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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0403

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Str — 390 — Str

Zwischen der Apsis und der rck. Mantelmauer sind mehrere Hohl-
räume angeordnet: in der Mittelachse ein kapellenartiger 3teil.
Raum, dessen Bestimmung nicht'ganz sicher ist; etwa für die
Kathedra des Bischofs. In den Ecken Wendeltreppen, die zu
äußeren Galerien und schließlich in den Dachraum führen. Eine
dritte Wendeltreppe an der SWEcke des Qsch., eingeschlossen in
die am Kreuzungspunkt der Strebepfll. gebildete Mauermasse.

VI. Äußeres. Daß und warum die OAnsicht — sonst an den
rom. Domen ein bevorzugtes Glanzstück — für die künstlerische
Wirkung ausscheidet, wurde oben gesagt. Um so repräsentativer
wurden die Fronten des Qhs. ausgebildet. Die im N ist die ältere,
gravitätisch prächtig, im Stilcharakter rom. mit wenig Übergangs-
tendenz, heute durch die spgot. Lorenz-Kap. und die bar. Sakristei
in den unteren Teilen verdeckt, doch zugleich auch mit ihnen zu
einer im malerischen Sinne unvergleichlich reizvollen Gruppe ver-
bunden. Einen reicheren Charakter hat die SFront. Ihre oberen
Teile gehen allmählich in volle Frühgotik über und die SpGotik
hat in ihrer Weise mit Geschick einiges Dekorative hinzugegeben.
Die ungeheuren Strebemauern der Ecken (ursp. mit Durchlässen)
vermögen noch keine artikulierte Kunstform zu finden. Im ersten
Plan waren sie sicher noch nicht enthalten. Die naheliegende
Vermutung, daß die Bekanntschaft mit ihnen durch das Münster
von Basel vermittelt worden sei, wird zur Gewißheit durch ein
spezifisches Detail: an den Durchlässen der NStreben sind die
Bogensteine mit der Mauer in Verband — ein altrömisches, von
den Lombarden wiederaufgenommenes, am Oberrhein zuerst in
Basel auftretendes, weiterhin in Freiburg, Gebweiler und Speier
zu beobachtendes Verfahren. Vergl. auch, was> oben über die
Baseler Herkunft des polygonalen Chorgrundrisses gesagt wurde. —
An dem Vierungs-T. ist nur die Fußgalerie alt. Er wurde nach
dem Brande 1298 got. erneuert als Achtort mit 8 Giebelchen,
Kuppel und Laterne — in gedrängterer Proportion konform den
Fassadentürmen des Risses B (eine auffallend genaue Abb. auf
dem Weltgerichtstympanon des Rottweiler Kapellenturms.) Zer-
stört durch den Brand 1759. Von da ab ein bloßes Notdach, bis
auch dieses 1870 in Flammen aufging. Die jetzige Gestalt 1878
von Klotz.

VII. Der Sprung von der tastenden und zögernden Halbgotik des
Qsch. zu der vollentwickelten des Lhs. würde weniger unver-
mittelt erscheinen, wenn wir noch den Bruderhof besäßen. Er
ist durch Bauten des 16. und 17. Jh. fast vollständig verdrängt.
Erhalten haben sich Fenster mit reizendem Detail in der ver-
längerten Strebemauer an der SOEcke des Qsch. Der Raum über
der Andreas-Kap., die „Schatzkammer", ist im 17. Jh. gänzlich
 
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