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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0127

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Frie

tätigkeit. Die Anlage ist, ausgenommen den veränderten WBau,
einheitlich, pfarrkirchlich, noch ohne Rücksicht auf das später mit
der Pfarr-K. verbundene Kapitel, der große Maßstab ein merkwür-
diges Zeugnis für den Ehrgeiz der seit kurzem aufblühenden Stadt. —
Die geschichtliche Bedeutung der Friedberger Stadt-K. ist, daß sie
den Typus der hessischen Hllk. zur Reife und zum Abschluß bringt.
In den Proportionen erreicht sie ein hohes Maß von Ausgeglichen-
heit, doch schon mit einem leichten Anflug des abstrakten Geistes,
der im 14. Jh. die Überhand gewann. Nicht vorteilhaft ist, daß
die Ausführung des Details tatsächlich schon in diese Epoche fällt.
Das Lhs. (44 m 1., 24 m br.) ist in 7 J. geteilt. Nicht sehr stark
betont das Breitenübergewicht des Msch. über die Ssch. (8:6m
im Lichten). Es ließ sich dabei ohne auffallende Verschiedenheit
der Bogenlinien gleiche Höhenlage der Scheitel erreichen. Die
Rundpfll. der Vierung haben erst 4, diejenigen des Lhs. 8 Dienste
und gehen in den WJochen zu 8eck. Kern über. Die Anlage eines
Qsch. entspricht der hessischen Tradition. Bei geringer Ausladung
bleibt der Gegensatz zum Lhs. ohne rechte Kraft und dies um so
mehr, da die Stirnseiten keine Giebel, sondern Walmdächer tragen.
Der regelmäßig aus 5 Seiten des 8Ecks angelegte Chor schließt
sich ohne Zwischenglied an die OWand des Qsch. — Nicht mehr
dem ersten Plan entspricht die Ausführung des WBaus. Hier weist
die verstärkte' Bildung des ersten Pfeilerpaares auf beabsichtigte
Türme. Diejenigen, die im sp. 14. Jh. begonnen wurden, sind vor
dieWWand gesetzt, sehr massiv, als Öffnungen wenige kleine Fenster-
schlitze, auch keine Türen, Zugang durch die Treppentürmchen an
den Ssch.; es ist sehr wahrscheinlich, daß sie als Wehrtürme ge-
dacht waren, wodurch die Inhibierung des Baus durch den Kaiser
erklärlich wird; sie sind Torso geblieben. Der übrige Außenbau
schlicht, doch mit Sorgfalt behandelt. Recht hübsch, um 1300,
das kleine Portal am s Qsch. (mit spgot. Veränderung), im Tym-
panon der Weltenrichter. Sonst kommt figürliche Plastik nur in
ornamentaler Verwendung und auch hier spärlich vor. — Innere
Ausstattung: Lettner spgot., vorgebaut das Gehäuse eines ro-
manisierend-frgot. Ciborienaltars. Von den einst 17 Altären
nur die Mensa des Hauptaltars erhalten. [Aufsatz im Museum zu
Darmstadt.] Got. Taufstein unbedeutend. Reiches Sakraments-
häuschen, bez. 1503, mit Turmbekrönung, am Gitter bmkw.
eiserne Armleuchter. Chorgestühl 2. H. 14. Jh., einfache
Schreinerarbeit mit wenig Schnitzwerk. Verworrene Bruchstücke
von Glasmalerei in den Chorfenstern.

Judenbad. Rituelles Frauenbad, frgot., letztes Viertel 13. Jh. 4seit.
Schacht, 5,30 m br., 23,50 m tief, die Treppe 5 mal durch Podeste
unterbrochen, jeder Abschnitt zu 11 Stufen.
 
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