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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0277

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1503—20 Neubau des Chors. Auffallend spät, 1540, noch eine
Gesamtweihe. — 5. 1754 Abbruch des Kreuzgangs und der übrigen
Anbauten begonnen. 1761 Umbaupläne durch /. F. Blondel, be-
schränkt ausgeführt bis 1771. — 6. Seit 1880 begann unter Leitung
von P. Tornow eine durchgreifende, über den Zweck der Erhaltung
weit hinausgehende Restauration.

I. Das gegen N und O abschüssige Gelände führte zu anormaler
Orientierung: die Hauptachse NW—NO. Die S- und WSeite war
im Ma. dicht mit Nebenbauten besetzt, die im 18. und 19. Jh. ab-
geräumt wurden. Im W lag der Bischofshof mit der Kap. S. Gallus,
im S der Kreuzgang mit den Kapp. S. Petrus major, S. Petrus senior
und S. Paul; etwas weiter nach SO die Pfarr-K. S. Gorgon. Die
Lage einer noch im 12. Jh. genannten bischöfl. Tauf-K. ist nicht
nachzuweisen. Nicht unwahrscheinlich trat an ihre Stelle die 1130
gegr. K. S. Maria rotunda zwischen der WFront des Doms und
dem Bischofshof. Die von F. J. Schmitt (Wiener Allgem. BZ. 1894)
gegebene Rekonstruktion als frgot. 6 seit. Zentralbau mit 12 seit.
Umgang, von dem 4 Sil. in den heute bestehenden Bau über-
nommen wären, ist eine ganz unsichere Hypothese. Besser sind
wir über den rom. Dom orientiert. Das Lhs. entsprach in seiner
Längenausdehnung der des heutigen got. Lhs. (nicht lsch.! wie
Kraus von Prost übernimmt). Das Qsch. war ebenfalls so lang,
als das got., aber schmäler (^4 der L.). Die Hauptapsis schloß
sich als überhöhter l\% Kr. an (wie in Straßburg) und war von
2 schlanken Rundtürmen flankiert.

II. Der got. Bau. Das durch Vereinigung mit der Marien-K.
ungewöhnlich stark gestreckte Lhs. hat 8 J. Die beiden w Stützen-
paare sind glatte Rundpfll.; die beiden folgenden Rundpfll. mit
8 Diensten (sie tragen die Türme); weiter 3 Paare mit 4 Diensten.
Diese Unregelmäßigkeiten erklären sich aus der oben angemerkten
Tatsache, daß die 3 WJoche im Ma. durch eine Mauer vom eigent-
lichen Dom abgetrennt waren. Noch jetzt erkennt man am Basa-
ment der SIL, daß der Fußboden hier höher lag. Wenn auch zeit-
lich nicht weit auseinanderliegend, gehören beide Bauteile doch
verschiedenen Bauschulen: die 5 OJoche sind ein Derivat der
Kathedrale von Reims, die 3 WJoche haben nordburgundisches
Stilgepräge. Die Bautätigkeit des 13. Jh. umfaßt die Ssch. und
das Erdgeschoß des Msch. mit Einschluß des aus Kleeblattbgg.
zusammengesetzten Arkadengesimses. Die Proportionen gehen im
Verhältnis zum Vorbild (Reims) sehr in die Breite. Mit dem Tri-
forium beginnt der Stil des 14. Jh. und verändern sich völlig die
Proportionen. Das Verhältnis von Erdgeschoßhöhe zur Gesamt-
höhe wird 1 :3, während es in Amiens 1:2, in Reims 1 :2,1 war.
 
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