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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0135

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Gen

GENGENBACH. Baden Kr. Offenburg. Inv. [D].
Ehem. Benedikt. Klst. Frühe Gründung (8. Jh. ?). Unter Abt Fried-
rich (-j-1120) der Hirsauer Reform beigetreten. Die bestehende K. in der
Hauptsubstanz aus 12.Jh. wohl noch von oder bald nach Abt Friedrich
begonnen. Durch die Rest. E. 19. Jh. das Innere von späterem Zu-
wachs gesäubert und auf den rom. Bestand zurückgeführt. — Typische
Hirsauer Anlage. In den Abmessungen des Gr. der quadratische
Schematismus streng durchgeführt (4 Quadr. im Lhs. + 2 Quadr. in
Qsch. u. Chor), nur die Kreuzflügel etwas überquadr. Innere L.
55 m, Br. 18,50 m, Querschnitt des Lhs. in der Proportion des gleich-
seitigen Dreiecks, im Msch. Proportion 1 :2. Seitlich des Haupt-
chors Nebenchöre in genau gleicher Br. mit den Schiffen des Lhs.
Schluß in 3 Apsiden, dazu je 1 an der OWand des Qsch. Geringe
Überhöhung des Chorfußbodens (3 Stufen), keine Krypta. System
des Lhs. der, auf dem rechten Rheinufer sonst unbekannte, Wechsel
von Pf 11. und Stützen; und zwar so, daß in der Mitte jeder Periode
nicht eine Sl. sondern ein Pfl. zu stehen kommt. (Ein Blick auf
den Gr. von Hirsau und dessen sonstige Ableitungen erklärt diesen
umgekehrten Rhythmus; dort sehen wir reine Säulenbasiliken, aber
mit der Besonderheit, daß die erste Stütze zunächst der Vierung
doch nicht eine Sl., sondern ein Pfl. ist. Die ursp. Absicht war,
an dieser Stelle ein Turmpaar zu errichten und so behielt man, in
eigentümlicher Erstarrung des Systems, die stärkere Pfeilerstütze
auch dort bei, wo, wie in Gengenbach, keine OTürme zur Aus-
führung kamen.) Zwischen Haupt- und Nebenchor eine dem
System des Lhs. genau entsprechende Doppelarkade. An den Sil.
kräftige attische Basen mit Ecksporen und Würfel-Kaptt. in der für
Hirsau charakteristischen Detaillierung. Die abgeschrägten Kämpfer-
platten der Sil. und der Pfll., ebenso das Arkadengesims, mit ge-
meißeltem Ornament: in den o Teilen Schachbrettmuster, in den
w Teilen Ranken und Palmetten. Die bar. Deckenstruktur wurde
durch die letzte Rest, entfernt, die got. Gwbb. im Chor beibe-
halten. — Das sehr schlicht behandelte Äußere hat einige got. und
bar. Veränderungen. Das Paradies (durch Grabungen erwiesen) ist
verschwunden, ebenso die auf einem Bilde um 1690 noch sicht-
baren Doppeltürme. Anstatt ihrer 1711 ein Einzel-T. in SW. (auf
got. Unterbau) von Jakob Rischer aus Bregenz. Eine treffliche
Komposition, die das Muster für die Umgegend wurde; der präch-
tige Entwurf wohl von Frans Beer, vgl. Offenburg. In einer Nische
zwischen den 2 rom. Fenstern der Fassade eine sitzende rom. Ma-
donna, schwerlich am ursp. Platz. — Bar. Chorausstattung
teils zerstört, teils (Gestühl0) bei der letzten Rest, in Nebenräume
versetzt; Reste der Orgel in der Altert. Sammig. in Freiburg.
Lettner aus 14. Jh., schon im 17. Jh. abgebrochen. Erhalten, in
 
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