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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0330

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Ott

— 317 —

Ott

wand ein kolossales Rosenfenster (7 m Durchmesser). Von impo-
santer Schönheit die großquadrige Mauertechnik; sie vertritt auch
für das Innere jede andere Dekoration. Die Fußbodenüberhöhung
des Lhs. modern. Der auf Merians Kupferstich sichtbare hohe
Zentral-T. ist abgebrochen; voraussetzlich war er eine Zutat des
sp. Ma. In der Entwicklung der Cistercienserarchitektur steht Otter-
berg in der Mitte zwischen Eberbach und Ebrach. Auf eine Gene-
ration, die allein das asketische Einfachheitsideal gelten ließ, ist
hier eine andere gefolgt, die den Ausdruck unbeugsamer Kraft
hinzufügt und mit ihm einen starken ästhetischen Eindruck her-
vorruft. Erst zum Schluß der Bauführung mildert sich, unter
französischem Einfluß, der herbe Puritanergeist.

OTTMARSHEIM. OElsaß Kr. Mülhausen. Inv. [D.]
Ehem. Benedikt. Nonnen-Klst. Gegr. 1. H. 11. Jh., wie vermutet
wird, von einem Habsburger. Die K. gew. 1049 von Leo IX.
Der Besuch des Papstes in seiner elsässischen Heimat wurde so
massenhaft zu Weihungen, ebenso vor als nach Vollendung der
betreffenden Bauten benutzt, daß dieselben keine sichere Grund-
lage für baugeschichtliche Folgerungen abgeben. Die K. von O.
könnte ganz wohl ein paar Jahrzehnte älter sein. — Die Anlage
wiederholt mit leichter Veränderung und in reduziertem Maßstabe
die Pfalzkirche zu Aachen. Es ist die Vermutung ausgesprochen
worden, daß sie als Pfalz-Kap. der habsburgischen Landgrafen ge-
dacht gewesen sei. Nonnenkirchen bedürfen zwar der Emporen,
legen sie aber sonst regelmäßig in den WBau einer Basilika. —
8 seit. Kuppelraum mit gleichfalls 8seit, (in Aachen 16seit.) 2ge-
schossigem Umgang. Ungegliederte, sehr schwere Pfll. als Träger der
ungegliederten sehr schweren Scheidbgg. des Erdgeschosses; Deckung
mit Gratgwb. auf abwechselnd 4eck. und 3 eck. Gr. zwischen
breiten Gurten. In der Empore einwärts steigende Tonnen. Die
Öffnungen gegen den Kuppelraum, die bedeutend höher sind als
die unteren Arkk., mit Sil. in 2 Ordnungen übereinander aus-
gesetzt — alles wieder wie in Aachen, nur daß die Kaptt. in pri-
mitiver Würfelform. Das Äußere bringt das zentrische Prinzip
des inneren Aufbaus in schlichtester Weise zur Erscheinung. An
dem den Umgang nur wenig überragenden Tambour ein Bg. Fries,
sonst gar kein Detail. Kleines, aus dem Umgang vorspringend
quadr. Altarhaus, der Empore entsprechend in 2 Geschossen. Der
4eck. Vorbau im W enthält die Treppenaufgänge zu den Emporen;
im sp. Ma. turmartig überhöht. — Ursp. Bodenbelag aus Guß-
masse mit Ziegelbrocken, die Oberfläche mit einfacher geometr.
Musterung. Umfangreiche spgot. Wandgemälde neuerdings frei-
gelegt. — Lichte Maße: Durchmesser des äußeren 8Ecks 20 m, des
inneren 10,80, H. 20,30.
 
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