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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0052

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Bop

— 39 —

Bom

glatt und ungegliedert. Nach Ausweis des Pförtchens am STurm
ist diese Partie etwa E. 12. Jh. ausgeführt. Die den Abschluß
bildende Concha (vermutlich in der Fluchtlinie der Türme, wie
bei S. Kastor in Koblenz) wurde nach c. 50 Jahren abgebrochen
und durch den bestehenden, verlängerten Chor ersetzt; in den
Formen ein Kompromis des langlebigen Romanismus mit der in
diesem Abschnitt des Rheintals sehr spät aufgenommenen Gotik.
— Das Lhs., schon A. 13. Jh., war als eine in den Abseiten ge-
wölbte, im Msch. flachgedeckte Emporenbasl. in der Art der großen
Koblenzer Kirchen begonnen (an welche auch die triforienartigen
Öffnungen gegen den Dachraum der Sschiffe erinnern). Aber
noch vor ihrer Vollendung wurde Wölbung beschlossen. Die
Form derselben ist ein Unikum: ein spitzbog. Tonnengwb. durch
rund profilierte Gurten in 3 Abschnitte zerlegt, deren jeder mit 16
vom Mittelpunkt ausstrahlenden Rippen besetzt ist; eine struktive
Funktion haben sie nicht; sie sollen wohl den Schein von Kuppel-
gwbb. hervorrufen. Als Zeuge aus einer sich suchend bemühenden
Zeit (genauere Datierung leider nicht gegeben, etwa 2. V. 13. Jh.)
ist diese wunderliche Deckenkonstruktion für uns merkwürdig ge-
nug; künstlerisch gereichte sie aber dem Gebäude nicht zum Vor-
teil: der Aufbau verlor durch die neuen Elemente seine Harmonie
und der Querschnitt wurde übertrieben eng (6,5: 16,5 m). — Am
Äußeren wechseln schlicht und regellos behandelte Partien mit
bar. Reichtum. Die Türme, jetzt in Spitzhelme auslaufend, hatten
ursp. niedrige Rhombendächer.

Wandmalerei: Um 1890 ein vollständiges System polychromer
Dekoration aufgedeckt und rest. Die Pfll. und Bgg. nebst Pfll.-
Vorlagen und Diensten grau mit weißen, der Grund weiß mit
roten Quaderlinien, die Säulchen der Emporen schwarz, Basen
und Kaptt. rot mit gelb; aus denselben 5 Hauptfarben die orna-
mentierten Bänder, die sich teils als horizontale Friese, teils als
breite Umrahmungen um die Bogenöffnungen hinziehen, an den
Zwickeln Tierbilder. Außerdem am letzten Joch der NSeite, über
der Empore, die Historie des h. Severus in zwei Streifen (nach den
erhaltenen Umrissen neu gemalt); im oberen Streifen der Heilige
als Wollenweber, die anfängliche Verspottung als ein wunderbares
Zeichen auf ihn als den auserlesenen zum Bischofsstuhl von
Ravenna hinweist, seine Beglückwünschung; im unteren die Vor-
gänge bei seinem Tode.

Burg, erb. von Erzb. Balduin von Trier, erneuert nach Brand 1499,
für moderne Nutzzwecke stark umgestaltet. Im Hof der ehem.
Bergfrid, unten 14. Jh., oben 16. Jh., 4 seitig, an den Ecken ab-
gerundet, Krönung mit Machicoulis. Die Wohngebäude der
Rheinseite 16. Jh., die übrigen 1672.
 
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