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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0025

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verhältnismäßig engen Querschnitt und dem breitgelagerten System
entsteht. In den auf glatten 4 eck. Pfll. ruhenden Ark. des Erd-
geschosses ist die Scheitelhöhe gleich dem Pfl. Abstand (auch hier
die Gedrungenheit der Proportion typisch); im Querschnitt die Höhe
der Emporenöffnungen gleich der lichten Breite des Sch. und die
Scheitelhöhe der Gwbb. gleich der doppelten Breite (also Proportio-
nierung „ad quadratum"). Alle Bogenlinien des Systems in den
Arkaden, den zweiteiligen Emporenöffnungen, den gepaarten Ober-
fenstern, dem Schildbg. sind 7a kr., spitzbog. nur die Quergurten.
Für Zugang zu den Emporen ist reichlich gesorgt durch je 2 gerad-
läufige Treppenaufgänge sowohl im WBau als am OEnde der Sschiffe,
die letzteren mit malerischer Wanddurchbrechung. — Leiden die
Raumverhältnisse des Inneren einigermaßen unter jener Unfreiheit,
von der die Bauten des gebundenen Systems selten loskommen, so
bringt der Außenbau das rom. Formideal höchst vollkommen zur Er-
scheinung; nur die, für die Wirkung aber weniger in Betracht kom-
menden, Langseiten haben im unteren Teil durch rohe Rest, im
18. Jh. gelitten. An der WFassade ist zunächst das Massenverhältnis
des freiliegenden Teiles der Türme zum Unterbau und der Turm-
dächer zu jenem mustergültig in Proportion gesetzt. Der Unter-
bau gliedert sich, entsprechend dem Aufbau des Inneren, in
3 Geschosse mit durchlaufender sehr nachdrücklich behandelter
Gesimsteilung; jedes Geschoß mit 7 Blendbgg., deren Profile bei
1 und 2 flach, bei 3 mit stärkerem Schattenschlag bedacht sind.
Die 2 Turmgeschosse in zunehmend reicherer Flächengliederung,
oben mit doppeltem Fries, Platten und Rundbg. abgeschlossen,
Rautendach über 4 Giebeln. Nicht minder vorzüglich die OFassade;
die Türme kleiner, mit Pyramidendächern; die Apsis in dem üb-
lichen 3teil. Aufbau: Sockelgeschoß mit Pilaster und Kleinbg.-
Gliederung; Fenstergeschoß mit großen Blenden auf3/* SIL; Platten-
fries, Zwerggalerie, reiches Gesims ■— im Wohllaut des Rhyth-
mus vielleicht die schönste unter ihren zahlreichen rheinischen
Schwestern. — Die Langseiten haben wenigstens ihre Portale er-
halten. Sie sind dicht an den Aufgängen zu den Emporen an-
geordnet. Namentlich das SPortal zeigt den rom. Formengeist in
klassischer Vollkommenheit; das mit feinfühligem Meißel ziselierte
Ornameut zeichnet sich nicht zum wenigsten durch Maßhalten aus;
über dem flachdreieckigen Sturz im Bogenfeld ein von knienden
Engeln getragenes Medaillon mit dem Gotteslamm. — Material:
Mauern Tuff, Gliederung grauer Sandstein, Ziersll. schwarzer
Schiefer. Maße: L. innen (ohne Vorhalle) 44,5 m, außen 55 m.
Querschnitt des Msch. 8,15 br., 16,30 h. Ausstattung. Die
polychrome Wanddekoration aus der Erbauungszeit ist nach den
reichlich erhaltenen Überresten durchgängig erneuert. — Tauf-
 
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