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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0299

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— 286 —

Neu

tem Gewände. — Die jüngere Bauführung umfaßt die beiden w
Doppeljoche (mit Ausnahme der schon in der älteren fertig ge-
stellten Seitenmauern). Die herkömmliche Datierung auf 2. V.
13. Jh. ist zu früh. Bildung und Anordnung des Laubwerks der
Kaptt. weist auf die Zeit nach M. 13. Jh.; ebenso die kleinen Kon-
sölchen, welche den überstehenden Teil der Basen mit dem Sockel
verbinden, ein für das Straßburger Lhs. charakteristisches Motiv.
Aus der dortigen Bauhütte könnte um 1250—60 der Meister ge-
kommen sein, was nicht ausschließt, daß er auch von französischen
Bauten Anschauung besaß. Die Abhängigkeit vom älteren System
gibt seinem Werk ein altertümliches Gepräge, soweit es ihm mög-
lich war tritt er aber doch als entschiedener Gotiker auf: die
Arkadenbgg. steiler, das Gurtgesims auf höherem Niveau, die Dienste
leichter und ohne Verkröpfung hindurchgeführt, die Gwbb. 6teil.,
mit abgekanteten Rippen (wie im Straßburger Kapitelsaal), die
Fenster (breit spitzbg.) nicht mehr gruppiert, sondern in gleichen
Abständen. Durch diese optischen Mittel wird ohne wirkliche
Steigerung des Höhenfaktors die Vertikalbewegung weit fühlbarer,
als im älteren Bauteil. An das gebundene System erinnert nur
noch die ungleiche Stärke der Pf 11.; ihre Bildung ist aber gleich:
kräftiger runder Kern mit 4 Diensten. Je 4 Strebebgg. mit ein-
fach behandelten Pfll. Die Hochwand erheblich verdünnt. —
Äußeres. Die Baumasse breit hingelagert. Diesem Grundton
entspricht der Vierungs-T.; über der Firstlinie des Schiffs ein ein-
ziges niedriges Geschoß mit je 2 Doppelfenstern in tiefer Blende.
(Die 4 Giebel mit Rhombendach ein für das Elsaß stilwidriger
Zusatz der letzten Rest.) Für die WFassade waren sicher Doppel-
türme beabsichtigt. Zwischen ihnen und dem Sch. sollte noch
ein Joch mehr angeordnet werden, wie die Bildung des ersten
Pfl. Paares beweist. Die Behandlung wirkungsvoll ohne Formen-
prunk. Höchst imponierend der schwere, vielgliedrige Sockel. Er
ist um die breiten Lisenen und die Eckstreben das Qsch. herum-
gekröpft. Schon aus diesem Grunde ist es ein (aus der zu frühen
Datierung entsprungenes) Vorurteil, die letzteren als einen jüngeren
Zusatz zu erklären. Dagegen könnte dies wohl der Fall sein bei
dem spitzbg., mit steilem Giebel überdachten Portal des s Qsch.
Die auf den Verdachungen der Strebepfll. hockenden Bestien im
elsässischen Spätromanismus sehr beliebt. Die Front des NKreuzes
2mal durch Gesimse geteilt; dann ein großes schönes Radfenster,
nach dem Muster des Straßbg. Qsch., NFront. Ein zweites kleineres
Rundfenster im Giebel. Der Rundbg. Fries über dem Rade staffei-
förmig überhöht. An der Dachschräge Treppenfries. Dieser immer-
hin gemäßigte Reichtum des Qsch. hebt sich von den übrigen, ganz
ruhigen, nur durch die schöne Quaderbehandlung ausgezeichneten
 
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