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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0382

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Sil

— 369 —

Sim

verstärkt. Alle Fenster neu. Am Gurtgesims Rollenfries. Sonst
das Innere ornamentlos. — Einziger T. über der Vierung, in jetziger
Form schlicht got. erneuert. Fassade aus den alten Werkstücken
neu erbaut. Das große und schmuckreiche (ziemlich unversehrt
wiederaufgestellte) Portal benutzt Modelle der Baseler Galluspforte.
Im Tympanon der thronende Christus zwischen Petrus und
Paulus, in den Ecken kniend die kontribuierenden Stifter, der eine
bringt ein Faß, der andere einen Geldbeutel. Der Gewandstil
barock ornamental, indirekte burgundische Erinnerungen. Die
kreuzförmigen Öffnungen an den Giebeln zu vergleichen mit Frei-
burg i. B.

SILLEGNY. Lothr. Kr. Metz. Inv.
Kirche0. Anlage nicht einheitlich, 5/8Chor, Qsch., lsch. Lhs.
Formen spgot. — Bmkw. Zyklus von Wandgemälden0 um 1530
(rest. 1845), Apostel, Heiligenlegenden, an der WWand Jüngstes
Gericht.

SIMMERN. RB Koblenz Kreisstadt. Inv. [D.]
Pfarr-K. E. 15. Jh. Ansehnliche, hochräumige Hllk. mit lsch. ge-
strecktem Chor. Der s Nebenchor als Grab-K. der Herzöge von
Pfalz-Simmern eingerichtet. Die an den Wänden aufgestellten
Bildnisepitaphe gehören zu den glänzendsten Renss. Arbeiten des
Rheinlandes. Johann I. f 1509, oben an den Pilastern Künstler-
inschrift Jacob 1522; die gut charakterisierte überlebensgroße Fig.
steht in spgot. gezierter Haltung auf einem Löwen; die Umrahmung
interessanter Versuch der frühesten Renss. (ohne barocke Tendenz).
Pfalzgräfin Johanna, geb. Gräfin v. Nassau f 1531. Dielebens- '
große Fig. überrascht durch die idealisierende Vereinfachung der
Zeittracht und die verständige Unterordnung des Rahmenwerks;
selten zeigt sich ital. Einfluß in so günstiger Wirkung. Maria
v. Oettingen, noch zu Lebzeiten Herzog Johanns II. (f 1557),
dessen zweite Gemahlin sie war, errichtet; Halbfig. in bmkw.
lebendiger Behandlung, ungewöhnlich fein die Hände und die
Tracht, bei aller geforderten Genauigkeit, nicht ohne malerisch ge-
schlossene Wirkung. Großes (8,2 m h., 3,4 m br.) Doppelgrabmal
des Herzogs Reichard f 1598 und seiner ersten Gemahlin Julianne
von Wied f 1575, von Johann von Trarbach. Die Kunst des aus
Simmern gebürtigen, auch in andern fürstlichen Häusern geschätzten
Meisters zeigt sich hier weniger vorteilhaft, als z. B. in Oehringen
und Meisenheim; sie ist nach ihrem Wesen (wie im weiteren Sinne
überhaupt die Plastik dieser Zeit) Kleinkunst und vermag dem
großen Maßstab nur durch Summierung, nicht durch innere Groß-
heit der Motive gerecht zu werden; die Bildnisstatuen sind wenig
mehr als Kostümgruppen; das Ornamentale freilich vorzüglich. Die

Pehio, Handbuch. IV. Bd. 24
 
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