Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0290

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mün

— 277 —

Mün

MÜNSTER b. Lieh. OHessen Kr. Gießen.
Kirche. Einfache got. Hllk., platter Chor, massiver WTurm.

MÜNSTER AM STEIN. RB Koblenz Kr. Kreuznach. Inv.
Kirche 1770, T. rom.

Rheingrafenstein, Burgruine in spärlichen Resten.

MÜNSTERAPPEL. Pfalz BA Kirchheimbolanden. Inv. V.
Dorf-K. ° Schmucker spgot. Chor, Lhs. 1726.

MÜNSTERMAIFELD. RB Koblenz Kr. Mayen. [D.]
Stifts-K. S. Martin und S. Severus. Merovingische Gründung;
E. 10. Jh. Erwerbung der Reliquien des hl. Severus, Erhebung zum
Kollegiatstift und Neubau (?) der K. (Weihenachricht 1103). Zweiter
(oder dritter?) Neubau im 13. Jh. Dieser ließ den rom. WBau
bestehen (c. 1100). Er gehört in die Klasse der vom Aachener
Münster ausgehenden Anlagen (vgl. besonders Münstereifel und
Mastricht, Liebfrauen). Der Akzent liegt auf dem Mittelbau; quer-
rechteckiger Gr. von c. 10:6 m, c. 40 m h., seitlich tangiert von
2 Rundtürmen in gleicher Höhe. Das oberste Geschoß ist got., mit
Erkertürmchen und Zinnen besetzt, wehrbaumäßig. Die Flanken-
türme nicht einheitlich; vielleicht reichten sie ursp. nur bis zum
1. Geschoß des Mittelbaus (vergleichbar Aachen, Essen, Paderborn).
Ob das (jetzt zugemauerte) Portal ursp. ist oder, wie wahrschein-
licher, einer jüngeren rom. Zeit angehört, müßte noch untersucht
werden (in Mastricht und Paderborn ist die WWand geschlossen).
Über der Erdgeschoßhalle eine Empore; 3 grätige Kreuzgwbb.
zwischen Gurten auf Wandsll.; im Mitteljoch Wandnische für Altar,
die beiden seitlichen Joche in Doppel-Arkk. gegen das Sch. ge-
öffnet.

Der Neubau des 13. Jh., die ganze übrige K. umfassend, gehört
unter die wichtigen Dokumente zur Geschichte der Einbürgerung
des got. Stils im Rheinland. Die Ausführung vollzog sich lang-
sam; leider fehlen genauere Daten. Das herkömmliche Anfangs-
datum 1225 nicht quellengemäß. Das Lhs. angeblich 1240 be-
gonnen; 1322 noch nicht voll. — Die K. ist 54 m 1., 31 m br.
Der Gr. kreuzf. Hauptchor aus Rck. und 5/io Schluß, Nebenchöre
(mit jenen durch eine Ark. kommunizierend) aus sehr flachem Rck.
und kleiner lfa kr. Apsis. Die Nebenchöre zeigen den sprom.
Formencharakter in hoher Schönheit und Kraft. Der Eingangsbg.
unterspitz, prachtvoll gegliedert, die Bg.Linien des mit Kreuz-
rippen (ohne Schlußstein) besetzten Gwb. rundbg.; an Pfl. Ecken
und Bg. Kanten eingelegte gewirtelte Rundstäbe; an der Wand
reicher Laubfries; kleine rundbg. Fenster. Der Hauptchor, ob-
gleich nicht wesentlich jünger, tut einen Schritt der Gotik ent-
gegen. Die Mauermassen in beginnender Auflösung, ihre Gliede-
rung nach struktiven Gesichtspunken; im Erdgeschoß zwischen die
 
Annotationen