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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0329

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Ott

— 316 -

Ott

stark gestrecktem Lhs. (10 J. zu 5 Doppeljochen im Msch. ge-
bunden); langes, schmales Qhs. (so daß Vierung und Kreuzflügel
je ein vermindertes Quadrat); keine Krypta; keine Türme. Die
lichte Länge (mit Ausschluß der Apsis) ist 74 m, ein Maß, das in
den nächstverwandten gleichzeitigen Cistercienserkirchen Arnsburg,
Ebrach und Riddagshausen mit geringfügiger, sicher nicht beab-
sichtigter Differenz wiederkehrt. Die, wie immer, sehr niedrigen
Kapp, der OSeite jetzt abgebrochen; es waren 3 an jedem Kreuz-
flügel (wie in Eberbach und Maulbronn). Eigentümlich ist nur
der Abschluß des Hauptchors. Hier springt aus der OWand, in
deren voller Höhe, eine 3seitige Apsis vor; an dieser 3 niedrige
Kapp, (auch abgebrochen). Das Qsch. macht räumlich durch seine
Enge bei großer Länge und Höhe einen von der sonst im 13. Jh.
herrschenden Stimmung sehr abweichenden, übrigens zwingend
ernsten, herrisch rauhen Eindruck. Der Querschnitt des basilikal
aufgebauten Lhs. würde der von den Cisterciensern begünstigten
Proportion des gleichseitigen Dreiecks genau entsprechen, wenn
nicht aus unbekannten Gründen das linke Ssch. schmäler geraten
wäre als das rechte. Die im Spitzbg. geschlossenen Arkk. sind
3 mal so hoch als breit, die Hauptpfll. ebenso breit als die Öff-
nungen, die Zwischenpfll. von größerer Tiefe als Breite. Diese
Enge der Arkk., verbunden mit der kolossalen Stärke der Mauern,
ruft einen sehr eigentümlichen Eindruck hervor; zumal die Sschiffe
erscheinen fast wie in den Fels gehauene Galerien. An den
Hauptpfll. flache rck. Vorlagen mit Eckdiensten. Die Kaptt. haben
in den älteren Teilen, d. i. dem Qhs. und den Ssch., die mulden-
förmige Umbildung des Würfelkapt, einige ornamentiert, in auf-
fallend herben, archaischen Formen. An den Diensten der (jün-
geren) großen Msch.Gwbb. Knospenkaptt. Doch auch sie von
starrer Bildung. Die Gwbb. der Ssch. grätig, diejenigen des Msch.
und Qsch. mit überaus wuchtigen Wulstrippen besetzt. Die Gwbb.
spitzbg. in verhältnismäßig steilen Linien. Die Fenster eng, mit
rundbg Schluß. Außen sieht man die Mauerstärke der Sschiffe
und des Qhs. oberhalb der inneren Kämpferlinien abnehmen, in
merkwürdig wirkenden abgeschrägten Stufen. Die Ecken des Lhs.
und Qhs. sind durch ungefüge Strebemassen versteift; erst am
jüngeren Hochschiff sattelförmig abgedeckte Strebepfll. von leichterer
und gewohnterer Erscheinung. Unter den Dächern Bg. Friese in
überall gleicher Form. Die (natürlich turmlose) WFassade geht
zu vergleichsweise eleganter Behandlung über. Sie folgt denselben
(burgundischen) Mustern wie Ebrach. Vor dem Mittelportal An-
sätze eines (abgebrochenen oder nicht ausgeführten?) Paradieses.
Von den Sschiffen hat das n eine frontale, das s eine seitliche (nur
von der Klausur aus zugängliche) Tür. In der mittleren Giebel-
 
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