit gegen den darzustellenden Gegenstand geführt und in
Vergessenheit gebracht, welche Forderungen an die Subjek-
tivität des Künstlers gestellt werden, und daß es mit dem
Abschreiben eines Stückchens Natur nicht getan sei. Man
begnüge sich vielfach mit der Studie, und dank dem geprie-
senen Individualismus mache sich auch der kümmerlichste
Dilettantismus breit. Da sei es kein Wunder, wenn die Aus-
stellungen an Bedeutung und Interesse verlieren. Heute
werde die gesuchte Ungeschicklichkeit als Virtuosität bezeichnet,
dilettantenhafte Stümperei als köstliche Naivetät, welche an
die Meister des Tuattrocento erinnere.
Der Redner kritisierte dann ferner einige „un-
antastbare Fundamentalsätze" der Modernen, wobei
er offenbar die, auch von uns mitgeteilte, letzte Er-
öffnungsrede Max Liebermanns im Auge hatte:
Das Gegenständliche, der Inhalt sei doch nicht so be-
deutungsvoll und nebensächlich, als man glauben machen
wolle. Was in den letzten Jahrzehnten von Paris hierher
als Impressionismus, Pointillismus, Intentionismus, Veris-
mus eingeführt wurde, sei alles andere eher als gute Ma-
lerei, soweit es zunächst die erlernbare Technik betreffe. Er
könne nur raten, sich lieber an Schwind und Menzel als
Vorbilder zu halten, und dem gesunden Menschenverstand
den Vorrang vor dem ungesunden Doktrinarismus zu geben.
Scharf wandte sich der Redner auch gegen den Satz, daß es
kein Ideal an sich gebe, und daß jeder Künstler sein
Ideal und nur das seine in sich trage. Das Ideal in der
Kunst sei aber glücklicherweise gar nicht persönlich, sondern
durchaus sachlich, was die „Binsenwahrheit" betreffe, daß
die Moral mit der Kunst nichts zu schaffen habe, so stehe
doch auch der Künstler nicht außerhalb und auch nicht über
der menschlichen Gesellschaft. Line ganze Künstlergeneration
sei durch all' den öffentlich seit zwei Jahrzehnten verbrei-
teten Unsinn gründlich verdorben worden. Aber es scheine,
als ob man doch jetzt auf einem Punkt angelangt sei, über
welchen es nicht weiter gehe, und daß sich naturgemäß ein
Umschwung vollziehen müsse.
Der Redner begrüßte in diesem Sinne die Aus-
führungen Professor Thodes in seinem Berliner vor-
trage. Er könne den Studierenden nur raten, sich
unbeirrt mit Bieneneifer dem Studium der Natur
und der alten Meister hinzugeben. Im Anschluß
hieran gedachte Direktor v. Werner des 300jährigen
Geburtstages Rembrandts für dessen gewaltige
Kraft und Selbstzucht er außerordentliche Worte der
Bewunderung fand.
Oie Vereinigung norclv^eslcleulscker
Künstler,
von deren Bildung wir im Januar dieses Jahres
Mitteilung machen konnten, gibt uns bekannt, daß
ihre erste Ausstellung im künftigen Dezember in der
Kunsthalle zu Bremen stattfinden wird. Um sich
über die Vereinigung nochmals kurz unterrichten
zu können, heben wir die folgenden Punkte der
Satzungen hervor:
Zweck des Vereins ist, die künstlerischen Inter-
essen der Künstlerschaft Nordwestdeutschlands zu för-
dern und zu diesen: Zwecke auch Kunstausstellungen
zu veranstalten und sich an Kunstausstellungen als
 
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