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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0261

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Man

— 248 —

Man

MANNHEIM. Großherzogtum Baden. [Wingenroth.]
Plan der Stadt in regelmäßigen Rechtecken, nicht erst von dem
niederländischen Festungsingenieur Cochom, sondern schon im 17.Jh-
vor ihm bestehend; sehr ähnlich einem Idealplan des Italieners
Cattanes aus der Mitte des 16. Jh. Zuerst zerfiel die Stadt in
Zitadelle und Bürgerstadt. An der Stelle der ersteren, die nach
der Zerstörung von 1696 offengelassen wurde, steht jetzt das Schloß-
Die einen Straßenzüge alle auf diese zuführend, die andern sie
rechtwinklig kreuzend. Vor dem Brand Einfluß des niederländisch-
nüchternen Barock. Nach demselben zunächst der Franzose Froi-
mont, dann dann der Vertreter des italienischen Barock mit üppiger
Rocailledekoration, Allessandro da Galli Bibiena; Periode eines
späten, feinen Rokoko und Übergang in das Louis seize unter
Pigage, endlich spätestes Louis seize unter dem in Paris und Rom
ausgebildeten Niederländer Verschaffen.

Jesuiten-K, S. Ignaz und Franz Xaver [D.], gegr. von Kurf. Karl
Philipp 1733, wirklich begonnen 1738, die Dächer gelegt 1746,
Innendekoration 1749—51, Hochaltar 1755, Gottesdienst seit 1756,
feierliche Schlußweihe 1760. Die ursp. auf 150 000 fl. berechneten
Kosten näherten sich schließlich einer halben Million. Ohne Kon-
kurrenz die bedeutendste Barockkirche in SWDeutschland. Ent-
wurf und erste Leitung von Allessandro Galli Bibiena (f 1748);
nach ihm d'Hauberat, Raballiati und zum Schluß Verschaffelt. —
Die Anlage schließt sich eng dem Gesü in Rom an. Gr. kreuz-
förmig mit Seiten-Kapp. am lsch. Lhs. Der Chor besteht aus
einem schmalen Vorjoch, symmetrisch zu den Kreuzflügeln, und
Va kr. Schluß. Die äußeren Umfassungslinien auf ein einfaches
Rck. zurückgeführt. Das Lhs. ist um einiges kürzer als am Vor-
bilde, die dominierende Wirkung der Kuppel noch gesteigert, wo-
durch ein höchst großartiger und eigentümlicher (durch langen
Aufenthalt in Deutschland beeinflußter?) Rhythmus des Raumes
entsteht. Die großen, lichtreichen Fenster liegen über dem stark
ausladenden Gesims. Die in die Seitennischen eingespannten Em-
poren sind so angeordnet, daß sie sich der Einheit des Systems
unterordnen. — Die Fassade leidet an einer Überfülle der Motive.
Entsprechend dem Querschnitt des Lhs. ist sie ein ausgesprochener
Hochbau, behandelt aber die Türme doch nur als Aufsätze. Stuck-
dekoration und Fresken unter Leitung von Egid Quirin Asam
aus München; sie ist für die Wirkung etwas zu leicht gehalten.
Hochaltar von P. A. Verschaffelt; Mensa in Sarkophagform, über-
stiegen von einer im Gr. V2 kr. förmigen Sl. Archt. Die Schnitze-
reien an der Kanzel und an der kurf. Loge von Egell. Die
Deckengemälde mit Szenen aus dem Leben der Titelheiligen von
Asam, die Gewölbezwickel von Ph. H. Brinkmann. Die pracht-
 
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