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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 47
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Eine Rede Anton v. Werners
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Die Kunst in Nürnberg
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Von der Ausstellung der Vereinigung Nordwestdeutscher Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0654

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650

Die Werkstatt der Kunst.

heft §7.

gäbe der Kunst, als daß dieser Satz von der Moral in der
Kunst überhaupt ausgesprochen werden konnte, und daß er
durch massenhafte Erzeugnisse der modernen Kunst leider
volle Bestätigung findet. Die Moral dieses Satzes entwürdigt
den Künstler und erniedrigt seine Stellung in der mensch-
lichen Gesellschaft.
Nur mit Scham und Ekel kann man sich solcher Er-
zeugnisse erinnern, wie z. 8. jenes Bildes, welches vor eini-
gen Jahren in der Kantstraße ausgestellt war. Es rührte
von einer Dame her und stellte ein Frauenzimmer dar, wel-
ches sich der Kleider entledigt hat und im Begriffe steht, zu
einem anderen, ebenfalls entkleideten Frauenzimmer ins Bett
zu steigen; es war betitelt: „Die Freundinnen", und veran-
laßte Vermutungen über die Art dieser Freundschaft, welche
die Kritik als „lesbische" bezeichnete. Dieses Bild hatte aller-
dings weder mit der Moral noch mit der Kunst das aller-
geringste zu schaffen, denn als Gegenstand war es nichts,
wovon man spricht, und als Malerei miserabel, und wenn
behauptet wird, daß es eine Schamlosigkeit bedeute, solche
Bilder zu malen, sei es des Inhalts oder der Form wegen,
und eine noch größere, sie auszustellen, so geschieht dies mit
Recht. Und solche Erzeugnisse sehen wir als Ergebnisse der
„freiheitlichen" Entwicklung der Kunst jetzt in einem Maße,
wie es vor zo oder HO Jahren gar nicht denkbar gewesen
wäre, sogar in Paris nicht, und zu bewundern ist nur ein
Publikum, welches sich das alles ruhig bieten läßt oder gar
mit Wonne hinnimmt. Als I. Lefövre im Salon von Z868
einen lebensgroßen weiblichen Akt, „uns ötuäs" betitelt, aus-
gestellt hatte, begegnete er heftigem Widerspruch, diese Studie
ausgestellt zu haben, und in einer Karikatur im „jouru-rl
amüsant" traf die Kritik das Richtige, als sie einem Kunst-
enthusiasten sein Kompliment nicht an den Maler der Studie,
sondern an das Modell, welches ihm dazu posiert hatte, mit
den Worten richten ließ: ,,^b, l^lLäame, js vous, kais mon
war, wenn auch lediglich Modellporträt, als Kunstwerk und
Malerei so meisterhaft, daß an eine Entwürdigung oder Er-
niedrigung des Weibes dabei nicht gedacht werden konnte,
welche heutzutage das Ziel und Ergebnis der freien Kunst
zu sein scheint, seitdem „die dümmsten und unreifsten Bürsch-
chen im Kaffeehause für um so abgründigere Kenner der
Weiberpsyche gelten, je schmutzigere Vorstellungen sie von den
Frauen, von allen Frauen bilden".*)
Aber wer hat denn „diese Erscheinungen mit herbeige-
führt, welche jetzt in allaemein bedrohlichen Zeitoerhältnifsen
begründet sein sollen?"**) Die Künstler selbst doch erst in
zweiter Linie, in erster Linie Publikum und presse. Das
Publikum, weil es sich scheinbar in einer Art Hypnose all'
den bombastischen Versicherungen kingab, welche ihm von
der Morgenröte einer strahlend aufgehenden neuen Kunst mit
ihren unbeschreiblichen Wundern gemacht wurden, und die
im Westen aufgehende Sonne andächtig mit Dankopfern in
barer Münze anbetete; die Presse, weil sie sich, natürlich mit
Ausnahmen, in einer Weise zur Reklame für diesen Kultus
hergegeben hat, daß es ihr kaum gelingen wird, das, was
sie an unserem Kunstleben gesündigt und ruiniert hat, so
bald wieder gut zu machen. Eine ganze Künstlergeneration
ist durch all' den Unsinn, der seit zwei Jahrzehnten die Kunst-
Feuilletons unserer Zeitungen und die Novellen-Literatur
füllt, gründlich verdorben worden, denn so und so viele sagten
sich: wenn weiter nichts dazu gehört, um auf diesem Wege
ein „Großer" zu werden — das bringen wir auch noch fertig,
und darüber ist die Ehrlichkeit des Schaffens und die Ehrfurcht
vor sich selbst zu Grunde gegangen. (Schluß folgt.)
Oie Kunst in Nürnberg.
Die Bayerische Iubiläums-Landes-Ausstellung
in Nürnberg verkaufte in ihrer Kunstabteilung neuer-
dings an private folgende Werke:
*) Willy Pastor über Berliner Sezession (§06 in der „Täglichen

