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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0349

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am Odilienberg, doch schon in einigen Punkten fortgeschrittener;
die daraus sich ergebende Datierung auf c. 1170—90 wird auch
durch andere Vergleiche (die bis auf das Straßburger Münster und
den Dom zu Worms ausgedehnt werden können) gestützt. Nächste
Verwandte sind, außer Niedermünster, S. Fides in Schlettstadt, Alt-
dorf, Lautenbach. In dieser Gruppe wendet zum erstenmal R.
spitzbg. Arkk. und Kreuzrippen an. Diese Aufnahme fremder Ele-
mente hinderte den Meister von R. aber in keiner Weise an ener-
gisch gesteigerter Herausarbeitung der bodenständigen Eigenart. In
der überaus gedrungenen Gestalt aller Glieder (z. B. an den Sil.
die Basen und Kaptt. je 7<t, die Schafte nur 7a der Gesamthöhe)
äußert sich ein spezifisch elsässisches Kraftgefühl. Es verbindet
sich mit einer sehr präzisen Modellierung und vortrefflichen Meißel-
führung. — Der kreuzf. Gr. innen 36,5 m 1. Das Lhs. geteilt (wie
immer in dieser Denkmälergruppe) in 272 Doppeljoche; der Quer-
schnitt nach der Proportion des gleichseitigen 3 Ecks, was ebenfalls
typisch. Die Rippen in schwerster Wulstform, Schlußsteine kreuz-
förmig. Die Schildbgg. auf Konsolen. Der Raum erscheint gegen-
über der kolossalen Mächtigkeit der Mauern und Stützen gepreßt.
Äußeres. Einziger T. der über der Vierung; durch got. Über-
höhung die Proportion verdorben. Besonders eindrucksvoll die
ganz herrliche Quadertechnik, dergleichen im Elsaß noch nicht ge-
sehen worden war. Die Wandflächen in allen Teilen mit Lisenen
und Bg. Friesen von starkem Relief und mit schmuckreichen Kon-
solen; am Hochsch. den Lisenen eine Halbsl. vorgesetzt, deren
Kaptt., ohne mit einem zu tragenden Gliede in Verbindung zu
stehen, in die Luft stehen. (Sicherer Beweis für Zusammenhang
mit der Bauschule der Westvogesen.) An den Schrägen der Ge-
simse Schachbrett-, Billet- oder Palmettenmusterung. Verhältnis-
mäßig schwach dekoriert das WPortal, darüber ein aus der Wand
ausgespartes Feld mit Umrißspuren einer Kreuzigungsgruppe (ver-
mutlich in der Revolutionszeit weggeschlagen). Sonst die figür-
liche Plastik noch im Stadium des Ornaments: Köpfe oder hockende
Männchen als Konsolen; Köpfe wie eine Perlenschnur aufgereiht
als Astragel einer Sl.; große kauernde Bestien akroterienartig am
Fassadengiebel; anderes der Art ganz unregelmäßig hier und da
verstreut, z. B. an der Verdachung des n Nebenportals und am
T. — Aus nicht erkennbaren Gründen im SOWinkel zwischen
Qhs. und Chor ein 2stock., unorganisch eingeschobener Anbau;
er ist technisch schlechter ausgeführt, als der Hauptbau, braucht
aber deshalb keineswegs, wie gewöhnlich angenommen, Überrest
eines älteren Baus zu sein.

Rom. Steinhaus. Einziges im Elsaß erhaltenes. Gelegen außer-
halb des alten ummauerten Stadtbezirks. Gr. rck., innen 6,50:5,75,
 
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