Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0055

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bre

— 42 —

Bre

Ark. Bg. spitz. Gr. der Zwischenpfll. stark gestrecktes Rck. Die
Hauptpfll. ebenso, dazu starke rck. Vorlagen mit dünnen Würfeln
auf Diensten in den Winkeln. Ark. Bgg. und Gurtbgg. unter-
spitzt. Die alten Gwbb. im Qsch. und letzten Joch des Msch.
erhalten. Diagonalrippen rundbg. mit rck. Profil, Schildgurte
spitzbg., alle Scheitel auf gleicher Höhe. In der Sargwand je
ein schmales Rundbg. Fenster. System und Proportionen erinnern
an die oberelsässischen Kirchen des fr. 13. Jh., nur ist die Behand-
lung plumper und ärmlicher. Für diese ganze Bautengruppe war
das Baseler Münster (beg. 1185) einflußreich, womit sich zugleich
gewisse lombardische Analogien befriedigend erklären. Den Brei-
sacher Bau bis 1162 zurückzuschieben, erregt mir mannigfache
Bedenken. — Der Außenbau hat echte rom. Bestandteile am n
Hahnen-T., an der anschließenden Apsis, an beiden Qsch. Fronten
und der Tür des n Ssch.; alle übrigen rom. Formen sind freie
Erfindung der letzten Rest. Die got. Pfll. in dem jetzt als Qsch.
gestalteten WJoch deuten darauf, daß im 14. Jh. ein kolossaler T.
beabsichtigt war. Die Tympanonreliefs erinnern einerseits an
dasWPortal des Münsters in Colmar, andererseits an den Kapellen-T.
in Rottweil, womit der Weg angezeigt ist, den dieser dann in
Schwaben sich ausbreitende Stil gegangen ist.
Hochaltar0. Der größte und glänzendste am Oberrhein. Die
Bezeichnung H L 1497 ist übermalt und stilgeschichtlich un-
möglich. Besser paßt die ältere Lesung 1526. Schwer glaublich
die Auflösung in Hans Liefrink, der Niederländer war. An-
ordnung und Stil sind oberdeutsch. Im Mittelschrein Marien-
krönung durch die Trinität; auf den 2 Flügeln je 2 männliche
Heilige. Sehr reiche Krönung, mit der das Gwb. erreichende
Spitze 11,63 m über der Mensa. Die von der Sp. Gotik ausgehende
bar. Stilrichtung hat hier einen begabten, zugleich zügellosen
Vertreter gefunden. Bezeichnend ist auch der ungewöhnliche, die
Lebensgröße überschreitende Maßstab. Aus der Gewandung ist
ein verwegen hingewühltes Schnörkelwerk geworden, auf dem sich
in Verbindung mit der ursprünglichen Bemalung und Vergoldung
ein überaus reiches und feines Spiel der Lichter, Halbschatten
und Reflexe entwickelt haben muß; heute durch dicken Ölfarben-
anstrich getötet. Die Halbfigg. der 4 Evangelisten in der Predellen-
nische nehmen sich aus wie Chorherrenporträts, Köpfe und Hände
geistreich belebt. — Ein kleineres, seiner Flügel beraubtes Altar-
werk0, E. 15. Jh., in der Rosenkranz-Kap. — Lettner0 aus hellem
Sandstein, ein virtuosenhaftes Prachtstück, die künstlerische Auf-
fassung sollte nicht allzu hoch gewertet werden; um 1500. —
Kanzel 1597. — Dreisitz (aus Klst. Marienau) und Chor-
gestühl hübsche, nicht eigentlich hervorragende Arbeiten aus
 
Annotationen