„Die Tochter des Blumenzüchters" (Aquarell)
von Hans v. Bartels-München; „Abend im Dachauer-
Moos" (Gelgemälde) von Richard v. poschinger-
München; „Goldene Hochzeit" (Gelgemälde) von
Walter Firle-München; „An der Moosach" (Gelge-
mälde) von Jos. Willroider-München; „Unter Obst-
bäumen" (Pastell) von Karl Theodor Meyer-Basel-
München; „Kapelle am Walde" (Radierung) von
Ernst Liebermann-München; „Wolken", „Birken am
See" (Radierungen) von Ida Ströver-München;
„Sommersonne" (Radierung) von Walter Ziegler-
München; „Abendstille" (Radierung) von Zos. Neu-
mann-München.
Für die bevorstehende Verlosung wurden an-
gekauft: „Tänzerin" (Bronze) von Ludwig Dasio-
München; „Herrenhof" (Gelgemälde) von August
Kühles-München; „Flötespielender Faun auf einem
Geißbock reitend" (Bronze) von Valentin Winkler-
München; „Frühlingslandschaft" (Gelgemälde) von
Ludwig v. Schlieben-München; „weiden am Rhein"
(Gelgemälde) von Prof. Ludw. Kühn-München; „An
der Pegnitz" (Gelgemälde) von Karl Fleischmann-
Nürnberg; „Altes Nest" (farbige Zeichnung) von
Müller-München; „Erkerstube aus Tirol" (Gelge-
mälde) von Herm. Lindenschmit-München; „Letzte
Sonne" (Gelgemälde) von v. Bauer-München; „Bei
Weßling", „Bergdorf" (2 Pastelle) von Karl Theod.
Meyer-Basel-München; „Weiße Ziegen" von Paul
Ehrenberg-München; „Pfingstrosen" (Gelgemälde)
von Schultheiß-München; „Landschaft" (Zeichnung)
von Ludwig Willroider-München; „Gebet vor dem
Kampfe" (Radierung) von Gskar Graf-München;
„Zwei Interieurs aus Tirol", „Schwäbische Bauern-
hütte" (Aquarelle) von Karl Voß-München; „Neu-
stift", „valsugana" (Originallithographien) von Hans
Jos. Müller-München; „Aus Alt-München", „Grotte
des Nero bei Porto d'Anzio", „Weyarn an der
Mangfall", „Aus Weyarn" (Radierungen) von Jos.
Michael Holzapfl-München; „Polenfürst" (Radierung
nach Rembrandt von Prof. Kühn-Nürnberg; „An-
dante", „Dorfstraße", „Am Weiher", „Sommertag",
„Flora", „Frühlingsahnen" (Algraphien) von Karl
Schmoll v. Lisenwerth-München; „Sauhandel" (far-
bige Radierung) von Rudolf Schiestl-München;
„Mädchen mit Hund" (Holzschnitt) von Karl Schmoll
v. Eisenwerth-München; „Stürmische See" (Aquarell)
von Julius Schrag-München.
Ferner wurden angekauft als kleine Gewinne
eine Anzahl von Originallithographien von Pro-
fessor Kühn-Nürnberg, Hans Förtsch-Nürnberg, Hans
Röhm-München, sowie Originalradierungen von Do-
ris Naab-München.
Von cler Ausstellung cler Vereinigung
Norclnestcleutscber Künstler.
Die Termine dieser von uns in Hest aus-
führlich augezeigten Ausstellung haben einige Ab-
änderungen erfahren. Nach den neuen Bestimmungen
 
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